Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Ich hab Shirley Boon gesagt, ihr Hintern passt sowieso auf keinen Hocker im Woolworth.«
»Und was hat Shirley geantwortet?«
Ich hol meine Lehrerinnenstimme raus. »Wenn man nichts Nettes sagen kann, sollte man gar nichts sagen.«
Wie wir bei ihrem Haus sind, guck ich zu Aibileen rüber. Sie strengt sich so an, nicht zu lachen, dass sie ganz lila im Gesicht ist.
»Das ist nicht komisch«, fauch ich.
»Ich bin froh, dass du meine Freundin bist, Minny Jackson.« Und sie umarmt mich, bis ich die Augen verdreh und sag, ich muss jetzt gehen.
Ich lauf weiter und bieg um die Ecke. Ich wollt nicht, dass Aibileen das weiß. Niemand soll wissen, wie sehr ich diese Geschichtensache brauch. Jetzt, wo ich nimmer zu Shirley Boons Treffen kann, ist das so ziemlich alles, was ich noch hab. Und ich sag ja auch nicht, dass die Treffen mit Miss Skeeter keinen Spaß machen. Immer wenn ich hinkomm, beschwer ich mich. Ich stöhn. Ich werd sauer und leg einen Wutanfall hin. Aber Tatsache ist: Ich erzähl meine Geschichten gern. Es fühlt sich an, wie wenn ich was gegen das alles mach. Wenn ich wieder geh, ist der Beton in meiner Brust so weit zusammengeschmolzen, dass ich ein paar Tage atmen kann.
Und ich weiß, es gibt jede Menge »Farbigensachen«, die ich noch machen könnt, außer meine Geschichten erzählen oder zu Shirley Boons Treffen gehen — die Massenversammlungen in der Stadt, die Märsche in Birmingham, die Wahlaufrufe droben auf dem Land. Aber die Wahrheit ist: Mir liegt nicht viel am Wählen. Mir liegt nichts dran, an einem Cafeteria-Tresen mit Weißen zu essen. Mir geht’s nur darum, ob in zehn Jahren eine weiße Lady meine Töchter dreckig nennt oder sie beschuldigt, ihr Silber zu stehlen.
An dem Abend, zu Haus, hab ich die Butterbohnen so weit und den Schinken in der Pfanne.
»Kindra, hol alle her«, sag ich zu meiner Sechsjährigen. »Essen ist fertig.«
»Eeessennn!«, schreit Kindra, ohne sich vom Fleck zu rühren.
»Hol deinen Daddy, wie sich’s gehört!«, schrei ich. »Hab ich dir nicht gesagt, in meinem Haus wird nicht geschrien?«
Kindra verdreht die Augen, wie wenn ich grad das Blödeste von der Welt von ihr verlangt hätt. Sie stapft den Gang lang. »Eeessenn!«
»Kindra!«
Die Küche ist der einzige Raum im Haus, wo wir alle reinpassen. Sonst sind überall Schlafzimmer. Das von Leroy und mir ist hinten, daneben ist ein kleiner Raum für Leroy junior und Benny, und aus dem Wohnzimmer haben wir ein Schlafzimmer für Felicia, Sugar und Kindra gemacht. Also bleibt nur die Küche. Wenn’s draußen nicht grad eiskalt ist, steht die Hintertür offen, nur die Fliegentür ist zu. Die ganze Zeit hört man den Lärm von Kindern und Autos und bellenden Hunden.
Leroy kommt und setzt sich neben Benny, der jetzt sieben ist. Felicia gießt Milch oder Wasser in die Gläser. Kindra bringt ihrem Daddy einen Teller Bohnen und Schinken und kommt wieder an den Herd. Ich geb ihr den nächsten Teller.
»Der ist für Benny«, sag ich.
»Benny, steh auf und hilf deiner Mama«, sagt Leroy.
»Benny hat Asthma. Er braucht nichts zu machen.« Aber mein braver Kleiner steht trotzdem auf und nimmt Kindra den Teller ab. Meine Kinder können arbeiten.
Alle sitzen am Tisch, bis auf mich. Drei Kinder sind heut Abend zu Haus. Leroy junior, der im letzten Jahr an der Lenier High ist, packt im Jitney 14 an der Kasse die Sachen ein. Das ist der Weißenladen in Miss Hillys Wohnviertel. Sugar, die Älteste von den Mädchen, ist in der zehnten Klasse und hütet die Kinder von unserer Nachbarin Tallulah, die länger arbeiten muss. Wenn Sugar mit Babysitten fertig ist, kommt sie nach Haus, fährt ihren Daddy zur Spätschicht im Rohrmuffenwerk und holt dann Leroy junior im Jitney ab. Leroy senior kann dann um vier Uhr morgens mit Tallulahs Mann heimfahren. So passt alles.
Leroy isst, starrt aber auf das Jackson Journal neben seinem Teller. Er ist nicht der Verträglichste, wenn er grad erst aufwacht. Ich guck vom Herd rüber und seh, dass das Sit-in in Browns Drugstore auf der Titelseite ist. Das ist nicht Shirleys Gruppe, es sind Leute aus Greenwood. Hinter den fünf Demonstranten auf ihren Hockern steht eine Horde weißer Teenager, die alle grinsen und feixen und den Farbigen Ketchup, Senf und Salz auf den Kopf kippen.
»Wie bringen sie das fertig?« Felicia zeigt auf das Foto. »Dasitzen, ohne sich zu wehren?«
»Das ist es, was sie machen sollen«, erwidert Leroy.
»Ich möcht diesen Weißen ins Gesicht spucken, wenn
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