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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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geredet, seit ich letzte Woche die Flaschen gefunden hab. Ich tob nicht rum. Ich bin wütend, okay, aber ich hab mir die letzten sechs Tage täglich geschworen, dass ich mich an Mamas Regel Nummer eins halten werd. Was zu sagen, würd heißen, dass es mich kümmert, was mit ihr ist, und das tut’s nicht. Es ist nicht meine Sache und nicht meine Sorge, wenn sie ein faules, betrunkenes, dummes Ding ist.
    Wir legen die in Eierteig getunkten rohen Hühnerteile auf den Gitterrost. Dann muss ich das Spatzenhirn zum hunderttausendsten
Mal dran erinnern, sich die Hände zu waschen, eh sie uns beide umbringt.
    Ich guck zu, wie das Huhn schmurgelt. Wenn ich Huhn frittier, kommt mir die Welt immer gleich bisschen besser vor. Ich vergess fast, dass ich bei einer Trinkerin arbeit. Wie die Ladung Huhn fertig ist, tu ich das meiste in den Kühlschrank, fürs Abendessen. Der Rest kommt auf eine Platte für uns zum Mittagessen. Sie setzt sich wie immer zu mir an den Küchentisch.
    »Nehmen Sie die Brust«, sagt sie, und ihre blauen Augen gucken mich groß an. »Nur zu.«
    »Ich ess den Unter- und den Oberschenkel«, sag ich und nehm mir beides von der Platte. Ich blätter im Jackson Journal zum Vermischtes-Teil. Ich knick die Zeitung so vor mir hoch, dass ich Miss Celia nicht anzugucken brauch.
    »Aber da ist ja kaum Fleisch dran.«
    »Die sind fein. Schön fettig.« Ich les weiter, versuch, sie gar nicht zu beachten.
    »Na gut«, sagt sie und nimmt sich die Brust, »dann sind wir wohl perfekte Huhn-Partner.« Und kurz darauf sagt sie: »Ich habe wirklich Glück, Sie zur Freundin zu haben, Minny.«
    Ich fühl, wie heißer Ekel in mir hochsteigt. Ich senk die Zeitung und schau sie an. »Nein, Ma’am. Wir sind keine Freundinnen. «
    »Oh … klar sind wir’s.« Sie lächelt, wie wenn sie mir einen großen Gefallen tun würd.
    »Nein, Miss Celia. Sind wir nicht.«
    Sie blinzelt mich mit ihren falschen Augenwimpern an. Hör auf, Minny, sagt mir mein Inneres. Aber ich weiß schon, dass ich’s nicht kann. An den Fäusten, die ich mach, merk ich, dass ich’s keine Minute mehr drunten halten kann.
    »Sie meinen . . .« Sie guckt auf ihr Huhn. »Weil Sie farbig sind? Oder weil Sie nicht mit mir befreundet sein wollen?«
    »Gibt so viele Gründe. Dass Sie weiß sind und ich farbig bin, ist nur irgendwo mitten drunter.«

    Jetzt lächelt sie gar nicht mehr. »Aber … warum?«
    »Weil ich Sie nicht um Geld bitt, wenn ich Ihnen erzähl, dass ich mit der Stromrechnung im Verzug bin«, sag ich.
    »Oh, Minny …«
    »Weil Sie mir noch nicht mal das bisschen Respekt erweisen, Ihrem Mann zu sagen, dass ich hier arbeit. Weil Sie mich wahnsinnig machen, wenn Sie vierundzwanzig Stunden am Tag hier im Haus sind.«
    »Sie verstehen das nicht. Ich kann nicht. Ich kann nicht weggehen. «
    »Aber das ist alles nichts im Vergleich zu dem, was ich jetzt weiß.«
    Ihr Gesicht unter dem Make-up wird einen Ton blasser.
    »Die ganze Zeit hab ich gedacht, Sie haben Krebs oder was oder sind krank im Kopf. Die arme Miss Celia, den ganzen Tag.«
    »Ich weiß, es war schwer …«
    »Oh, ich weiß, dass Sie nicht krank sind. Ich hab Sie oben gesehen, mit den Flaschen. Und jetzt führen Sie mich nicht mehr an der Nase rum.«
    »Flaschen? O Gott, Minny …«
    »Ich sollt die Dinger in den Ausguss kippen. Ich sollt Mister Johnny auf der Stelle sagen …«
    Sie steht so wütend auf, dass ihr Stuhl umfällt. »Wagen Sie’s ja nicht …«
    »Sie tun, wie wenn Sie Kinder wollten, aber Sie trinken genug, um einen Elefanten zu vergiften!«
    »Wenn Sie’s ihm sagen, sind Sie gefeuert, Minny!« Sie hat Tränen in den Augen. »Wenn Sie diese Flaschen auch nur anrühren, feure ich Sie augenblicklich!«
    Aber das Blut pocht zu heiß in meinem Kopf, als dass ich jetzt noch aufhören könnt. Ich steh auf. »Sie mich feuern? Wer sonst soll denn hier rauskommen und heimlich hier arbeiten, während Sie den ganzen Tag betrunken im Haus rumhängen?«

    »Sie meinen, ich kann Sie nicht feuern? Sie hören heute hier auf, Minny!« Sie heult jetzt und zeigt mit dem Finger auf mich. »Sie essen Ihr Huhn, und dann gehen Sie nach Hause.«
    Sie nimmt ihren Teller mit dem weißen Fleisch und stürmt zur Schwingtür raus. Ich hör sie den Teller auf den langen, feinen Esszimmertisch knallen, hör die Stuhlbeine über den Boden schrappen. Ich sink auf meinen Stuhl zurück, weil meine Knie zittern, und starr auf mein Huhn.
    Grad hab ich wieder einen verdammten Job verloren.
     
    Am Samstagmorgen

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