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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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hat.
    Jede andre weiße Frau weiß auch, dass es eine Zeit im Monat gibt, in der man Minny nicht anspricht. Selbst Miss Walters hat gewusst, wann der Minny-Warnzeiger auf Rot stand. Sie hat das Karamell auf dem Herd gerochen und sich sofort an ihrem Krückstock zur Tür raus verzogen. Hat nicht mal Miss Hilly ins Haus gelassen.
    Letzte Woche war Miss Celias Haus von dem Zucker und
der Butter voll mit Weihnachtsduft, mitten im brütend heißen Juni. Ich war angespannt wie immer, wenn ich den Zucker zu Karamell brenn. Ich hab sie dreimal ganz höflich gefragt, ob ich das bitte allein machen könnt, aber sie wollt unbedingt dableiben. Hat gemeint, es wär ihr zu einsam, den ganzen Tag in ihrem Schlafzimmer.
    Ich hab versucht, so zu tun, als wär sie nicht da. Das Problem ist, ich muss mit mir selbst reden, wenn ich eine Karamelltorte mach, sonst werd ich zu nervös.
    Ich sag: »Der heißeste Junitag seit Menschengedenken. Vierzig Grad draußen.«
    Und sie sagt: »Haben Sie eine Klimaanlage? Gott sei Dank haben wir hier eine, ich bin nämlich ohne aufgewachsen und weiß, was das heißt.«
    Und ich sag: »Ich kann mir keine Klimaanlage leisten. Die Dinger fressen Strom wie Baumwollkäfer Baumwolle.« Und ich rühr und rühr, weil der Zucker oben grad braun wird und das der Moment ist, wo man höllisch aufpassen muss, und ich sag: »Wir sind mit der Stromrechnung eh schon in Verzug«, weil ich nicht richtig denken kann, und was sagt sie? Sie sagt: »Oh, Minny, ich wollte, ich könnte Ihnen das Geld leihen, aber Johnny stellt in letzter Zeit immer so komische Fragen«, und ich dreh mich um, um ihr beizubringen, dass eine Negerin, die sich drüber beklagt, was das Leben kostet, noch lang nicht um Geld bettelt, aber eh ich ein Wort rausbring, ist mein verdammtes Karamell angebrannt.
     
    Im Sonntagsgottesdienst stellt sich Shirley Boon vor die Gemeinde hin. Ihre Lippen flattern wie Fahnen, während sie uns dran erinnert, dass am Mittwochabend das Gemeinschaftsbelange-Treffen ist, um über ein Sit-in in der Woolworth-Cafe-teria in der Amite Street zu reden. Die kräftige, großnasige Shirley zeigt mit dem Finger auf uns und sagt: »Das Treffen ist um sieben, also seid pünktlich. Keine Ausreden!« Sie kommt
mir vor wie eine dicke, hässliche, weiße Schullehrerin. Die Sorte, die keiner heiraten will.
    »Kommst du am Mittwoch?«, fragt Aibileen. Wir gehen durch die Drei-Uhr-Hitze nach Haus. Ich halt meinen Beerdigungsfächer in der Hand und wedel so schnell damit, dass es aussieht, wie wenn er einen Motor hätt.
    »Ich hab keine Zeit«, sag ich.
    »Du willst mich wieder allein hingehen lassen? Ach, komm doch, ich bring Gewürzkuchen mit und …«
    »Ich hab doch gesagt, ich kann nicht.«
    Aibileen nickt und meint: »Na gut.« Sie geht weiter.
    »Benny … könnt wieder Asthma kriegen. Ich will ihn nicht allein lassen.«
    »Mm-hmm«, sagt Aibileen. »Den wahren Grund sagst du mir, wenn du so weit bist.«
    Wir biegen in die Gessum, gehen um ein Auto rum, das auf der Straße am Hitzschlag krepiert ist. »Oh, eh ich’s vergess, Miss Skeeter will am Donnerstagabend schon früher kommen«, sagt Aibileen. »So um sieben. Schaffst du das?«
    »Gott im Himmel«, ruf ich und werd schon wieder wütend. »Was mach ich da? Ich muss verrückt sein, dass ich die geheimsten Geheimnisse der Farbigen einer Weißen erzähl.«
    »Ist doch nur Miss Skeeter, sie ist nicht wie die anderen.«
    »Hab das Gefühl, ich red hinter meinem eigenen Rücken«, sag ich. Ich hab mich jetzt mindestens fünf Mal mit Miss Skeeter getroffen. Es wird nicht leichter.
    »Willst du nicht mehr kommen?«, fragt Aibileen. »Du sollst nicht das Gefühl haben, du musst.«
    Ich sag nichts.
    »Bist du noch da, M?«, fragt sie.
    »Ich . . . ich will ja, dass es für die Kinder besser wird«, sag ich. »Aber es ist nun mal eine traurige Tatsache, dass eine Weiße das macht.«
    »Komm am Mittwoch mit zum Gemeinschaftsbelange-Treffen.
Dann reden wir nochmal drüber«, erwidert Aibileen und lächelt leis.
    Ich hab doch gewusst, dass sie nicht einfach davon ablässt. Ich seufz. »Ich hab Ärger dort, okay?«
    »Mit wem?«
    »Shirley Boon«, sag ich. »Beim letzten Treffen haben sich alle an der Hand gehalten und dafür gebetet, dass Schwarze auf die Weißentoiletten dürfen, und davon geredet, dass sie sich im Woolworth auf einen Hocker setzen und sich nicht wehren wollen, und alle haben gelächelt, wie wenn diese Welt der reinste Himmel werden würd, und da … bin ich geplatzt.

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