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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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gesaugt. Das heißt, sie muss oben sein. In diesen unheimlichen Zimmern.
    Eh ich gefeuert wurd, weil ich dem weißen Manager auf den Kopf zugesagt hab, dass er ein Haarteil trägt, hab ich die Ballsäle im Robert E. Lee Hotel geputzt. Die riesigen, leeren Räume mit den lippenstiftverschmierten Papierservietten und dem Parfümgeruch in der Luft fand ich immer gruselig. Und genauso ist es mit den Zimmern oben in Miss Celias Haus. Da steht sogar eine alte Wiege mit Mister Johnnys altem Babymützchen und seiner Silberrassel, und ich schwör, ich hör das Ding manchmal ganz von allein klimpern. Und wie ich grad an das Klimpern denk, frag ich mich, ob diese Kartons was damit zu tun haben, dass sie jeden zweiten Tag dort rauf schleicht.
    Ich beschließ, dass es Zeit ist raufzugehen und nachzuschauen.
     
    Am nächsten Tag behalt ich Miss Celia im Auge, wart, dass sie sich nach oben schleicht, damit ich gucken kann, was sie da macht. Um zwei etwa streckt sie den Kopf in die Küche und lächelt so komisch. Eine Minute drauf hör ich’s über mir knarren.
    Ich husch zur Treppe. Obwohl ich auf Zehenspitzen geh, klappert das Geschirr im Sideboard, und die Dielen ächzen. Ich geh so langsam die Treppe rauf, dass ich meinen eigenen Atem hör. Oben geh ich den langen Gang runter. Vorbei an den offenen Türen von Schlafzimmer eins, zwei, drei. Tür
Nummer vier ganz am Ende ist angelehnt. Ich geh bisschen näher ran. Und durch den Spalt seh ich sie.
    Sie sitzt auf dem gelben Einzelbett am Fenster und lächelt jetzt nimmer. Das Paket, das ich vom Briefkasten reingeschleppt hab, ist offen, und auf dem Bett liegen ein Dutzend Flaschen mit einer braunen Flüssigkeit drin. Ein Brennen steigt mir die Brust rauf, ins Kinn, in den Mund. Diese flachen Flaschen kenn ich. Ich hab zwölf Jahre lang einen nichtsnutzigen Säufer bedient, und wie mein fauler Blutsauger von Daddy endlich tot war, hab ich mit Tränen in den Augen zu Gott geschworen, dass ich nie einen Trinker heiraten würd. Und hab’s dann doch getan.
    Und jetzt bin ich hier und bedien auch noch eine verdammte Säuferin. Das sind noch nicht mal Flaschen aus dem Laden, sie sind oben mit rotem Wachs verschlossen, so wie’s mein Onkel Toad mit seinem heimlich gebrannten Whiskey gemacht hat. Mama hat mir damals erklärt, richtige Trinker wie mein Daddy würden das selbstgebrannte Zeug trinken, weil’s stärker ist. Jetzt weiß ich, Miss Celia ist genauso verrückt wie mein Daddy war und wie’s Leroy wird, wenn er sich über den Old Crow hermacht, nur dass sie nicht mit der Bratpfanne hinter mir herjagt.
    Miss Celia nimmt eine Flasche in die Hand und guckt sie an, wie wenn da Jesus drin wär und sie’s nicht erwarten könnt, endlich erlöst zu werden. Sie macht sie auf, trinkt einen Schluck und seufzt. Dann trinkt sie noch drei große Schlucke und lehnt sich in ihre vornehmen Kissen.
    Ich fang am ganzen Leib zu zittern an, wie ich die Erleichterung auf ihrem Gesicht seh. Sie war so scharf drauf, ihren Stoff zu kriegen, dass sie nicht mal die verdammte Tür richtig zugemacht hat. Ich muss die Zähne zusammenbeißen, damit ich sie nicht anschrei. Schließlich zwing ich mich, wieder die Treppe runterzugehen.
    Wie Miss Celia zehn Minuten später runterkommt, setzt
sie sich an den Küchentisch und fragt mich, ob ich jetzt mit ihr ess.
    »Da sind Schweinskoteletts im Eisfach, und ich ess heut nicht zu Mittag«, sag ich und stapf wütend aus der Küche.
    Am Nachmittag sitzt Miss Celia in ihrem Bad auf dem Klodeckel.
    Sie hat den Haartrockner auf dem Spülkasten und die Haube auf dem Kopf. Mit dem Ding auf würd sie nicht mal eine Atombombenexplosion hören.
    Ich geh mit meinen Öllappen nach oben und mach den Schrank auf. Zwei Dutzend flache Whiskeyflaschen sind hinter paar schäbigen alten Wolldecken versteckt, die Miss Celia aus Tunica County mit hergeschleppt haben muss. Die Flaschen haben kein Etikett, nur den Stempel OLD KENTUCKY im Glas. Zwölf sind voll, bereit für morgen. Zwölf sind leer von letzter Woche. So leer wie die ganzen verdammten Zimmer. Kein Wunder, dass die blöde Kuh keine Kinder hat.
     
    Am ersten Donnerstag im Juli steht Miss Celia um zwölf Uhr mittags vom Bett auf und kommt zu ihrem Kochunterricht. Sie hat einen weißen Pulli an, der so eng ist, dass daneben eine Nutte wie eine Heilige aussehen würd. Ich könnt schwören, ihre Sachen werden jede Woche enger.
    Wir gehen auf unsre Plätze, ich am Herd, sie auf ihrem Küchenhocker. Ich hab kaum ein Wort mit ihr

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