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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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gewaschen hätt.« Sie hält zum ersten Mal am ganzen Abend inne, wirkt plötzlich einsam und ängstlich. »Falls ich vor ihr sterb, weiß ich nicht, wie Miss Sissy ihr Haar gewaschen kriegen soll.«
    Ich bemühe mich, nicht übereifrig zu lächeln. Ich will auf keinen Fall argwöhnisch wirken. Alice, Fanny Amos und Winnie sind schüchtern, brauchen sanftes Nachfragen, halten den Blick gesenkt. Flora Lou und Cleontine öffnen die Schleusentore, und die Worte schießen regelrecht heraus, während ich tippe, so schnell ich kann, und sie alle fünf Minuten inständig bitte, ein bisschen langsamer zu machen. Viele Geschichten sind traurig und bitter. Das habe ich erwartet. Aber da sind auch überraschend viele positive Geschichten. Und jede der Frauen dreht sich irgendwann zu Aibileen um, als wollte sie fragen: Bist du sicher? Kann ich das wirklich einer Weißen erzählen?
    »Aibileen? Was passiert, wenn … das gedruckt wird und die Leute rausfinden, wer wir sind?«, fragt die schüchterne Winnie. »Was glaubst du, was sie mit uns machen?«
    Unsere Blicke bilden ein Dreieck in der Küche. Ich hole Luft, um ihr zu versichern, wie vorsichtig wir sind.
    »Die Cousine von meinem Mann … der haben sie die Zunge rausgeschnitten. Vor einer Weile war das. Weil sie mit so Leuten aus Washington über den Klan geredet hat. Meinst du, sie schneiden uns auch die Zunge raus? Weil wir mit euch geredet haben?«
    Ich weiß nicht, was sagen. Die Zunge … Gott, dieser Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen. Ich habe nur an Gefängnis
gedacht, an fingierte Anschuldigungen vielleicht und an Geldstrafen. »Ich … wir werden äußerst vorsichtig sein«, sage ich, aber es klingt lahm und wenig überzeugend. Ich schaue zu Aibileen hinüber, doch auch sie wirkt betroffen.
    »Das können wir nicht wissen, eh es passiert, Winnie«, sagt Aibileen sanft. »Wird aber nicht so sein, wie man’s in den Nachrichten sieht. Eine weiße Lady macht so was nicht auf die gleiche Art wie ein weißer Mann.«
    Ich sehe Aibileen an. Sie hat mir nie gesagt, was genau ihrer Meinung nach passieren würde. Ich möchte das Thema wechseln. Hierüber zu reden, bringt uns nicht weiter.
    »Na-ah.« Winnie schüttelt den Kopf. »Das nicht. Ich würd sagen, eine weiße Lady macht’s auf noch schlimmere Art.«
     
    »Wo willst du hin?«, ruft Mutter aus dem Fernsehzimmer. Ich habe meine Büchertasche über der Schulter und die Pick-up-Schlüssel in der Hand. Ich eile zur Haustür.
    »Ins Kino«, rufe ich.
    »Du warst doch gestern Abend erst im Kino. Komm her, Eugenia.«
    Ich gehe wieder zurück, bleibe in der Tür zum Fernsehzimmer stehen. Mutters Magengeschwüre machen ihr zu schaffen. Ihr Abendessen bestand nur aus Hühnerbrühe, und sie tut mir leid. Daddy ist schon vor einer Stunde schlafen gegangen, aber ich kann nicht bei ihr bleiben. »Tut mir leid, Mutter, bin schon spät dran. Soll ich dir irgendwas bringen?«
    »In welchen Film und mit wem? Du warst diese Woche fast jeden Abend aus.«
    »Nur … mit ein paar Freundinnen. Um zehn bin ich wieder da. Kommst du zurecht?«
    »Ich komme bestens zurecht«, seufzt sie. »Geh du nur.«
    Ich laufe zum Auto, habe ein schlechtes Gewissen, weil ich Mutter allein lasse, wenn es ihr nicht gut geht. Gott sei Dank ist Stuart in Texas, weil ich bezweifle, dass ich ihn so leicht belügen
könnte. Als er vorvorgestern Abend da war, saßen wir auf der Verandaschaukel und lauschten den Grillen. Ich hatte in der Nacht davor so lange gearbeitet, dass ich kaum die Augen offen halten konnte, wollte aber nicht, dass er ging. Ich lag da, den Kopf in seinem Schoß. Ich langte hinauf und rieb meine Hand an seinen Bartstoppeln.
    »Wann lässt du mich mal was lesen, was du geschrieben hast?«, fragte er.
    »Du kannst die Miss-Myrna-Kolumne lesen. Letzte Woche habe ich ein Meisterwerk über Stockflecken verfasst.«
    Er lächelte, schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte lesen, was du denkst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es da nicht um Haushaltsdinge geht.«
    Und plötzlich fragte ich mich: Weiß er, dass ich ihm etwas verheimliche? Ich fürchtete mich davor, dass er das mit den Geschichten herausfinden könnte, und ich freute mich darüber, dass er sich überhaupt für meine Schreiberei interessierte.
    »Wenn du so weit bist. Ich will dich nicht drängen«, sagte er.
    »Irgendwann vielleicht«, erwiderte ich und fühlte meine Augen zufallen.
    »Schlaf, Baby«, sagte er und strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Lass mich einfach nur ein

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