Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
arbeitsfähig ist. Es würd den Leuten mehr helfen, sie ihre Probleme selber lösen zu lassen.«
Gott, ich kann mir Hillys verdammte Predigt genau vorstellen. Ich bringe es kaum fertig, Aibileen ins Gesicht zu sehen.
»Aber die Kirchen haben sich zusammengetan. Sie werden ihre beiden Söhne aufs College schicken.«
Im Zimmer herrscht Totenstille, bis auf unser Geflüster. »Meinen Sie, ich kann irgendetwas tun? Irgendwie helfen? Mit Geld oder …«
»Nein. Die Kirche hat schon einen Plan gemacht, wie sie den Anwalt bezahlen können. Damit er noch für sie eintritt, wenn sie zur Bewährung ansteht.« Aibileen lässt den Kopf hängen. Sicher ist es der Kummer wegen Yule May, aber sie weiß wohl auch, dass das Buch jetzt gestorben ist. »Die Buben sind dann schon fast mit dem College fertig, wenn sie rauskommt. Vier Jahre hat sie gekriegt und fünfhundert Dollar Geldstrafe.«
»Es tut mir so leid, Aibileen«, sage ich. Ich blicke mich im Zimmer um. Die Leute halten die Köpfe gesenkt, als könnte es ihnen die Augen verbrennen, mich anzusehen. Ich schaue zu Boden.
»Die Frau ist das leibhaftige Böse!«, blafft Minny von der
anderen Seite des Sofas, und ich zucke zusammen, hoffe, sie meint nicht mich.
»Hilly Holbrook ist vom Teufel hier raufgeschickt, damit sie so viele Leben zerstört, wie sie nur kann!« Minny wischt sich die Nase mit dem Ärmel.
»Ist schon gut, Minny«, sagt der Reverend. »Wir werden etwas finden, was wir für sie tun können.« Ich schaue in die schmerzgezeichneten Gesichter, frage mich, was das wohl sein könnte.
Wieder wird es unerträglich still im Raum. Die Luft ist heiß und riecht nach verbranntem Kaffee. Ich komme mir wie ein absoluter Sonderling vor, hier an diesem Ort, wo ich mich fast schon zu Hause gefühlt habe. Jetzt fühle ich mich abgelehnt und schuldig.
Der kahlköpfige Reverend wischt sich mit einem Taschentuch über die Augen. »Danke, Aibileen, dass wir zum Gebet in Ihr Haus kommen durften.« Die Leute regen sich, sagen sich mit ernstem Nicken gute Nacht. Handtaschen werden ergriffen, Hüte aufgesetzt. Der Reverend öffnet die Tür, lässt die schwüle Außenluft herein. Eine Frau mit lockigem grauem Haar und einem schwarzen Mantel kommt dicht hinter ihm her, bleibt aber vor mir stehen.
Ihr Regenmantel öffnet sich, enthüllt eine weiße Uniform.
»Miss Skeeter«, sagt sie, ohne zu lächeln, »ich werd Ihnen bei den Geschichten helfen.«
Ich drehe mich um und sehe Aibileen an. Ihre Augenbrauen gehen in die Höhe, ihr Mund klappt auf. Ich wende mich wieder der Frau zu, aber die ist schon in der Tür.
»Ich helf Ihnen, Miss Skeeter.« Das ist eine andere Frau, groß und schlank, mit dem gleichen ruhigen Gesichtsausdruck wie die erste.
» Ähm, danke … vielen Dank«, erwidere ich.
»Ich auch, Miss Skeeter. Ich helf Ihnen auch.« Eine Frau in einem roten Mantel geht schnell an mir vorbei, schaut mich nicht einmal an.
Nach der nächsten fange ich an zu zählen. Fünf. Sechs. Sieben. Ich nicke ihnen zu, kann nichts sagen außer danke. Danke. Ja, danke. Jeder Einzelnen. Die Erleichterung ist bitter, weil Yule May im Gefängnis landen musste, damit es dazu kam.
Acht. Neun. Zehn. Elf. Keine lächelt, als sie mir sagt, sie wolle mithelfen. Der Raum leert sich, nur Minny steht in der hintersten Ecke, die Arme trotzig verschränkt. Als alle weg sind, hebt sie den Blick und schaut mich nicht mal eine Sekunde an, ehe sie den Kopf abrupt zu den fest zusammengesteckten braunen Vorhängen dreht. Aber ich sehe es noch, das kurze Zucken um ihren Mund, eine Spur von etwas Weichem unter ihrem Zorn. Minny hat das bewirkt.
Da immer jemand verreist war, haben wir einen Monat nicht Bridge gespielt. An diesem Mittwoch treffen wir uns bei Lou Anne Templeton, zur Begrüßung werden Hände getätschelt, Bekundungen von Wiedersehensfreude ausgetauscht.
»Lou Anne, du Arme, bei dieser Hitze mit langen Ärmeln. Ist es wieder das Ekzem?«, fragt Elizabeth, weil Lou Anne trotz der Sommerhitze ein graues Wollkleid trägt.
Lou Anne blickt, sichtlich verlegen, auf ihren Schoß. »Ja, es wird immer schlimmer.«
Doch als Hilly mich umarmen will, kann ich die Berührung nicht ertragen. Ich entziehe mich, und sie tut, als bemerkte sie es nicht. Aber beim Bridge mustert sie mich immer wieder mit schmalen Augen.
»Was willst du jetzt machen?«, fragt Elizabeth Hilly. »Du kannst die Kinder natürlich jederzeit bringen, aber … na ja …« Vor dem Bridgekränzchen hat Hilly Heather und
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