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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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weiter.«
    Callie beginnt mit ihrer nächsten Geschichte. Hinter ihr auf der Arbeitsplatte steht der gelbe Dr.-Scholl-Schuhkarton, immer noch voller Umschläge. Bis auf Gretchen wollten alle zehn Frauen, dass das Geld Yule Mays Söhnen für ihr Studium zukommt.

KAPITEL 20

    Familie Phelan steht angespannt auf den Steinstufen vor Senator Whitworths Haus. Das Haus liegt im Zentrum, in der North Street. Es ist hoch, mit weißen Säulen und angemessener Azaleenpracht. Ein goldenes Schild verkündet, dass es sich um ein historisches Denkmal handelt. Trotz der heißen Sechs-Uhr-Sonne flackern Gaslaternen.
    »Mutter«, flüstere ich, weil ich es nicht oft genug sagen kann. »Bitte, bitte vergiss nicht, was wir besprochen haben.«
    »Ich sagte doch, ich werde es mit keinem Wort erwähnen, Schatz.« Sie berührt ihre Haarnadeln. »Außer, es ergibt sich.«
    Ich habe das neue hellblaue Lady-Day-Kostüm an. Daddy trägt seinen schwarzen Beerdigungsanzug. Sein Gürtel ist so eng zusammengezurrt, dass es mit Sicherheit nicht bequem ist, geschweige denn modisch. Mutter trägt ein schlichtes weißes Kleid – wie eine ländliche Braut in einem weitergereichten Brautkleid, denke ich plötzlich, und mich überflutet Panik, dass wir allesamt overdressed sind. Mutter wird doch den Hässliche-Mädchen-Treuhandfonds aufs Tapet bringen, und wir sehen aus wie eine Familie vom Land bei einem aufregenden Stadtausflug.
    »Daddy, schnall deinen Gürtel lockerer, er zieht dir die Hosen viel zu hoch.«
    Er schaut stirnrunzelnd an sich hinunter. Noch nie habe ich meinem Daddy gesagt, was er tun soll. Die Tür geht auf.

    »Guten Abend.« Eine Farbige in weißer Dienstmädchenuniform nickt uns zu. »Sie werden erwartet.«
    Wir treten in die Eingangshalle, und das Erste, was ich sehe, ist der Kronleuchter, funkelnd und flirrend von Licht. Mein Blick folgt der Windung der Treppe, und ich komme mir vor wie in einem riesigen Seeschneckenhaus.
    »Oh, hallo.«
    Aus meinem verträumten Staunen gerissen, sehe ich Missus Whitworth in die Halle stöckeln, beide Hände ausgestreckt. Zum Glück trägt sie ein ähnliches Kostüm wie ich, aber in Karmesinrot. Als sie uns zunickt, bewegt sich ihr graublondes Haar überhaupt nicht.
    »Hallo, Missus Whitworth, ich bin Charlotte Boudreau Cantrelle Phelan. Haben Sie vielen Dank für die Einladung.«
    »Es ist mir ein Vergnügen«, sagt sie und schüttelt meinen Eltern die Hand. »Francine Whitworth. Willkommen in unserem Haus.«
    Sie wendet sich mir zu. »Und Sie müssen Eugenia sein. Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen.« Missus Whitworth fasst mich an beiden Armen und sucht meinen Blick. Ihre Augen sind blau und schön, wie kalte Seen. Ihr Gesicht drum herum ist vergleichsweise unscheinbar. Sie ist fast so groß wie ich in ihren Peau-de-Soie-Stöckelschuhen.
    »Ganz meinerseits«, sage ich. »Stuart hat mir schon so viel von Ihnen und Senator Whitworth erzählt.«
    Sie lächelt und streicht mir mit der Hand den Arm hinunter. Ich zucke zusammen, als mich ein Zacken ihres Rings kratzt.
    »Da ist sie ja!« Hinter Missus Whitworth kommt ein großer, bulliger Mann auf mich zu. Er zieht mich an seine mächtige Brust, stößt mich dann ebenso schnell wieder von sich. »Einen Monat schon sage ich Little Stu, er soll dieses Mädel endlich mal herbringen. Aber, offen gestanden« – er senkt die Stimme – , »er ist immer noch ein bisschen schussscheu nach dieser anderen.«

    Ich stehe verdattert da. »Schön, Sie kennenzulernen, Sir.«
    Der Senator lacht schallend. »War nur ein kleiner Scherz«, sagt er, drückt mich wieder kräftig an sich, klopft mir auf den Rücken. Ich lächle, versuche, wieder zu Atem zu kommen. Rufe mir in Erinnerung, dass er ja nur Söhne hat.
    Er wendet sich Mutter zu, verbeugt sich feierlich und streckt ihr die Hand hin.
    »Guten Abend, Senator Whitworth«, sagt Mutter. »Ich bin Charlotte.«
    »Freut mich sehr, Charlotte. Und nennen Sie mich Stooley. Alle meine Freunde nennen mich so.«
    »Senator«, sagt Daddy und schüttelt ihm kräftig die Hand. »Wir sind Ihnen sehr dankbar für alles, was Sie wegen diesem Farmgesetz getan haben. Das ist für uns wirklich wichtig.«
    »Und ob. Dieser Billups wollte sich die Schuhe darauf abtreten, und ich habe ihm gesagt, Chico, habe ich gesagt, wenn Mississippi keine Baumwolle hat, Teufel noch mal, dann hat Mississippi nichts.«
    Er haut Daddy auf die Schulter, und mir fällt auf, wie klein mein Vater neben ihm wirkt.
    »Hereinspaziert«, sagt der

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