Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
William bei Elizabeth abgeliefert, damit Aibileen auf sie aufpasst, während wir spielen. Doch mir ist klar, was Elizabeths säuerliches Lächeln besagt: Sie betet Hilly an, hat aber keine Lust, ihr Dienstmädchen mit irgendjemandem zu teilen.
»Ich hab’s gewusst. Ich wusste vom ersten Tag an, dass dieses Mädchen eine Diebin ist.« Als Hilly uns von der Sache mit Yule May erzählt, formt sie mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis, um anzuzeigen, wie riesig und unvorstellbar wertvoll der »Rubin« war.
»Ich habe sie dabei erwischt, wie sie die abgelaufene Milch mitgenommen hat, so fängt es nämlich an, zuerst ist es Waschpulver, dann arbeiten sie sich zu Handtüchern und Mänteln vor. Und eh man sich’s versieht, klauen sie Erbstücke und verhökern sie gegen Schnaps. Weiß der Himmel, was sie noch alles hat mitgehen lassen.«
Ich muss gegen den Drang ankämpfen, jeden einzelnen ihrer grabbelnden Finger zu brechen, aber ich halte meine Zunge im Zaum. Lasse sie in dem Glauben, dass ich ganz auf ihrer Seite bin. Das ist für alle sicherer.
Nach dem Bridge fahre ich schnell nach Hause, um mich auf die Sitzung heute Abend bei Aibileen vorzubereiten. Zum Glück ist niemand im Haus. Ich blicke kurz auf Pascagoulas Notizen, wer für mich angerufen hat – meine Tennispartnerin Patsy, Celia Foote, die ich kaum kenne. Warum sollte mich Johnny Footes Frau anrufen? Minny hat mich schwören lassen, sie auf gar keinen Fall zurückzurufen, und ich habe jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich muss mich mit meinen Interviewfragen beschäftigen.
Um achtzehn Uhr an diesem Abend sitze ich in Aibileens Küche. Wir haben abgemacht, dass ich jetzt abends nach Möglichkeit immer komme, bis wir fertig sind. Jeden zweiten Abend klopft eine andere farbige Frau an Aibileens Hintertür und setzt sich zu mir an den Tisch, um mir ihre Geschichten zu erzählen. Elf Dienstmädchen haben sich bereiterklärt, mit uns zu reden, Aibileen und Minny nicht mitgerechnet. Das sind insgesamt dreizehn Interviews, und Missus Stein wollte ein Dutzend, also sind wir wohl aus dem Schneider. Aibileen
steht im Hintergrund und hört zu. Das erste Dienstmädchen heißt Alice. Nach den Nachnamen frage ich nicht.
Ich erkläre Alice, unser Ziel sei eine Sammlung wahrer Geschichten von Dienstmädchen darüber, wie sie ihre Arbeit bei weißen Familien erleben. Ich gebe ihr einen Umschlag mit vierzig Dollar, finanziert von meinen gesparten Miss-Myrna-Honoraren, dem monatlichen Taschengeld, das mir meine Eltern geben, und Extrabeträgen, die mir Mutter für Schönheitssalontermine aufgedrängt hat, zu denen ich nie erschienen bin.
»Es ist gut möglich, dass das Buch nie veröffentlicht wird«, erkläre ich jeder Einzelnen, »und selbst wenn, wird es kaum Geld bringen.« Als ich das zum ersten Mal sage, blicke ich beschämt zu Boden, ohne zu wissen warum. Als Weiße fühle ich mich irgendwie verpflichtet, ihnen zu helfen.
»Das hat Aibileen gleich gesagt«, erzählen mehrere. »Ich mach’s nicht deswegen.«
Ich erkläre ihnen nochmal, was sie längst unter sich beschlossen haben. Dass sie niemandem außerhalb der Gruppe etwas erzählen dürfen. Dass ihre Namen auf dem Papier geändert werden, ebenso der Name der Stadt und die Namen der Leute, bei denen sie gearbeitet haben. Ich wollte, ich könnte als letzte Frage hinzumogeln: »Ach, übrigens, kannten Sie Constantine Bates?« Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Aibileen das gar nicht gut fände. Sie sind alle auch so schon ängstlich genug.
»Also, mit Eula wird’s sein, wie wenn Sie eine tote Miesmuschel aufkriegen wollen.« Aibileen präpariert mich vor jedem Interview. Sie hat genauso viel Angst wie ich, dass ich die Frauen verschrecke, ehe wir richtig angefangen haben. »Werden Sie nicht ungeduldig, wenn sie nicht viel sagt.«
Eula, die tote Miesmuschel, fängt an zu reden, noch ehe sie sitzt, ehe ich irgendetwas erklären kann, und hört vor zehn Uhr nicht wieder auf.
»Wie ich um eine Lohnerhöhung gebeten hab, hab ich sie gekriegt. Wie ich ein Haus gebraucht hab, haben sie mir eins
gekauft. Doktor Tucker ist selbst zu mir nach Hause gekommen und hat meinem Mann eine Kugel aus dem Arm geholt, weil er befürchtet hat, im Farbigenkrankenhaus würd Henry sich noch irgendwas holen. Vierundvierzig Jahre bin ich jetzt bei Doktor Tucker und Miss Sissy. Sie sind so gut zu mir. Ich wasch ihr jeden Freitag die Haare. Ich hab kein einziges Mal gesehen, dass die Frau sich selbst die Haare
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