Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
an diesem Tisch sagen zu hören, zu einem Politiker. Bei uns zu Hause werden Zeitungen so gefaltet, dass man die Fotos nicht sieht, wird der Fernseher umgeschaltet, sobald die Rassenfrage zur Sprache kommt. Plötzlich bin ich unendlich stolz auf meinen Daddy, aus vielen Gründen. Und ich könnte schwören, dass ich für einen Moment diesen Stolz auch in Mutters Augen sehe, unter der Angst, dass
Vater soeben meine Zukunft ruiniert hat. Ich schaue Stuart an, und sein Gesicht zeigt jetzt Beteiligung, aber welcher Art, weiß ich nicht.
Der Senator mustert Daddy.
»Ich will Ihnen was sagen, Carlton«, sagt der Senator. Er schwenkt die Eiswürfel in seinem Glas. »Bessie, bringen Sie mir bitte noch einen, ja?« Er gibt das Glas dem Mädchen, das in Windeseile mit einem vollen zurückkommt.
»Das waren keine klugen Worte über unseren Gouverneur«, sagt der Senator.
»Da bin ich voll und ganz Ihrer Meinung«, erwidert Daddy.
»Aber was ich mich in letzter Zeit frage, ist, sind sie wahr?«
»Stooley«, zischt Missus Whitworth. Aber dann lächelt sie sofort und richtet sich auf. »Stooley«, sagt sie wie zu einem Kind, »unsere Gäste wollen nicht politisieren, während wir hier beim …«
»Francine, lass mich sagen, was ich denke. Ich kann es weiß Gott den ganzen Tag über nicht, also lass es mich wenigstens in meinem eigenen Haus tun.«
Missus Whitworths Lächeln bleibt unerschüttert, aber eine ganz, ganz leise Röte steigt ihr in die Wangen. Sie mustert die weißen Floradora-Rosen in der Tischmitte. Stuart starrt wieder auf seinen Teller, mit dem gleichen kalten Zorn wie vorher. Er hat mich seit dem Presshuhn nicht mehr angesehen. Alles schweigt, dann lenkt jemand das Gespräch aufs Wetter.
Als das Essen endlich vorbei ist, werden wir zu Kaffee und After-Dinner-Drinks auf die rückwärtige Veranda gebeten. Stuart und ich bleiben im Flur hinter den anderen zurück. Ich berühre ihn am Arm, aber er zieht ihn weg.
»Ich wusste, dass er sich betrinkt und die ganze Zeit davon anfängt.«
»Ist doch okay, Stuart«, sage ich in der Meinung, dass er von politischen Dingen spricht. »Wir amüsieren uns alle prima.«
Aber Stuart schwitzt und sieht fiebrig aus. »Patricia dies, Patricia das, den ganzen Abend«, sagt er. »Wie oft schafft er es noch, von ihr zu reden?«
»Mach dir nichts draus, Stuart. Es ist alles bestens.«
Er fährt sich mit der Hand durchs Haar und schaut überallhin, nur nicht mir ins Gesicht. Langsam habe ich das Gefühl, dass ich für ihn gar nicht da bin. Und dann wird mir plötzlich bewusst, was ich schon den ganzen Abend weiß. Er ist mit mir hier, aber er denkt an … sie. Sie ist überall. Im Zorn in Stuarts Augen, auf der Zunge des Senators und der seiner Frau, an der Wand, wo ihr Foto gehangen haben muss.
Ich sage ihm, ich müsse mal verschwinden.
Er dirigiert mich den Flur hinunter. »Wir sehen uns draußen«, murmelt er, lächelt aber nicht. Im Bad starre ich mein Spiegelbild an, sage mir, dass es nur dieser Abend hier ist. Alles wird wieder gut, sobald wir aus diesem Haus sind.
Als ich wieder herauskomme, gehe ich am Wohnzimmer vorbei, wo der Senator sich gerade einen weiteren Drink eingießt. Er schmunzelt über sich selbst, tupft an seinem Hemd herum, schaut sich dann um, ob jemand seine Kleckerei gesehen hat. Ich versuche, unentdeckt an der Türöffnung vorbei zu kommen.
»Da sind Sie!«, höre ich ihn rufen, als ich es gerade geschafft zu haben glaube. Ich mache zögernd ein paar Schritte rückwärts bis zur Türöffnung, und sein Gesicht leuchtet auf. »Was ist? Verlaufen?« Er kommt in den Flur heraus.
»Nein, Sir, ich … wollte gerade zu den anderen.«
»Kommen Sie her, Mädchen.« Er legt den Arm um mich, und Bourbondunst brennt mir in den Augen. Ich sehe, dass seine ganze Hemdbrust mit Whiskey getränkt ist. »Amüsieren Sie sich?«
»Ja, Sir. Danke.«
»Hören Sie, Stuarts Mama, lassen Sie sich von ihr nicht verschrecken. Sie will ihn nur behüten, weiter nichts.«
»Oh, nein, sie ist … sehr nett. Wirklich.« Ich schaue den Flur entlang, in Richtung ihrer Stimmen.
Er seufzt, starrt ins Leere. »Wir hatten ein ganz schön schweres Jahr mit Stuart. Er hat Ihnen ja sicher erzählt, was passiert ist.«
Ich nicke, fühle ein nervöses Kribbeln auf der Haut.
»Oh, es war schlimm«, sagt er. »Richtig schlimm.« Dann lächelt er plötzlich. »Wen haben wir denn da? Schauen Sie, wer Ihnen guten Tag sagen möchte.« Er nimmt ein winziges weißes Hündchen hoch,
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