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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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drapiert es sich über den Arm wie ein Tennishandtuch. »Sag hallo, Dixie«, gurrt er. »Sag Miss Eugenia hallo.« Der Hund zappelt, biegt den Kopf vom Alkoholgeruch des Hemds weg.
    Der Senator sieht mich mit leerem Blick an. Es ist, als hätte er vergessen, was ich hier mache.
    »Ich wollte gerade zur hinteren Veranda«, sage ich.
    »Kommen Sie, kommen Sie hier herein.« Er zieht mich am Ellbogen, bugsiert mich durch eine getäfelte Tür. Ich lande in einem kleinen Raum mit einem wuchtigen Schreibtisch und einer gelben Lampe, die die dunkelgrünen Wände in ein kränkliches Licht taucht. Er stößt die Tür hinter mir zu, und sofort ist es stickig und beengend.
    »Ich weiß ja, Mädel, alle sagen, ich rede zu viel, wenn ich ein paar Drinks intus habe, aber …« Der Senator schaut mich verschwörerisch an. »Ich will Ihnen was erzählen.«
    Der Hund hat jeden Widerstand aufgegeben, vermutlich sediert vom Whiskeydunst des Hemds. Ich will auf einmal unbedingt zu Stuart und mit ihm reden, als ob ihn jede Sekunde, die ich nicht bei ihm bin, weiter von mir entfernt. Ich weiche zurück.
    »Ich glaube … ich sollte jetzt …« Ich taste nach der Türklinke. Bestimmt bin ich schrecklich unhöflich, aber ich halte die Luft hier drinnen nicht aus, diesen Alkohol- und Zigarrengeruch.

    Der Senator seufzt, nickt, als ich die Klinke umfasse. »Oh. Sie also auch?« Er lehnt sich niedergeschlagen an den Schreibtisch.
    Ich will die Tür öffnen, aber da ist dieser verlorene Ausdruck auf dem Gesicht des Senators, der gleiche wie auf Stuarts Gesicht, als er auf der Veranda unseres Hauses auftauchte. Ich fühle mich gezwungen zu fragen: »Ich auch … was … Sir?«
    Der Senator blickt zu der gemalten Missus Whitworth hinüber, die riesig und kalt an seiner Arbeitszimmerwand hängt wie eine Warnung. »Ich seh’s doch. An Ihren Augen.« Er lacht bitter. »Und dabei hatte ich gehofft, Sie würden vielleicht die Einzige sein, die den Alten halbwegs leiden kann. Falls Sie je ein Mitglied dieser alten Familie werden.«
    Jetzt sehe ich ihn an, und mein ganzer Körper summt von seinen Worten … ein Mitglied dieser alten Familie.
    »Ich … habe nichts gegen Sie, Sir«, sage ich und trete nervös von einem meiner flachen Schuhe auf den anderen.
    »Ich will Sie nicht mit unseren Problemen zuschütten, aber wir hatten eine ganz schön schwere Zeit hier, Eugenia. Wir waren krank vor Sorge nach dem ganzen Schlamassel letztes Jahr. Mit dieser anderen.« Er schüttelt den Kopf, schaut auf das Glas in seiner Hand. »Stuart ist einfach auf und davon, hat seine Wohnung in Jackson aufgegeben und ist mit Sack und Pack in unser Jagdhaus in Vicksburg gezogen.«
    »Ich weiß, er war … sehr erschüttert«, sage ich, obwohl ich in Wirklichkeit so gut wie nichts weiß.
    »Wie tot trifft es besser. Teufel noch mal, wenn ich zu ihm rausgefahren bin, hat er einfach nur da am Fenster gesessen und Pekannüsse geknackt. Hat sie nicht gegessen, nur geknackt und dann in den Mülleimer geworfen. Er wollte weder mit mir noch mit seiner Mama reden … monatelang.«
    Er sinkt in sich zusammen, dieser riesige Bulle von Mann, und ich möchte flüchten und ihn gleichzeitig beruhigen, weil
er so jämmerlich aussieht, aber dann schaut er mich mit seinen blutunterlaufenen Augen an und sagt: »Scheint mir erst zehn Minuten her, dass ich ihm gezeigt habe, wie man ein Gewehr lädt, ihm geholfen habe, seiner ersten Wildtaube den Hals umzudrehen. Aber seit der Sache mit diesem Mädchen ist er … anders. Er erzählt mir nichts mehr. Ich will einfach nur wissen, ist mein Sohn wieder in Ordnung?«
    »Ich … ich glaube schon. Aber ich … weiß es nicht so genau. « Ich schaue weg. Mir wird allmählich klar, dass ich Stuart gar nicht kenne. Wenn ihn das so tief getroffen hat und er nicht mal mit mir darüber redet, was bin ich dann für ihn? Nur eine Zerstreuung? Etwas, das neben ihm sitzt und ihn von dem ablenkt, was ihn innerlich zerfrisst?
    Ich blicke den Senator an, versuche irgendetwas Tröstliches zu finden, das ich sagen kann, etwas, das meine Mutter sagen würde. Aber da ist nur Totenstille.
    »Francine würde mir das Fell über die Ohren ziehen, wenn sie wüsste, dass ich Sie das gefragt habe.«
    »Ist schon gut, Senator«, sage ich. »Es macht mir nichts aus.«
    Er sieht jetzt völlig erschöpft aus, versucht aber zu lächeln. »Danke, Mädel. Gehen Sie jetzt zu meinem Sohn. Ich komme auch gleich nach.«
     
    Ich gelange auf die hintere Veranda, stelle mich neben

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