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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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Stuart. Wetterleuchten taucht den Garten für Sekundenbruchteile in gespenstisches Licht, dann verschluckt ihn das Dunkel wieder. Der Pavillon ragt skelettartig am Ende des Gartenwegs auf. Mir ist übel von dem Glas Sherry, das ich nach dem Essen getrunken habe.
    Der Senator kommt heraus, wirkt im Vergleich zu eben erstaunlich nüchtern, in einem frischen Hemd, kariert und gebügelt, haargenau wie das vorige. Mutter und Missus Whitworth gehen ein paar Schritte, zeigen auf irgendeine seltene Rose, die den Kopf übers Verandageländer reckt. Stuart legt
mir die Hand auf die Schulter. Er scheint jetzt irgendwie besserer Stimmung, aber meine wird immer schlechter.
    »Können wir …?« Ich deute nach drinnen, und Stuart folgt mir hinein. Ich bleibe in dem Flur mit der Geheimtreppe stehen.
    »Ich weiß so vieles nicht über dich, Stuart«, sage ich.
    Er zeigt auf die Wand mit den Fotos hinter mir, einschließlich der leeren Stelle. »Da, da hast du alles.«
    »Stuart, dein Daddy hat mir erzählt …« Ich suche nach einer Formulierung.
    Er mustert mich mit schmalen Augen. »Was hat er dir erzählt?«
    »Wie schlimm es war. Wie schwer für dich«, sage ich. »Das mit Patricia.«
    »Er weiß nichts. Er weiß weder, um wen oder was es ging, noch …«
    Er lehnt sich an die Wand und verschränkt die Arme, und ich sehe jetzt wieder diesen alten Zorn, tief und rot. Er ist ganz darin eingehüllt.
    »Stuart. Du brauchst es mir nicht jetzt zu sagen. Aber irgendwann werden wir darüber reden müssen.« Ich staune, wie selbstsicher ich klinge, wo ich es doch überhaupt nicht bin.
    Er sieht mir tief in die Augen, zuckt die Achseln. »Sie hat mit einem anderen geschlafen. Da hast du’s.«
    »Jemandem … den du kennst?«
    »Niemand kannte ihn. Er war einer von diesen Schmarotzern, die an der Uni herumhängen und die Dozenten bearbeiten, dass sie was für die Integrationsgesetze tun sollen. Na ja, sie hat jedenfalls was getan.«
    »Du meinst … es war ein Aktivist? Ein Bürgerrechtler …?«
    »Ja. Jetzt weißt du’s.«
    »War er … farbig?« Ich schnappe nach Luft bei dem Gedanken, denn selbst für mich wäre das entsetzlich, eine Katastrophe.

    »Nein, er war nicht farbig. Er war dreckiger Abschaum. So ein Yankee aus New York, die Sorte, die man im Fernsehen sieht, mit langen Haaren und Friedenszeichen.«
    Ich suche in meinem Kopf nach der richtigen Frage, aber da ist nichts.
    »Und weißt du, was das Verrückteste ist, Skeeter? Ich hätte drüber wegkommen können. Ich hätte ihr verzeihen können. Sie hat mich um Verzeihung gebeten, mir gesagt, wie leid es ihr tut. Aber ich wusste, wenn je herauskommt, dass Senator Whitworths Schwiegertochter mit einem gottverdammten Yankee-Aktivisten im Bett war, würde es meinen Vater ruinieren. Dann wäre seine Karriere …« Er schnippt mit den Fingern.
    »Aber dein Vater, vorhin bei Tisch, da hat er doch gesagt, Ross Barnett sei im Unrecht.«
    »Du weißt doch, dass es darum nicht geht. Es geht nicht darum, was er denkt oder nicht denkt. Es geht darum, was Mississippi denkt. Er kandidiert diesen Herbst für den US-Senat, und unseligerweise weiß ich, was das heißt.«
    »Dann hast du wegen deinem Vater mit ihr Schluss gemacht ?«
    »Nein, Schluss gemacht habe ich, weil sie mich betrogen hat.« Er schaut auf seine Hände, und ich sehe die Scham, die ihn quält. »Aber dass ich ihr keine zweite Chance gegeben habe, das war wegen … meinem Vater.«
    »Stuart, bist du … liebst du sie noch?«, frage ich und versuche zu lächeln, als sei das nichts weiter, einfach nur eine Frage, obwohl mir alles Blut in die Füße sackt und ich das Gefühl habe, gleich in Ohnmacht zu fallen.
    Sein Körper an der goldgemusterten Tapete lockert sich ein bisschen, seine Stimme wird weicher.
    »Du würdest das nie tun. Jemanden so anlügen. Weder mich noch sonst jemanden.«
    Er hat ja keine Ahnung, wie viele Menschen ich anlüge.
Aber darum geht es nicht. »Antworte mir, Stuart. Liebst du sie noch?«
    Er reibt sich die Schläfen, spannt dazu Daumen und Finger übers Gesicht. Versteckt seine Augen, denke ich.
    »Ich glaube, wir sollten uns eine Weile nicht sehen«, flüstert er.
    Ich strecke reflexhaft die Hand nach ihm aus, aber er weicht zurück. »Ich brauche ein bisschen Zeit, Skeeter. Raum, denke ich. Ich muss richtig arbeiten, nach Öl bohren und … meinen Kopf klar kriegen.«
    Ich fühle, wie mir die Kinnlade herunterfällt. Vom Eingangsflur her höre ich unsere Eltern dezent rufen. Es ist Zeit zu

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