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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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nichts von Stuart gehört«, sagt Mutter zum achten Mal. »Ihr habt euch doch nicht gestritten, oder?«
    Im Moment schreibe ich gerade die Miss-Myrna-Kolumne. Nachdem ich zeitweise um drei Monate voraus war, habe ich es jetzt irgendwie geschafft, um ein Haar den Abgabetermin zu versäumen. »Es ist alles in Ordnung, Mutter. Er muss doch nicht von morgens bis abends anrufen.« Aber dann bemühe ich mich um einen freundlicheren Ton. Sie kommt mir mit jedem Tag dünner vor. Ihre hervortretenden Schlüsselbeine genügen, um meinen Ärger über ihre Einmischung zu dämpfen. »Er ist nur auf Reisen, Mama, weiter nichts.«
    Das scheint sie für den Moment zu beruhigen. Dasselbe erzähle ich Elizabeth und, mit ein paar zusätzlichen Details, auch Hilly, wobei ich mich in den Arm kneife, um ihr schales Lächeln zu ertragen. Aber was ich mir selbst erzählen soll, weiß ich nicht. Stuart braucht »Raum« und »Zeit«, als ginge es hier um einen physikalischen Vorgang und nicht um eine zwischenmenschliche Beziehung.
    Statt mich also den ganzen Tag in Selbstmitleid zu suhlen, arbeite ich. Ich tippe. Ich schwitze. Wer hätte gedacht, dass ein
gebrochenes Herz so gottverdammt viel Hitze erzeugt. Wenn Mutter sich auf ihr Bett legt, stelle ich meinen Stuhl vor die Klimaanlage und starre in den Kasten. Im Juli wird er ein silberner Schrein. Ich finde Pascagoula dabei vor, wie sie so tut, als wischte sie mit einer Hand Staub, während sie mit der anderen ihre Zöpfchen in den Luftstrom hält. Klimaanlagen sind ja nicht gerade eine neue Erfindung, aber jeder Laden in der Stadt, der eine hat, verkündet es auf einem Schild im Schaufenster und wirbt damit in seinen Anzeigen, weil es von so lebenswichtiger Bedeutung ist. Ich male ein Pappschild für unser Haus, hänge es an die Klinke der Eingangstür, JETZT KLIMATISIERT. Mutter lächelt, tut aber so, als fände sie es gar nicht lustig.
    An einem der seltenen Abende, die ich zu Hause verbringe, sitze ich mit Mutter und Daddy am Esstisch. Mutter pickt an ihrem Essen herum. Sie hat den ganzen Nachmittag alles getan, um vor mir zu verbergen, dass sie sich erbrechen musste. Jetzt presst sie sich die Zeigefinger auf die Nasenwurzel, um die Kopfschmerzen zurückzudämmen, und sagt: »Ich dachte an den Fünfundzwanzigsten, meinst du, das ist zu bald für die Gegeneinladung?«, und ich bringe es immer noch nicht über mich, ihr zu sagen, dass Stuart und ich Schluss gemacht haben.
    Ich sehe Mutter an, dass es ihr heute Abend wirklich schlecht geht. Sie ist blass und versucht sichtlich, länger aufzubleiben, als sie eigentlich möchte. Ich nehme ihre Hand und sage: »Ich schaue mal in meinen Kalender, Mama. Der Fünfundzwanzigste ist bestimmt ganz prima.« Sie lächelt zum ersten Mal an diesem Tag.
     
    Aibileen betrachtet den Blätterstapel auf ihrem Küchentisch. Er ist fast zwei Finger dick, in doppeltem Zeilenabstand beschrieben, und sieht allmählich wirklich wie etwas aus, das eines Tages auf einem Bücherbord stehen könnte. Aibileen ist
sicher noch erschöpfter als ich, weil sie ja den ganzen Tag arbeitet und dann den Abend noch mit den Interviews zubringt.
    »Guck sich das einer an«, sagt sie lächelnd. »Das ist ja beinah schon ein Buch.«
    Ich nicke, versuche zurückzulächeln, aber es ist noch so viel zu tun. Wir haben schon fast August, und wenn das Manuskript auch erst im Januar fertig sein muss, sind da doch noch fünf Interviews zu bearbeiten. Mit Aibileens Hilfe habe ich fünf Kapitel, darunter auch das von Minny, strukturiert und in Form gebracht, aber Arbeit erfordern auch die noch. Zum Glück ist Aibileens Teil fertig. Es sind einundzwanzig Seiten, schlicht und wunderschön geschrieben.
    Inzwischen sind da mehrere Dutzend erfundener Namen für Weiße und Farbige, und manchmal ist es schwer, den Überblick zu behalten. Aibileen ist schon von Anfang an Sarah Ross. Minny hat sich Gertrude Black ausgesucht, warum weiß ich nicht. Ich firmiere unter Anonymus, auch wenn Elaine Stein es noch nicht weiß. Niceville, Mississippi, heißt unsere Stadt, weil es keinen Ort dieses Namens gibt, wir aber befunden haben, dass ein tatsächlich existierender Bundesstaat Interesse wecken würde, und da Mississippi nun mal der schlimmste ist, schien es uns richtig, dabei zu bleiben.
    Leichter Abendwind weht zum Fenster herein, und die obersten Blätter flattern. Wir patschen beide mit der Hand darauf, um sie festzuhalten.
    »Glauben Sie … sie wird’s drucken wollen?«, fragt Aibileen. »Wenn’s

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