Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Erdbeerkuchen ist weg. An dem Nachmittag kommt Miss Skeeter vorbei, Miss Leefolt irgendwelche Papiere geben. Sowie Miss Leefolt ins Bad watschelt, schlüpft Miss Skeeter schnell in die Küche.
»Treffen wir uns heut Abend?«, frag ich.
»Ja, ich komme.« Miss Skeeter lächelt nicht oft, seitdem Mister Stuart und sie nimmer zusammen sind. Ich hab Miss Hilly und Miss Leefolt lang und breit drüber reden hören.
Miss Skeeter nimmt sich eine Co-Cola aus dem Kühlschrank und sagt leis: »Heute Abend machen wir das Interview mit Winnie zu Ende, und am Wochenende fange ich an, alles noch mal durchzugehen. Aber dann kann ich nicht bis nächsten Donnerstag. Ich habe Mama versprochen, sie nach Natchez zu fahren, zu so einer Daughters of the American Revolution -Sache.« Miss Skeeter kneift die Augen halb zusammen, wie sie’s immer macht, wenn sie über was Wichtiges nachdenkt. »Ich werde drei Tage weg sein, okay?«
»Gut«, sag ich. »Sie brauchen mal bisschen Erholung.«
Sie geht wieder raus ins Esszimmer, dreht sich aber noch mal um. »Nicht vergessen. Ich fahre am Montagmorgen und bin dann drei Tage weg, okay?«
»Ja, Ma’am«, antworte ich und wunder mich, dass sie meint, sie muss das zweimal sagen.
Es ist erst halb neun am Montagmorgen, aber Miss Leefolts Telefon klingelt sich schon halb tot.
»Bei Miss Lee…«
»Holen Sie Elizabeth ans Telefon!«
Ich geh Miss Leefolt Bescheid sagen. Sie steigt aus dem Bett, schlappt in die Küche, im Nachthemd und mit ihren Lockenwicklern drin, und nimmt den Hörer ans Ohr. Miss Hilly klingt, wie wenn sie in ein Megafon redet und nicht in ein Telefon. Ich versteh jedes Wort.
»Warst du hier bei uns?«
»Was? Wovon sprichst du?«
»Sie hat das mit den Toiletten in den Newsletter gesetzt. Ich habe ausdrücklich gesagt, alte Mäntel sind bei mir abzugeben, nicht …«
»Lass mich erst mal … meine Post holen, ich habe keine Ahnung, was du …«
»Wenn ich sie erwische, bringe ich sie eigenhändig um.«
Der Hörer wird aufgeknallt. Miss Leefolt steht da und starrt ihren an, zieht sich dann schnell einen Hausmantel über. »Ich muss los«, sagt sie und sucht ihre Wagenschlüssel. »Bin bald wieder da.«
Sie rennt, hochschwanger wie sie ist, zur Tür raus, plumpst in ihr Auto und rast davon. Ich guck Mae Mobley an und sie mich.
»Frag mich nicht, Baby Girl. Ich weiß es auch nicht.«
Ich weiß nur, dass Miss Hilly und ihre Familie heut Morgen aus Memphis zurückgekommen sind, wo sie übers Wochenend waren. Wenn Miss Hilly weg ist, ist das immer das Einzige, worüber Miss Leefolt redet: wo sie ist und wann sie wieder zurückkommt.
»Komm, Baby Girl«, sag ich nach einer Weile. »Wir machen einen Spaziergang und schauen mal, was da los ist.«
Wir gehen die Devine lang, dann links und nochmal links und Miss Hillys Straße hoch, die Myrtle. Trotz August ist es schön zu laufen, noch nicht so heiß. Vögel flattern von einem Busch zum andern und singen. Mae Mobley hält mich an der
Hand, und wir schwingen die Arme und sind richtig fröhlich. Ein Haufen Autos fahren heut an uns vorbei, das ist komisch, weil die Myrtle eine Sackgasse ist.
Wir gehen um die Kurve zu Miss Hillys großem, weißem Haus. Und da sehen wir’s.
Mae Mobley zeigt mit dem Finger hin und lacht. »Guck mal, Aibee!«
So was hab ich mein Lebtag noch nicht gesehen. Es sind bestimmt drei Dutzend. Klos. Da auf Miss Hillys Rasen. Alle möglichen Farben und Formen und Größen. Paar sind blau, paar rosa, paar weiß. Manche haben keine Klobrille, andre keinen Spülkasten. Es sind alte dabei und jüngere, welche mit Ziehketten und welche mit einem Griff zum Spülen. Sie sehen fast aus wie eine Versammlung von Leuten, manche mit hochgeklapptem Deckel, wie wenn sie reden, andere mit dem Deckel zu, wie wenn sie die sind, die zuhören.
Wir gehen rüber in den Straßengraben, weil auf der kleinen Straße jetzt richtig Verkehr ist. Leute fahren bis ganz runter und dann mit offenen Autofenstern um die kleine Grasinsel am Ende, immer im Kreis. Sie lachen laut und sagen: »Schaut euch Hillys Haus an«, »Guckt doch bloß, die ganzen Dinger da.« Starren die Klos an, wie wenn sie noch nie eins gesehen hätten.
»Eins, zwei, drei«, fängt Mae Mobley an zu zählen. Wie sie bei zwölf ist, muss ich weitermachen. »Neunundzwanzig, dreißig, einunddreißig. Zweiunddreißig Toiletten, Baby Girl.«
Wir gehen noch bisschen näher ran, und jetzt seh ich, dass nicht nur der ganze Vorgarten voll ist. Zwei stehen
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