Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
bitte, zwing mich nicht dazu …
Er starrt uns wieder durchs Fenster an. Und ich weiß, wir können nicht einfach hier drin hocken und warten wie die Hühner auf den Waschbär. Er braucht ja nur eins von den wandhohen Fenstern einzuschlagen und reinzusteigen.
Herr im Himmel, ich weiß, was ich zu tun hab. Ich muss da raus. Ich muss ihn zuerst erwischen.
»Sie bleiben hier, Miss Celia«, sag ich, und meine Stimme zittert. Ich geh rüber und hol Mister Johnnys Jagdmesser mitsamt der Scheide, das dort beim Grizzly liegt. Aber die Klinge ist so kurz, da muss er schrecklich nah an mir dran sein, damit ich ihn stechen kann, also hol ich auch noch den Besen. Ich schau raus, und da steht er mitten im Garten und guckt am Haus hoch. Denkt sich was aus.
Ich mach die Hintertür auf und schlüpf raus. Der Mann im Garten grinst mich an, und ich seh, dass er noch ungefähr zwei Zähne hat. Er hört auf, in seine Hand zu boxen, und fängt wieder an, an sich rumzumachen, jetzt ruhiger und gleichmäßiger.
»Sperren Sie die Tür zu«, zisch ich über meine Schulter. »Lassen Sie sie abgeschlossen.« Ich hör’s klicken.
Ich steck das Messer in den Bund von meiner Dienstmädchenuniform, prüf nach, ob’s auch fest da sitzt. Und dann pack ich mit beiden Händen den Besen.
»Scheren Sie sich hier weg!«, ruf ich. Aber der Mann rührt
sich nicht von der Stelle. Ich geh paar Schritte vor. Er auch, und ich hör mich beten: Herr im Himmel, beschütz mich vor diesem nackten, weißen Mann.
»Ich hab ein Messer!«, brüll ich. Ich mach noch paar Schritte und er auch. Wie ich grad noch so anderthalb Meter von ihm weg bin, bleib ich stehen. Mein Atem geht kurz und schnell. Wir starren uns an.
»Bist du ein fettes Niggerweib!«, ruft er mit einer komisch hohen Stimme und pumpt an seinem Ding.
Ich hol tief Luft. Und dann stürz ich vor und schwing den Besen. Wuusch! Ich hab ihn um paar Zentimeter verfehlt, und er tänzelt ein Stückchen zurück. Ich stürz wieder vor, und der Mann rennt zum Haus, genau auf die Hintertür zu, wo Miss Celias Gesicht in dem Guckfenster ist.
» Kriegst mich nicht, Niggerweib! Bist zu fett zum Rennen!«
Er ist schon an der Eingangstreppe, und ich bekomm Panik, dass er die Tür einrennen will, aber dann dreht er sich und rennt durch den seitlichen Garten, immer noch dieses riesige, wackelnde Po’Boy-Sandwich in der Hand.
»Weg hier!«, schrei ich ihm nach. Ich fühl einen schneidenden Schmerz und weiß, die Platzwunde reißt noch weiter auf.
Schnaufend und keuchend scheuch ich ihn von den Büschen zum Pool. Am Rand vom Pool bleibt er stehen, und ich komm nah genug ran, hol aus und dresch ihm den Besen voll auf den Hintern. Krack! Der Besenstiel bricht ab, und das Ende mit dem Besenkopf fliegt davon.
»Hat nicht wehgetan!« Er schwingt die Hand zwischen seinen Beinen hin und her, drückt die Knie aneinander. »Willst du einen Lutschstängel, Niggerweib? Komm her, hol dir einen Lutschstängel!«
Ich entwisch ihm, wieder in die Mitte vom Garten, aber der Mann ist zu groß und zu schnell, und ich werd immer langsamer. Ich hau nur noch blind um mich und krieg die Füße kaum noch vom Boden hoch. Ich bleib keuchend stehen, den
abgebrochenen Besenstiel in der Hand. Ich guck an mir runter. Das Messer – ist weg.
In dem Moment, wie ich wieder hochguck – Wamm! Ich wank. Es klingelt laut und schrill in meinem Ohr, und ich taumel. Ich halt mir das Ohr zu, aber es klingelt nur noch lauter. Er hat mich auf der Seite getroffen, wo die kaputte Augenbraue ist.
Er kommt näher, und ich mach die Augen zu, weiß, was jetzt passiert, weiß, ich muss mich bewegen, aber ich kann nicht. Wo ist das Messer? Hat er’s? Das Klingeln ist wie ein Alptraum.
»Verschwinden Sie, bevor ich Sie umbringe«, hör ich, wie wenn’s aus einer Blechbüchse käm. Ich bin halb taub. Ich mach die Augen auf. Da steht Miss Celia in ihrem rosa Satinnachthemd. In ihrer Hand ist ein Schüreisen, schwer und spitz.
»Will die weiße Lady auch einen Lutschstängel?« Er wedelt mit seinem Penis vor ihr rum, und sie geht auf ihn zu, langsam, wie eine Katze. Ich hol tief Luft, während der Mann erst nach links hüpft, dann nach rechts, und lacht und sein zahnloses Zahnfleisch bleckt. Aber Miss Celia steht jetzt reglos da.
Nach paar Sekunden runzelt er die Stirn, guckt, wie wenn er enttäuscht wär, dass Miss Celia nichts macht. Sie schwingt das Schüreisen nicht, verzieht keine Miene, schreit nicht. Er guckt mich an. »Und du, Niggerweib? Zu müd
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