Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
gesagt, dieses Mädchen solle sich nie wieder blicken lassen. Nicht in Hotstack und überhaupt nirgends im Staat Mississippi. Und ich würde es auch nicht dulden, dass sie den Kontakt mit Lulabelle aufrechterhalte, nicht, so lange dein Daddy die Miete für ihr Haus bezahle.«
»Aber es war doch Lulabelle, die sich so benommen hat. Nicht Constantine.«
»Und wenn sie hiergeblieben wäre? Ich konnte doch nicht zulassen, dass dieses Mädchen in Jackson herumläuft, sich wie eine Weiße aufführt, obwohl sie farbig ist, und jedem erzählt, sie sei auf einer Daughters-of-the-American-Revolution-Party in Longleaf gewesen. Ich kann nur Gott danken, dass es nie jemand erfahren hat. Sie hat versucht, mich zum Gespött zu machen, in meinem eigenen Haus, Eugenia. Fünf Minuten vorher hatte sie Phoebe Miller dazu gebracht, mit ihr den Mitgliedsantrag auszufüllen.«
»Constantine hatte ihre Tochter zwanzig Jahre nicht gesehen. Man kann doch nicht … jemandem verbieten, das eigene Kind zu sehen.«
Aber Mutter ist ganz von ihrer Geschichte gefangen. »Und Constantine dachte, sie könnte mich davon abbringen. Miss Phelan, bitte, lassen Sie sie nur bei mir wohnen, sie kommt nie wieder auf diese Seite rüber, ich hab sie so lang nicht gesehen.
Und diese Lulabelle stemmt die Hand in die Hüfte und sagt: ›Ja, mein Daddy ist gestorben, und meine Mama war zu krank, um für mich zu sorgen, wie ich ein Baby war. Sie musste mich weggeben. Sie dürfen uns nicht trennen.‹
Mutter senkt die Stimme. Sie wirkt jetzt ganz sachlich. »Ich habe Constantine angesehen und mich so für sie geschämt. Erst schwanger werden und dann lügen …«
Mir ist heiß und schlecht. Es soll jetzt vorbei sein.
Mutter verengt die Augen. »Es wird Zeit, Eugenia, dass du lernst, wie die Dinge wirklich sind. Du idealisierst Constantine viel zu sehr. Hast es immer schon getan.« Sie zeigt mit dem Finger auf mich. »Sie sind nicht wie normale Menschen.«
Ich kann sie nicht anschauen, mache die Augen zu. »Und was ist dann passiert, Mutter?«
»Ich habe Constantine schlicht und einfach gefragt: ›Haben Sie ihr das erzählt? Leugnen Sie so Ihre Fehler?‹«
Das ist der Teil, von dem ich gehofft hatte, er wäre nicht wahr, Aibileen hätte sich geirrt.
»Ich habe Lulabelle die Wahrheit erzählt. Ich habe ihr gesagt: ›Ihr Daddy ist nicht gestorben. Er hat sich am Tag nach Ihrer Geburt davongemacht. Und Ihre Mama war keinen einzigen Tag ihres Lebens krank. Sie hat Sie weggegeben, weil Sie zu hellhäutig waren. Sie wollte Sie nicht.‹«
»Warum hast du sie nicht in dem Glauben gelassen, es wäre so gewesen, wie Constantine es ihr gesagt hatte? Constantine hatte solche Angst, sie würde sie ablehnen, darum hat sie ihr das alles erzählt.«
»Aber Lulabelle musste die Wahrheit erfahren. Sie musste wieder nach Chicago gehen, wo sie hingehört.«
Ich lasse das Gesicht in die Hände sinken. Da ist nichts Entlastendes. Ich weiß, warum Aibileen es mir nicht erzählen wollte. Kein Kind sollte so etwas über die eigene Mutter erfahren.
»Ich bin doch nicht auf die Idee gekommen, dass Constantine mit ihr nach Chicago gehen könnte, Eugenia. Ehrlich, ich … habe es sogar bedauert, dass sie weg war.«
»Hast du nicht«, sage ich. Ich stelle mir Constantine vor, nach fünfzig Jahren auf dem Land in einem winzigen Apartment in Chicago. Wie einsam sie sich gefühlt haben muss! Wie schlimm ihre Knie in der Kälte dort oben gewesen sein müssen!
»Doch. Und obwohl ich ihr verboten hatte, dir zu schreiben, hätte sie es wahrscheinlich trotzdem getan, wenn ihr mehr Zeit geblieben wäre.«
»Mehr Zeit?«
»Constantine ist gestorben, Skeeter. Ich habe ihr einen Scheck geschickt, zum Geburtstag. An die Adresse ihrer Tochter, die ich ausfindig gemacht hatte. Aber Lulabelle hat ihn … zurückgeschickt. Mit einer Kopie der Sterbeanzeige.«
»Constantine …«, sage ich unter Tränen. Ich wollte, ich hätte es gewusst. »Warum hast du’s mir nicht gesagt, Mama?«
Mutter zieht die Nase hoch, die Augen stur geradeaus gerichtet. Sie wischt sich rasch über die Augen. »Weil ich wusste, du würdest mir Vorwürfe machen, wo es doch … nicht meine Schuld war.«
»Wann ist sie gestorben? Wie lange hat sie danach in Chicago gelebt?«, frage ich.
Mutter zieht die Schüssel noch näher heran, hält sie im Arm. »Drei Wochen.«
Aibileen lässt mich zu ihrer Hintertür herein. Minny sitzt am Tisch und rührt in ihrem Kaffee. Als sie mich sieht, zupft sie den Ärmel
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