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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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mal meine Strümpfe an. Meine Beine sind zu geschwollen. Ich sag mir, ich zieh sie einfach erst an, wenn ich bei Miss Leefolt bin, wo die Klimaanlage ist. Es muss ein Hitzerekord sein, weil ich jetzt schon einundvierzig Jahre im Haushalt von Weißen bin und heut das erste Mal ohne Strümpfe zur Arbeit geh.
    Aber bei Miss Leefolt ist es noch heißer wie bei mir. »Aibileen, machen Sie Tee, und … die Salatteller … müssen abgewischt werden …« Heut kommt sie nicht mal in die Küche. Sie ist im Wohnzimmer und hat sich einen Stuhl vor das Lüftungsgitter in der Wand gezogen, damit das bisschen, was noch aus der Klimaanlage kommt, unter ihren Unterrock weht. Das ist alles, was sie anhat, ihr Unterrock und ihre Ohrringe. Ich hab schon bei weißen Ladys gearbeitet, die aus dem Schlafzimmer kommen, wie sie der Herrgott geschaffen hat, aber das macht Miss Leefolt nicht.
    Ab und zu macht der Motor von der Klimaanlage fffiiuuuh.
Wie wenn er ganz den Geist aufgeben würd. Miss Leefolt hat schon zweimal den Reparaturmann angerufen, und er hat gesagt, er kommt, aber ich wett, er kommt nicht. Zu heiß.
    »Und nicht vergessen … dieses Silberdingsbums – die Cornichon-Zange, die ist im …«
    Aber sie kommt nicht bis zu Ende, wie wenn’s zu heiß wär, mir auch nur zu sagen, was ich machen soll. Und dafür muss es schon richtig heiß sein. Es fühlt sich an, wie wenn alle in der Stadt einen Hitzekoller haben. Auf der Straße ist es ganz still und reglos, richtig unheimlich, wie direkt vor einem Tornado. Aber vielleicht bin’s ja auch nur ich, weil ich so nervös bin wegen dem Buch. Am Freitag kommt es raus.
    »Meinen Sie, wir sollten das Bridgekränzchen absagen?«, frag ich sie von der Küche aus. Das Bridgekränzchen ist neuerdings immer montags, und die Ladys kommen in zwanzig Minuten.
    »Nein. Es ist ja schon … alles fertig«, sagt sie, aber ich weiß, sie kann nicht klar denken.
    »Ich versuch noch mal die Sahne zu schlagen. Dann geh ich in die Garage. Meine Strümpfe anziehen.«
    »Ach, lassen Sie’s, Aibileen, es ist zu heiß für Strümpfe.« Miss Leefolt hat sich endlich von dem Lüftungsgitter losgerissen und schleppt sich in die Küche. Ihre Arme wedeln wie Chinarestaurantfächer. »O Gott, hier in der Küche hat es ja noch zehn Grad mehr als im Esszimmer!«
    »Backofen ist gleich aus. Kinder sind im Garten.«
    Miss Leefolt guckt aus dem Fenster nach draußen, wo die Kinder unterm Rasensprenger spielen. Mae Mobley hat nur ihre Unterhose an, Ross – ich nenn ihn Li’l Man – nur seine Windel. Er ist noch nicht mal ein Jahr und läuft schon wie ein großer Junge. Gekrabbelt ist er gar nie.
    »Ich verstehe nicht, wie sie es da draußen aushalten«, sagt Miss Leefolt.
    Mae Mobley hat Spaß dran, mit ihrem kleinen Bruder zu spielen und auf ihn aufzupassen, wie wenn sie seine Mama
wär. Aber sie kann jetzt nimmer den ganzen Tag daheim bei uns bleiben. Meine Kleine geht jeden Morgen in die Baptistische Broadmoore-Vorschule. Aber heut ist Labor Day, ein Feiertag für den Rest der Welt, und drum ist auch keine Schule. Da bin ich auch froh. Ich weiß ja nicht, wie lang ich noch mit ihr hab.
    »Schauen Sie sich die beiden an«, sagt Miss Leefolt, also geh ich zu ihr ans Fenster. Der Sprenger spritzt hoch in die Bäume und macht Regenbogen. Mae Mobley hält Li’l Man an den Händen, und sie stehen unterm Regen vom Sprenger, mit geschlossenen Augen, wie wenn sie grad getauft würden.
    »Das sind schon zwei«, sagt sie mit einem Seufzer, wie wenn ihr das eben grad aufgehen würd.
    »Und wie«, sag ich, und irgendwie verbindet uns in dem Moment was, mich und Miss Leefolt, wie wir da stehen und zum Fenster rausgucken, auf die Kinder, die wir beide lieben. Und ich frag mich, ob sich vielleicht doch was ein ganz bisschen ändert. Schließlich haben wir 1964. Im Stadtzentrum dürfen jetzt Neger an der Imbisstheke vom Woolworth sitzen.
    Und mir wird ganz weh ums Herz, und ich frag mich, ob ich zu weit gegangen bin. Weil, wenn das Buch rauskommt und wenn die Leute rauskriegen, dass wir das waren, werd ich diese Kinder wahrscheinlich nimmer sehen. Und wenn ich Mae Mobley nicht mal Lebwohl sagen kann? Und dass sie ein feines Mädel ist, noch ein letztes Mal? Und Li’l Man? Wer erzählt ihm dann die Geschichte vom grünen Marsmann Luther King?
    Ich hab das alles schon oft mit mir abgemacht, zwanzig Mal bestimmt. Aber heut fühlt es sich das erste Mal richtig wirklich an. Ich berühr die Fensterscheibe, wie wenn ich die Kleinen

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