Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
interessiert nur, was die Leute in Jackson, Mississippi, dazu sagen.«
»Morgen tauchen die Bücher in den Buchhandlungen und Büchereien auf. Zweitausendfünfhundert in Mississippi und die andere Hälfte überall in den USA.« Das sind viel mehr, als uns Missus Stein zuerst gesagt hat, aber jetzt, wo die Freedom Rides angefangen haben und hier in Mississippi diese Bürgerrechtsaktivisten mit ihrem Kombi verschwunden sind, meint sie, interessieren sich die Leute mehr dafür, was in unserem Bundesstaat los ist.
»Wie viele kriegt die Weißenbibliothek von Jackson?«, fragt Minny. »Null?«
Ich schüttel lächelnd den Kopf. »Drei. Miss Skeeter hat’s mir heut Morgen am Telefon gesagt.«
Jetzt guckt selbst Minny verblüfft. Seit zwei Monaten erst lässt die Weißenbibliothek auch Farbige rein. Ich war selber zweimal drinnen.
Minny schlägt das Buch auf und fängt auf der Stelle an zu lesen. Kinder kommen rein, und sie sagt ihnen, was sie tun sollen und wie sie’s tun sollen, ohne auch nur aufzuschauen. Ihre Augen machen keinen Moment Halt. Ich hab’s ja schon oft gelesen, weil ich das ganze letzte Jahr dran gearbeitet hab. Aber Minny hat immer gesagt, sie will’s erst lesen, wenn es als Buch da ist. Will sich die Überraschung nicht verderben, hat sie gesagt.
Ich bleib noch eine Weile bei Minny sitzen. Ab und zu grinst sie. Paarmal lacht sie. Und mehr wie einmal knurrt sie. Ich frag nicht warum. Dann lass ich sie mit dem Buch allein und geh heim. Nachdem ich alle meine Gebete geschrieben hab, geh ich schlafen, das Buch neben mir auf dem Kopfkissen.
Am nächsten Tag bei der Arbeit kann ich nur dran denken, dass jetzt Läden mein Buch ins Regal stellen. In Miss Leefolts Haus hör ich kein einziges Wort drüber, während ich Böden wisch und Windeln wechsel. Es ist, wie wenn ich gar kein Buch geschrieben hätt. Ich weiß nicht, was ich erwartet hab. Dass sich irgendwas tut, denk ich, aber es ist nur ein ganz normaler heißer Freitag, mit Fliegen, die gegen die Fliegengitter surren.
An dem Abend rufen sechs von den Dienstmädchen im Buch bei mir daheim an und fragen, ob irgendwer irgendwas gesagt hat. Wir ziehen die Anrufe in die Länge, wie wenn sich die Antwort ändern würd, wenn wir nur lang genug ins Telefon atmen.
Miss Skeeter ruft als Letzte an. »Ich war heute Nachmittag im Bookworm. Bin eine Weile herumgestanden, aber niemand hat es auch nur in die Hand genommen.«
»Eula sagt, sie war im Farbigenbuchladen. Da war’s genauso. «
»Okay«, seufzt sie.
Aber auch das ganze Wochenend und bis in die neue Woche rein hören wir nichts. Auf Miss Leefolts Nachttisch sind immer noch dieselben Bücher: das Benimmbuch von Frances Benton, Peyton Place und die staubige alte Bibel, die sie nur zum Schein neben dem Bett liegen hat. Aber ich guck immer wieder auf den Stapel wie auf einen Fleck.
Am Mittwoch regt sich immer noch nichts. Im Weißenbuchladen hat niemand unser Buch gekauft. Im Laden in der Farish Street sagen sie, sie haben ein Dutzend verkauft, was gut ist. Aber das können auch die anderen Dienstmädchen gewesen sein, die noch ein Buch für Freunde wollten.
Am Donnerstag, dem siebten Tag, klingelt mein Telefon, noch eh ich zur Arbeit geh.
»Ich habe Neuigkeiten«, flüstert Miss Skeeter. Ich nehm an, sie hat sich wieder in der Speisekammer verkrochen.
»Was ist?«
»Missus Stein hat angerufen und gesagt, wir kommen bei Dennis James.«
»In People Will Talk? Im Fernsehen?«
»In der Buchbesprechung. Sie sagt, es kommt auf Channel Three, nächsten Donnerstag, dreizehn Uhr.«
Herr im Himmel! Wir kommen auf WBLT-TV! Das ist eine lokale Fernsehshow aus Jackson, in Farbe, gleich nach den Zwölf-Uhr-Nachrichten.
»Glauben Sie, die Besprechung wird gut oder schlecht?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß nicht mal, ob Dennis die Bücher überhaupt liest oder ob sie ihm nur sagen, was er erzählen soll.«
Ich bin aufgeregt und hab gleichzeitig Angst. Danach muss was passieren.
»Missus Stein meint, jemand in der Werbeabteilung von Harper und Row muss Mitleid mit uns gehabt und ein paar
Telefonate geführt haben. Sie sagt, wir sind das erste Buch, das sie mit einem Werbeetat von null macht.«
Wir lachen, aber es klingt bei uns beiden nervös.
»Hoffentlich können Sie es bei Elizabeth sehen. Wenn nicht, rufe ich Sie an und erzähle Ihnen ganz genau, was sie gesagt haben.«
Am Freitagabend, eine Woche, nachdem das Buch erschienen ist, mach ich mich fertig, um in die Kirche zu gehen. Diakon
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