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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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gesetzt, und auch wenn der Kleine noch kein Wort spricht, hört er doch ganz genau zu, was Mae Mobley sagt.
    Wie ich Mae Mobley heut frag, was sie gelernt hat, sagt sie nur »Nichts« und macht einen Flunsch.
    »Wie gefällt dir deine Lehrerin?«, frag ich sie.
    »Sie ist hübsch«, sagt sie.
    »Gut«, sag ich. »Du bist auch hübsch.«
    »Warum bist du farbig, Aibileen?«
    Die Frage hab ich schon paarmal von meinen anderen weißen Kindern zu hören gekriegt. Ich hab dann immer nur gelacht, aber bei ihr will ich’s klarstellen. »Weil Gott mich farbig erschaffen hat«, sag ich. »Und sonst gibt’s dafür keinen einzigen Grund auf der Welt.«
    »Miss Taylor sagt, farbige Kinder können nicht auf meine Schule gehen, weil sie dafür nicht gescheit genug sind.«
    Da geh ich um den Tisch rum zu ihr. Heb ihr Kinn an und streich ihr das komische Haar zurück. »Findst du mich dumm?«
    »Nein«, kommt’s mit einer Inbrunst aus ihr raus, wie wenn sie’s von ganzem Herzen meint. Ihr Gesicht sagt, wie leid’s ihr tut, dass sie so was erzählt hat.
    »Also, was sagt das über Miss Taylor?«
    Sie guckt mich an, wie wenn sie mir ganz genau zuhört.
    »Es sagt, dass Miss Taylor nicht immer recht hat«, erklär ich.

    Sie schlingt mir die Arme um den Hals und sagt: »Du hast rechter wie Miss Taylor.« Da geht es mit mir durch. Ich brech in Tränen aus. Das sind ganz neue Worte für mich.
     
    Um vier Uhr nachmittags lauf ich, so schnell ich kann, von der Bushaltestelle zur Lamm-Gottes-Kirche. Ich wart drinnen, guck aus dem Fenster. Zehn Minuten versuch ich zu atmen und trommel mit den Fingern aufs Fensterbrett. Dann seh ich endlich das Auto draußen halten. Eine weiße Lady steigt aus, und ich kneif die Augen zusammen. Die Lady da sieht aus wie eine von diesen Hippies, die ich in Miss Leefolts Fernseher gesehen hab. Sie hat ein kurzes weißes Kleid an und Sandalen. Ihr Haar ist lang und ohne Haarspray drauf. Durch das Gewicht sind die Krissellocken raus. Ich lach in meine Hand und wollt, ich könnt da rausrennen und sie umarmen. Ich hab Miss Skeeter sechs Monate nimmer gesehen, seit wir Miss Steins Änderungen eingearbeitet und das endgültige Manuskript abgegeben haben.
    Miss Skeeter zerrt einen großen braunen Karton vom Rücksitz und trägt ihn zur Kirchentür, wie wenn sie alte Kleider abgibt. Sie bleibt kurz stehen und guckt auf die Tür, geht dann aber wieder zu ihrem Auto und fährt weg. Ich bin traurig, dass sie’s so hat machen müssen, aber wir wollen ja nicht, dass es auffliegt, bevor’s überhaupt losgeht.
    Sowie sie weg ist, renn ich zur Tür, schlepp den Karton rein, zieh ein Buch raus und starr es einfach nur an. Ich versuch gar nicht erst, nicht zu weinen. Ist das hübscheste Buch, das ich je gesehen hab. Der Deckel ist himmelblau. Und ein großer weißer Vogel – eine Friedenstaube – streckt seine Flügel vom einen Rand bis zum anderen. Der Titel Gute Geister steht da in fetten schwarzen Buchstaben. Das Einzige, was mir nicht so gefällt, ist die Zeile, die sagt, von wem das Buch ist. Anonymus steht da. Ich wollt, Miss Skeeter hätt ihren Namen hinschreiben können, aber das wär zu riskant gewesen.

    Morgen bring ich allen Frauen, die mit ihren Geschichten in dem Buch drin sind, welche von diesen Vorabexemplaren. Miss Skeeter bringt eins ins Staatsgefängnis, für Yule May. Schließlich ist sie ja der Grund, warum die anderen mitgemacht haben. Aber ich hab gehört, dass Yule May das Päckchen wahrscheinlich nicht kriegt. Die Gefangenen kriegen von zehn Sachen, die man ihnen schickt, immer nur eine, weil die Wärterinnen den Rest selbst behalten. Miss Skeeter sagt, sie wird sicherheitshalber zehnmal hingehen und ein Buch abgeben.
    Ich nehm den großen Karton mit heim, hol ein Buch raus und verstau die anderen unter meinem Bett. Dann renn ich rüber zu Minny. Minny ist im sechsten Monat schwanger, aber man sieht’s ihr nicht an. Wie ich hinkomm, sitzt sie am Küchentisch und trinkt ein Glas Milch. Leroy schläft hinten im Schlafzimmer, und Benny und Sugar und Kindra schälen im Garten Erdnüsse. In der Küche ist es still. Ich lächel und streck Minny ihr Buch hin.
    Sie beäugt es. »Sieht wohl ganz okay aus, die Taube.«
    »Miss Skeeter sagt, die Friedenstaube ist ein Zeichen für die besseren Zeiten, die kommen. Sie sagt, in Kalifornien tragen die Leute solche Tauben auf ihren Kleidern.«
    »Was die Leute in Kalifornien machen, ist mir egal«, erwidert Minny und starrt auf den Buchdeckel. »Mich

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