Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
größer aus wie eine echte Taube. Er hält das Buch hoch und zeigt mit dem Finger auf das Wort Anonymus. Zwei Sekunden ist mein Stolz größer wie meine Angst. Ich möchte rufen: Das ist mein Buch! Das ist mein Buch da im Fernsehen! Aber ich muss still sein, wie wenn ich irgendwas Langweiliges guck. Ich krieg kaum noch Luft!
»… mit dem Titel Gute Geister enthält Originalberichte von Hausangestellten hier in Mississippi …«
»Ach, wenn Hilly doch nur zu Hause wäre! Wen kann ich sonst anrufen? Was für hübsche Schuhe sie anhat, ich wette, die sind aus dem Papagallo Shoppe.«
Nicht reden, bitte! Ich lang hin und dreh den Ton bisschen lauter, bereu’s aber gleich. Und wenn sie jetzt von ihr reden? Würd Miss Leefolt ihr eigenes Leben erkennen?
»… letzte Nacht gelesen, und jetzt liest es meine Frau …« Mister Dennis redet, wie wenn er was versteigern wollt. Seine Augenbrauen gehen rauf und runter, und er zeigt mit dem Finger auf unser Buch. »… und sehr bewegend. Ein Buch voller Enthüllungen, würde ich sagen, angesiedelt in einem erfundenen Ort namens Niceville, Mississippi, aber wer weiß?« Er hält sich die Hand halb vor den Mund und flüstert ganz laut: »Es könnte Jackson sein!«
Was?
»Ich sage ja nicht, dass es Jackson ist, es könnte irgendeine Stadt sein, aber vielleicht sollten Sie doch sicherheitshalber dieses Buch kaufen und sich vergewissern, dass Sie nicht darin vorkommen! Ha-ha-ha-ha…«
Ich erstarr, fühl ein Prickeln im Nacken. Nichts da drin verrät,
dass es Jackson ist. Sagen Sie noch mal, dass es irgendeine Stadt sein könnt, Mister Dennis!
Miss Leefolt lächelt ihre Freundin im Fernsehen an, wie wenn die sie sehen könnt. Mister Dennis lacht, aber das Gesicht von dieser Miss Joline ist so rot wie ein Stoppschild.
»… eine schändliche Verleumdung des Südens! Eine schändliche Verleumdung all der anständigen Frauen in den Südstaaten, die sich zeitlebens gut um ihre Dienstboten gekümmert haben. Ich persönlich weiß, dass ich mein Hauspersonal behandle, als gehörte es zur Familie, und dass alle meine Freundinnen es ebenfalls tun …«
»Warum macht sie denn im Fernsehen so ein finsteres Gesicht? «, jammert Miss Leefolt den Bildschirm an. »Joline!« Sie beugt sich vor und klopft tipp-tipp-tipp mit dem Zeigefinger auf Miss Jolines Stirn. »Guck nicht so böse! So siehst du gar nicht hübsch aus!«
»Joline, haben Sie den Schluss gelesen? Das mit dem Kuchen? Falls mein Dienstmädchen Bessie Mae jetzt dort draußen sitzt und zuschaut – Bessie Mae, ich habe eine ganz neue Hochachtung vor dem, was Sie tagtäglich tun. Und ich werde von jetzt an den Schokoladen-Eiercreme-Kuchen an mir vorübergehen lassen! Ha-ha-ha …«
Aber Miss Joline hält das Buch hoch, wie wenn sie’s ins Feuer werfen wollt. »Kaufen Sie dieses Buch nicht! Mitbürgerinnen von Jackson, unterstützen Sie diese verleumderischen Anwürfe nicht auch noch mit dem hart verdienten Geld Ihrer Ehemänner …«
»Was?«, fragt Miss Leefolt Mister Dennis. Und dann – puff – kommt eine Tide-Waschpulverreklame.
»Worüber haben sie da gerade geredet?«, fragt mich Miss Leefolt.
Ich sag nichts. Mein Herz pocht wie wild.
»Meine Freundin Joline hatte ein Buch in der Hand.«
»Ja, Ma’am.«
»Wie hieß es noch mal? Gute Geister oder so was?«
Ich press die Spitze vom Bügeleisen auf die Kragenspitze von Mister Raleighs Hemd. Ich muss Minny anrufen und Miss Skeeter, ob sie das gehört haben. Aber Miss Leefolt steht da und wartet auf eine Antwort von mir, und ich weiß, sie wird nicht lockerlassen. Das tut sie nie.
»Habe ich richtig gehört, dass es über Jackson ist?«, fragt sie.
Ich starr weiter auf mein Bügeleisen.
»Ich meine, sie haben Jackson gesagt. Aber warum sollen wir es nicht kaufen?«
Meine Hände zittern. Wie kann’s sein, dass das wirklich passiert? Ich mach weiter, versuch glattzubügeln, was nimmer glattzubügeln ist.
Eine Sekunde drauf ist die Tide-Werbung rum, und da sind wieder Dennis James, der das Buch hochhält, und Miss Joline, die immer noch rot im Gesicht ist. »Das war’s für heute«, sagt er, »aber besorgen Sie sich unbedingt Ihr persönliches Exemplar von Little Big Man und von Gute Geister bei unserem Sponsor, dem State Street Bookstore. Und entscheiden Sie selbst, ist es über Jackson oder nicht?« Und dann kommt die Musik, und er ruft: »Schönen Tag noch, Mississippi!«
Miss Leefolt guckt mich an. »Haben Sie gehört? Ich wusste es doch – sie haben
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