Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Thomas hat mich am Morgen angerufen und gefragt, ob ich zu einem Extratreffen komm, das am Abend ist, aber wie ich frag, worum es da geht, hat er’s eilig und murmelt, er muss Schluss machen. Minny sagt, sie hat den gleichen Anruf gekriegt. Also bügel ich ein hübsches Leinenkleid von Miss Greenlee auf und geh zu Minny rüber, damit wir von da zusammen hinlaufen.
Bei Minny geht’s wie immer zu wie in einem brennenden Hühnerstall. Sie brüllt rum, Sachen fliegen durch die Gegend, alle Kinder schreien. Ich erkenn unter Minnys Kleid das erste bisschen Bauch und bin froh, dass man’s ihr endlich ansieht. Leroy schlägt sie nämlich nicht, wenn sie schwanger ist. Und Minny weiß das, also geh ich davon aus, dass das noch lang nicht das letzte Baby ist.
»Kindra! Krieg jetzt endlich deinen Hintern vom Fußboden hoch!«, brüllt Minny. »Sieh zu, dass die Bohnen heiß sind, wenn dein Daddy aufwacht!«
Kindra – sie ist nun sieben – marschiert pampig zum Herd, den Hintern rausgestreckt und die Nase in der Luft. Töpfe scheppern durchs ganze Haus. »Warum muss ich Essen machen? Sugar ist dran!«
»Weil Sugar bei Miss Celia ist und du’s noch lebend in die dritte Klasse schaffen willst.«
Benny kommt rein und drückt meine Taille. Er grinst und zeigt mir seine neue Zahnlücke, rennt dann davon.
»Kindra, dreh die Flamme da runter, eh du das Haus abbrennst!«
»Wir sollten jetzt los, Minny«, sag ich, weil’s sonst den ganzen Abend so weitergehen kann. »Wir kommen noch zu spät.«
Minny schaut auf die Uhr. Schüttelt den Kopf. »Warum ist Sugar noch nicht daheim? Mich lässt Miss Celia nie so lang arbeiten.«
Letzte Woche hat Minny angefangen, Sugar zur Arbeit mitzunehmen. Sie lernt sie an, für wenn ihr Baby da ist und Sugar für sie einspringen muss. Für heut hat Miss Celia gefragt, ob Sugar länger bleiben kann, sie würd sie dann heimfahren.
»Kindra, wenn ich heimkomm, will ich keine einzige Bohne da in der Spüle finden. Mach ja gut sauber.« Minny umarmt sie. »Benny, geh und sag Daddy, er muss jetzt machen, dass er aus dem Bett kommt.«
»Ooch, Mama, warum ich …«
»Mach schon, sei tapfer. Pass einfach nur auf, dass du nicht zu dicht bei ihm stehst, wenn er wach wird.«
Wir schaffen es aus der Tür und auf die Straße, eh wir hören, wie Leroy Benny anbrüllt, weil der ihn geweckt hat. Ich lauf schneller, damit sie nicht noch mal reingeht und Leroy gibt, was er verdient.
»Gut, dass wir heut Abend in die Kirche gehen«, seufzt Minny. Wir biegen in die Farish, marschieren die Stufen hoch. »Da hab ich eine Stunde, in der ich nicht über das alles nachdenken muss.«
Sowie wir im Vorraum von der Kirche sind, schlüpft einer von den Brown-Brüdern schnell hinter uns zur Tür und schließt sie ab. Ich will grad fragen warum und würd Angst kriegen, wenn ich Zeit dazu hätt, aber da fangen über dreißig Leute im Kirchenraum an zu klatschen, und Minny und ich klatschen mit, weil wir denken, jemand hat’s aufs College geschafft oder so was.
»Für wen klatschen wir?«, frag ich Rachel Johnson. Sie ist die Frau vom Reverend.
Sie lacht, und alles wird still. Rachel beugt sich zu mir.
»Wir klatschen für Sie, meine Liebe.« Dann greift sie in ihre Handtasche und zieht eins von den Büchern raus. Ich schau mich um, und nun hat jeder ein Buch in der Hand. Die ganzen wichtigen Gemeindemitglieder und Diakone sind da.
Jetzt kommt Reverend Johnson auf mich zu. »Aibileen, das ist ein großer Moment für Sie und für unsere Kirche.«
»Ihr müsst ja den ganzen Buchladen leergekauft haben«, sag ich, und alles lacht höflich.
»Um Ihrer Sicherheit willen, Aibileen, wird dies das einzige Mal sein, dass die Kirche Ihre Leistung würdigt. Ich weiß, dass eine Menge Leute zu diesem Buch beigetragen haben, aber ich habe gehört, ohne Sie wäre es nie zustande gekommen.«
Ich schau rüber und seh Minny grinsen, und mir wird klar, dass sie dahintersteckt.
»An die Gemeinde und die gesamte farbige Gemeinschaft ist die stille Botschaft ergangen, auf gar keinen Fall – auch wenn es jemand weiß – darüber zu sprechen, wer in diesem Buch vorkommt oder wer es geschrieben hat. Außer heute Abend. Tut mir leid« – er schüttelt lächelnd den Kopf –, »aber das konnten wir einfach nicht ganz ungefeiert lassen.«
Er gibt mir das Buch. »Wir wissen, dass Sie Ihren Namen nicht reinschreiben konnten, also haben wir alle unsere Namen für Sie reingeschrieben.« Ich schlag den Buchdeckel auf, und da sind sie,
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