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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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zurück.
    »Komm keinen Zentimeter näher«, sagt sie.
    Also bleibe ich stehen und sehe sie nur an. Wer würde sie nicht anstarren? Ihr schwarzes Haar ist ein einziges Desaster. Eine Strähne steht senkrecht hoch. Ihre Bluse hängt halb aus dem Rockbund, die Knöpfe spannen, und ich sehe, dass sie noch mehr zugenommen hat. Und da ist … Herpes, im Mundwinkel, verkrustet und rot. Das habe ich bei Hilly nicht
mehr gesehen, seit Johnny damals während unseres Studiums mit ihr Schluss gemacht hat.
    Sie mustert mich von oben bis unten. »Bist du jetzt so eine Art Hippie oder was? Gott, deine arme Mama muss sich wirklich für dich schämen.«
    »Hilly, was willst du hier?«
    »Dir sagen, dass ich meinen Anwalt eingeschaltet habe, Hibbie Goodman, der zufällig der Spezialist für Verleumdungsklagen hier in Mississippi ist, und dass du dich auf was gefasst machen kannst, Missy. Du wanderst ins Gefängnis, weißt du das?«
    »Du kannst nichts beweisen, Hilly.« Das habe ich mit der Rechtsabteilung von Harper & Row ausgiebig durchdiskutiert. Wir waren sehr sorgfältig bei der Verschleierung sämtlicher Identitäten.
    »Ich weiß doch hundertprozentig, dass du es geschrieben hast, weil sonst niemand in dieser Stadt so tief sinken würde. Sich auf diese Art mit Negerinnen gemein zu machen!«
    Es ist wirklich ein Rätsel, wie wir je Freundinnen sein konnten. Ich erwäge, ins Haus zu gehen und die Tür abzuschließen. Aber da ist ein Umschlag in ihrer Hand, und das macht mich nervös.
    »Ich weiß, es wird viel geredet, Hilly, und es gehen alle möglichen Gerüchte …«
    »Oh, das Gerede stört mich nicht. Jeder hier weiß, dass es nicht Jackson ist. Es ist eine Stadt, die du dir in deinem kranken Hirn ausgedacht hast, und ich weiß auch, wer dir dabei geholfen hat.«
    Meine Gesichtsmuskeln spannen sich an. Natürlich weiß sie von Minny und auch von Louvenia, das ist mir ja bekannt, aber weiß sie auch von Aibileen? Und den anderen?
    Hilly wedelt mit dem Umschlag, und er knistert. »Ich bin hier, um deine Mutter davon in Kenntnis zu setzen, was du getan hast.«

    »Du willst mich bei meiner Mutter verpetzen?« Ich lache, aber Tatsache ist, dass meine Mutter nichts davon weiß. Und ich will, dass es so bleibt. Sie wäre entsetzt und würde sich für mich schämen und … Ich schaue auf den Umschlag. Wenn es sie wieder krank macht?
    »Und ob ich das will.« Hilly marschiert hocherhobenen Hauptes die Eingangsstufen hinauf.
    Ich folge ihr schnell zur Haustür. Sie macht sie auf und geht hinein, als wäre es ihr Haus.
    »Hilly, ich habe dich nicht hereingebeten«, sage ich und packe sie am Arm. »Du gehst jetzt …«
    Doch in dem Moment kommt Mutter um die Ecke, und ich lasse die Hand sinken.
    »Oh, Hilly«, sagt Mutter. Sie ist im Bademantel, und ihr Gehstock wackelt bei jedem Schritt. »Wir haben uns ja so lange nicht mehr gesehen.«
    Hilly blinzelt ungläubig. Ich weiß nicht, ob Hilly schockierter über das Aussehen meiner Mutter ist oder umgekehrt. Mutters einst dickes, braunes Haar ist jetzt schneeweiß und dünn. Die zitternde Hand auf der Krücke ihres Stocks sieht für jemanden, der den Anblick nicht gewohnt ist, wahrscheinlich wie die Hand eines Skeletts aus. Aber das Schlimmste ist: Mutter hat nicht alle ihre Zähne drin, nur die vorderen. Ihre Wangen sind eingefallen wie die einer Toten.
    »Missus Phelan, ich … ich wollte …«
    »Hilly, sind Sie krank? Sie sehen ja schrecklich aus«, sagt Mutter.
    Hilly fährt sich mit der Zunge über die Lippen. »Na ja, ich … hatte keine Zeit, mich zurechtzumachen, bevor …«
    Mutter schüttelt den Kopf. »Hilly, meine Liebe. Kein junger Ehemann möchte so etwas zu Hause vorfinden. Was ist denn mit Ihrem Haar? Und das da …« Mutter runzelt die Stirn und mustert den Herpes genauer. »Das ist gar nicht attraktiv, Mädchen.«

    Mein Blick ist auf den Brief geheftet. Mutter zeigt mit dem Finger auf mich. »Morgen rufe ich Fanny Mae’s an und mache einen Termin für euch beide.«
    »Missus Phelan, das ist …«
    »Sie brauchen sich nicht zu bedanken«, sagt Mutter. »Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann, jetzt wo Ihre verstorbene Mutter Ihnen nicht mehr mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Nun gut, ich gehe jetzt zu Bett.« Und Mutter humpelt zu ihrem Zimmer. »Dass es mir nicht zu spät wird, Mädels.«
    Hilly steht mit offenem Mund da. Schließlich geht sie zur Haustür, reißt sie auf und marschiert hinaus. Den Brief immer noch in der Hand.
    »Du wirst deines Lebens

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