Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
blickt verstohlen durchs Schaufenster nach draußen, und ich sehe Elizabeth, ein Milchshake in der Hand, zu
ihrem Wagen gehen. Lou Anne winkt mich zu sich, zwischen die Shampoos und Pflegespülungen.
»Deine Mama? Ich hoffe, es geht ihr immer noch besser?«, fragt Lou Anne. Ihr Lächeln ist nicht ganz so strahlend wie sonst. Sie zupft an ihren langen Ärmeln, obwohl ein Schweißfilm ihre Stirn überzieht.
»Es geht ihr gut. Die Krankheit ist … rückläufig.«
»Ich bin ja so froh.« Sie nickt, und wir stehen verlegen da und schauen uns an. Lou Anne holt tief Luft. »Ich weiß, wir haben eine ganze Weile nicht mehr miteinander geredet, aber« – sie senkt die Stimme – »ich dachte, du solltest wissen, was Hilly behauptet. Sie sagt, du hättest dieses Buch geschrieben … über die Dienstmädchen.«
»Soweit ich gehört habe, ist der Verfasser anonym«, antworte ich schnell, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich auch nur zugeben soll, es gelesen zu haben. Obwohl die ganze Stadt es liest. In allen drei Buchhandlungen ist es vergriffen, und die Bibliothek hat eine Warteliste von zwei Monaten.
Sie hebt die Hand wie eine Stoppkelle. »Ich will nicht wissen, ob es stimmt. Aber Hilly …« Sie tritt näher an mich heran. »Hilly Holbrook hat mich neulich angerufen und verlangt, dass ich meine Louvenia entlasse.« Ihre Kiefermuskeln arbeiten, und sie schüttelt den Kopf.
Bitte. Ich halte den Atem an. Bitte sag nicht, du hast sie gefeuert.
»Skeeter, Louvenia …« Lou Anne schaut mir in die Augen. »Sie ist manchmal der einzige Grund, warum ich es schaffe, aus dem Bett zu kommen.«
Ich sage nichts. Vielleicht ist das eine Falle, die mir Hilly stellt.
»Und du hältst mich bestimmt für so ein dummes Ding … das allem zustimmt, was Hilly sagt.« Tränen steigen ihr in die Augen. Ihre Lippen zittern. »Die Ärzte wollen, dass ich nach Memphis gehe, zur … Elektroschockbehandlung …« Sie presst sich die Hände aufs Gesicht, aber eine Träne schlüpft
ihr durch die Finger. »Wegen der Depression und den … den Versuchen«, flüstert sie.
Ich schaue auf ihre langen Ärmel und frage mich, ob es das ist, was sie versteckt. Ich hoffe, dass ich nicht recht habe, aber mich schaudert.
»Klar, Henry sagt, ich soll mich am Riemen reißen.« Sie macht zackige Marschierbewegungen und versucht zu lächeln, aber ihre Mundwinkel sinken gleich wieder herab und die Traurigkeit kehrt in ihr Gesicht zurück.
»Skeeter, Louvenia ist der tapferste Mensch, den ich kenne. Trotz ihrer ganzen eigenen Probleme setzt sie sich hin und spricht mit mir. Sie hilft mir, über den Tag zu kommen. Als ich gelesen habe, was sie über mich geschrieben hat, wie ich ihr mit ihrem Enkel geholfen habe – so dankbar war ich in meinem ganzen Leben noch nie. Es war für mich der beste Moment seit Monaten.«
Ich weiß nicht was sagen. Das ist das einzig Positive, was ich bisher über das Buch gehört habe, und ich will, dass sie noch mehr sagt. Ich nehme an, Aibileen hat das auch noch nicht gehört. Aber ich bin zugleich beunruhigt, weil Lou Anne offensichtlich Bescheid weiß.
»Wenn du es geschrieben hast, wenn es stimmt, was Hilly verbreitet, will ich einfach nur, dass du weißt, ich werde Louvenia niemals feuern. Hilly habe ich geantwortet, ich würde darüber nachdenken, aber wenn Hilly Holbrook mir noch ein Mal damit kommt, werde ich ihr ins Gesicht sagen, dass sie das mit dem Kuchen verdient hat – und noch viel mehr.«
»Woher … Wie kommst du drauf, dass das Hilly war?« Unser Schutz, unsere Versicherung, sie ist futsch, wenn das Kuchengeheimnis aufgeflogen ist.
»Ich weiß nicht, ob sie’s war oder nicht. Aber das Gerücht geht um.« Lou Anne schüttelt den Kopf. »Und heute Morgen habe ich gehört, dass Hilly überall herumerzählt, das Buch sei nicht über Jackson. Weiß der Himmel warum.«
Ich atme scharf ein, flüstere: »Gott sei Dank.«
»Tja, Henry kommt gleich nach Hause.« Sie rückt ihre Tasche auf ihrer Schulter zurecht und strafft sich. Das Lächeln ist wieder da wie eine Maske.
Sie dreht sich zum Ausgang, schaut sich aber noch mal um, als sie die Tür öffnet. »Und noch was will ich dir sagen. Ich werde Hilly Holbrook im Januar nicht zur League-Präsidentin wählen. Und überhaupt nie wieder.«
Damit geht sie hinaus, und die Glocke bimmelt hinter ihr.
Ich bleibe noch eine Weile hinterm Schaufenster stehen. Draußen hat Nieselregen eingesetzt. Er bildet einen Schleier auf den Autofenstern und macht den schwarz
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