Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
rauszischt.
»Wann geht Mister Johnny morgens aus dem Haus?«, frag ich und mach das Stück Butter weg, das auf der Arbeitsplatte vor sich hin schmilzt, ohne Teller drunter.
»Um sechs. Er kann es nicht leiden, hier noch lange herumzutrödeln.
Und so um fünf kommt er dann aus seinem Maklerbüro wieder zurück.«
Ich rechne kurz, und obwohl es weniger Stunden sind, käm mehr dabei rum. Aber ich krieg gar nichts, wenn ich erschossen werd. »Also geh ich um drei. Dann sind’s morgens und abends zwei Stunden Abstand, damit ich ihm nicht über den Weg lauf.«
»Gut.« Sie nickt. »Sicher ist sicher.«
Vor der Hintertür steckt Miss Celia den Kuchen in eine große Papiertüte. »Den hier muss ich ganz unten in der Mülltonne verstecken, damit er nicht merkt, dass mir wieder einer verbrannt ist.«
Ich nehm ihr die Tüte aus der Hand. »Mister Johnny wird nichts merken. Ich werf das bei mir zu Haus weg.«
»Oh, danke.« Miss Celia schüttelt den Kopf, wie wenn das das Netteste wär, was je jemand für sie getan hat. Sie drückt sich die kleinen Fäuste unters Kinn. Ich geh zu meinem Wagen.
Ich setz mich auf den durchgesessenen Sitz von dem Ford, für den Leroy seinem Boss immer noch zwölf Dollar die Woche zahlt. Erleichterung kommt über mich. Ich hab doch noch einen Job gefunden. Ich muss nicht an den Nordpol ziehen. Da wird der Weihnachtsmann aber enttäuscht sein.
»Setz dich auf dein Hinterteil, Minny, ich erklär dir jetzt die Regeln für die Arbeit bei einer Weißen Lady.«
Ich war auf den Tag genau vierzehn. Ich saß an dem kleinen Holztisch in der Küche von meiner Mama und äugte zu der Karamelltorte rüber, die auf dem Kuchengitter drauf wartete, dass sie kühl genug war für die Füllung und die Verzierung. Mein Geburtstag war der einzige Tag im Jahr, an dem ich essen durfte, so viel ich wollte.
Ich war so weit, dass ich demnächst von der Schule abgehen und meine erste richtige Arbeit annehmen sollt. Mama hätt sich gewünscht, dass ich bis zur Neunten auf der Schule
geblieben wär – sie wär selbst lieber Schullehrerin geworden, wie in Miss Wondras Haus zu arbeiten. Aber wegen dem Herzfehler von meiner Schwester und meinem nichtsnutzigen, versoffenen Daddy hing alles an mir und Mama. Mit Hausarbeit kannt ich mich aus. Nach der Schule hab ich hauptsächlich geputzt und gekocht. Aber wenn ich im Haus von anderen Leuten gearbeitet hätt, wer hätt sich dann um unser Haus gekümmert?
Mama hat mich an den Schultern gefasst und mich so gedreht, dass ich anstelle von der Torte sie angucken musst. Mama war streng. Sie ließ sich nichts bieten. Sie hat mit dem Zeigefinger so dicht vor meiner Nase gefuchtelt, dass ich anfing zu schielen.
»Regel Nummer eins, wenn du bei einer Weißen Lady arbeitest, Minny: Es geht alles keinen was an. Du steckst deine Nase nicht in die Probleme von deiner Weißen Lady und jammerst ihr nichts von deinen vor – du kannst die Stromrechnung nicht zahlen? Dir tun die Füße weh? Denk immer dran: Weiße sind nicht deine Freunde. Sie wollen nichts davon hören. Und wenn Miss Weiße Lady ihren Mann mit der Lady von nebenan erwischt, halt du dich da raus, verstanden?
Regel Nummer zwei: Lass dich nie von deiner Weißen Lady auf ihrer Toilette erwischen. Und wenn du so nötig musst, dass es dir aus den Haarzöpfen kommt. Wenn’s kein Dienstbotenklo hinterm Haus gibt, wart, bis sie nicht da ist, und geh auf eine Toilette, die sie nicht benutzt.
Regel Nummer drei …« Mama drehte mein Kinn zu sich, weil mich die Torte wieder verlockt hatte. »Regel Nummer drei: Wenn du für Weiße kochst, probier mit einem Extralöffel. Wenn du den Kochlöffel an deinen Mund hältst, weil du denkst, es sieht ja keiner, und ihn dann wieder in den Topf tust, kannst du das Essen gleich wegschmeißen.
Regel Nummer vier: Du nimmst jeden Tag denselben Becher, dieselbe Gabel und denselben Teller. Du bewahrst dein
Geschirr in einem Extraschrank auf und sagst deiner Weißen Lady, dass du von jetzt an die Sachen da drin benutzt.
Regel Nummer fünf: Du isst in der Küche.
Regel Nummer sechs: Du schlägst auf gar keinen Fall ihre Kinder. Weiße versohlen ihre Kinder gern selbst.
Regel Nummer sieben: Das ist die letzte, Minny. Hörst du mich? Kein freches Mundwerk!«
»Mama, ich weiß, wie …«
»Oh, ich hör dich doch, wenn du denkst, ich hör dich nicht. Wie du rummeuterst, wenn du das Ofenrohr saubermachen sollst oder wenn die arme Minny das kleine letzte Stück Huhn kriegt. Wenn du am Morgen
Weitere Kostenlose Bücher