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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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unserem Bridgekränzchenstreit ist in Hillys Stimme nichts mehr zu hören. Ich bin misstrauisch, aber erleichtert.

    »Ich glaub’s nicht, dass es endlich klappt«, sagt Hilly, weil sie seit Monaten versucht, mich mit dem Cousin ihres Mannes zu verkuppeln. Sie ist richtig versessen darauf, obwohl er für mich viel zu gut aussieht, mal ganz davon abgesehen, dass er der Sohn eines Abgeordneten im Senat von Mississippi ist.
    »Meinst du nicht, wir … sollten uns erst mal kennenlernen? «, frage ich. »Ich meine, bevor wir zusammen ausgehen?«
    »Keine Bange. William und ich werden die ganze Zeit dabei sein.«
    Ich seufze. Das Date wurde schon zweimal abgesagt. Ich kann nur hoffen, dass es wieder platzt. Aber es schmeichelt mir, dass Hilly so überzeugt ist, einer wie er könnte sich für eine wie mich interessieren.
    »Ah, ja, und du musst vorbeikommen und den Entwurf abholen«, sagt Hilly. »Ich will, dass meine Initiative im nächsten Newsletter kommt, eine ganze Seite, direkt neben den Fotos von den gesellschaftlichen Anlässen.«
    Ich zögere. »Diese Toilettengeschichte?« Obwohl es erst ein paar Tage her ist, dass sie das beim Bridgekränzchen aufs Tapet gebracht hat, hatte ich gehofft, es wäre vergessen.
    »Es heißt Initiative für Hauspersonal-Sanitäranlagen – William junior, gehst du da runter, oder es setzt was, Yule May, wo stecken Sie denn? – und ich will es diese Woche drin haben.«
    Ich gebe den Newsletter der League heraus. Aber Hilly ist die Vorsitzende. Und sie versucht mir immer vorzuschreiben, was ich zu bringen habe.
    »Verstehe. Ich weiß aber nicht, ob noch Platz ist«, lüge ich.
    Von der Spüle blickt Pascagoula verstohlen herüber, als könnte sie Hilly hören. Ich schaue auf Constantines Toilette, die jetzt Pascagoulas Toilette ist und die von der Küche abgeht. Die Tür steht halb offen, und ich sehe ein winziges Kämmerchen, darin ein WC mit Kettenspülung und eine Glühbirne mit vergilbtem Plastikschirm. Das kleine Waschbecken in der Ecke fasst kaum ein Glas Wasser. Ich war noch nie dort drinnen.
Als wir klein waren, drohte uns Mutter, uns den Hintern zu versohlen, wenn wir in Constantines »Bad« gingen. Ich vermisse Constantine, wie ich in meinem ganzen Leben noch nichts vermisst habe.
    »Dann schaff Platz«, sagt Hilly, »weil das verflixt noch mal wichtig ist.«
     
    Constantine wohnte etwa eine Meile von uns entfernt, in einer kleinen Negersiedlung namens Hotstack, benannt nach der Teerfabrik, die es dort einmal gab. Die Straße nach Hotstack verläuft am Nordrand unserer Farm, und so lange ich denken kann, kicken dort farbige Kinder den roten Staub auf, während sie zur County Road 49 laufen, um ein Auto zu finden, das sie mitnimmt.
    Als Kind bin ich selbst oft diese heiße Straßenmeile entlanggegangen. Wenn ich bat und bettelte und brav meinen Katechismus lernte, erlaubte mir Mutter manchmal, am Freitag mit zu Constantine zu gehen. Nach zwanzig Minuten langsamen Fußmarschs passierten wir das Farbigen-Billigkaufhaus, dann einen Lebensmittelladen mit Hühnern hinten im Hof und Dutzende hüttenartiger Häuschen mit Blechdächern und schiefen Veranden, darunter ein gelbes, von dem alle sagten, dort werde illegal Whiskey verkauft. Es war aufregend, eine so andere Welt zu betreten, und ich war mir auf eine kribbelnde Art meiner guten Schuhe und meines sauberen, von Constantine gebügelten weißen Kleiderrocks bewusst. Je näher wir Constantines Haus kamen, desto breiter lächelte sie.
    »’n Abend, Carl Bird«, rief Constantine dann dem Wurzel-Verkäufer zu, der im Schaukelstuhl hinten auf seinem Pick-up saß. Offene Säcke mit Sassafras-, Süßholz- und Knöterichwurzeln standen am Boden und warteten auf Kundschaft, und nachdem wir eine Minute darin herumgewühlt hatten, gehorchten Constantine ihre Gelenke nicht mehr richtig. Constantine war nicht nur groß, sie war auch kräftig. Sie war
breit um die Hüften, und ihre Knie machten ihr ständig Probleme. Bei dem Baumstumpf an ihrer Ecke steckte sie sich jedes Mal eine Prise Happy-Days-Schnupftabak unter die Oberlippe und spuckte dann den Saft in einem pfeilgeraden Strahl aus. Sie ließ mich in die runde Dose mit dem schwarzen Pulver schauen, sagte aber: »Erzähl bloß deiner Mama nichts.«
    Immer lagen dürre, räudige Hunde auf der Straße. Von einer Veranda rief eine junge farbige Frau namens Cat-Bite: »Miss Skeeter! Schönen Gruß an Ihren Daddy. Sagen Sie ihm, mir geht’s gut.« Mein Vater hatte ihr vor Jahren diesen

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