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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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ein Dachbodenraum mit tiefen Schrägen, und ich kann an vielen Stellen nicht aufrecht stehen. Durch das Erkerfenster wirkt der Raum rund. Nachdem Mutter mich jeden zweiten Tag drangsaliert hat, endlich einen Mann zu finden, muss ich in einer Hochzeitstorte schlafen.
    Und doch ist es meine Zuflucht. Die Hitze staut sich hier oben wie in einem Heißluftballon, was andere nicht gerade anzieht. Die Treppe ist schmal und für Eltern schwer zu begehen. Unser voriges Dienstmädchen, Constantine, starrte diese steile Treppe jeden Tag so grimmig an, als wäre sie ihr persönlicher Feind. Das war das Einzige, was mir am Wohnen unterm Dach nicht gefiel, dass es mich von meiner Constantine trennte.
    Drei Tage nach meinem Gespräch mit Mutter auf der Veranda breite ich den Stellenanzeigenteil des Jackson Journal auf meinem Schreibtisch aus. Den ganzen Morgen schon verfolgt mich Mutter mit einem neuen Haarglättgerät, während Daddy
auf der vorderen Veranda sitzt und knurrt und die Baumwolle verflucht, weil sie dahinschmilzt wie Sommerschnee. Nach Baumwollkäfern ist Regen so ziemlich das Schlimmste, was zur Erntezeit passieren kann. Es ist gerade mal Anfang September, aber die Herbstgüsse haben schon eingesetzt.
    Den roten Kuli in der Hand, überfliege ich die eine kurze Spalte unter STELLENANGEBOTE – WEIBLICH.
    Verkäuferinnen f. Bekleidungshaus Kennington’s ges., Bedg.: Auftreten, gute Umgangsformen & ein nettes Lächeln!
    Schlanke, junge Sekretärin ges., Schreibmasch. nicht erf., Anfr. an Mr Sanders. Gute Güte, wenn sie nicht tippen soll, was will er dann von ihr?
    Stenokraft ges., Anwaltskanzlei Percy & Gray, $ 1,25/Std. Die ist neu. Ich umkringle sie.
    Niemand kann behaupten, ich hätte an der Ole Miss nicht hart gearbeitet. Während meine Freundinnen auf Studentenverbindungspartys Cola mit Rum tranken und sich Chrysanthemensträußchen ans Kleid steckten, saß ich stundenlang im Studierzimmer und schrieb, hauptsächlich Hausarbeiten, aber auch Kurzgeschichten, schlechte Gedichte, Folgen von Dr. Kildare, Pall-Mall-Werbesprüche, Beschwerdebriefe, Lösegeldforderungen, Liebesbriefe an Jungen, die ich in Lehrveranstaltungen gesehen, aber nicht anzusprechen gewagt hatte – alles nie abgeschickt. Natürlich träumte ich von Football-Dates, aber mein wahrer Traum war es, eines Tages etwas zu schreiben, was tatsächlich Leute lesen würden.
    Gegen Ende des letzten Collegejahrs habe ich mich um einen einzigen Job beworben, aber der war phantastisch, da sechshundert Meilen von Mississippi entfernt. Ich steckte zweiundzwanzig Zehn-Cent-Stücke in das Münztelefon im Oxford Mart, um mich wegen der Bewerbung für die Lektorinnenstelle beim Verlag Harper & Row in der 33rd Street in Manhattan zu erkundigen. Ich hatte die New York Times -Anzeige in der Unibibliothek gesehen und schickte ihnen noch am selben
Tag meinen Lebenslauf. In einem Anfall von Optimismus rief ich sogar auf eine Wohnungsannonce in der East 85th Street an, ein Ein-Zimmer-Apartment mit Kochplatte für fünfundvierzig Dollar im Monat. Bei Delta Airlines erfuhr ich, dass ein Hinflugticket nach Idlewild dreiundsiebzig Dollar kosten würde. Ich war nicht so schlau, mich gleich um mehrere Jobs zu bewerben, und von Harper & Row bekam ich nicht einmal eine Antwort.
    Mein Blick wandert abwärts zu STELLENANGEBOTE – MÄNNLICH. Da sind mindestens vier Spalten, jede Menge Bankmanager, Buchhalter, Kreditberater, Baumwollernter-Fahrer. Auf diesem Teil der Seite bietet die Anwaltskanzlei Percy & Gray Stenokräften fünfzig Cent mehr die Stunde.
     
    »Miss Skeeter, da ist ein Anruf für Sie«, höre ich Pascagoula am Fuß der Treppe rufen.
    Ich gehe hinunter zum einzigen Telefon im Haus. Pascagoula streckt mir den Hörer hin. Sie ist klein wie ein Kind, keine eins fünfzig, und schwarz wie die Nacht. Ihr Haar ist kurz und kringelig, ihre weiße Dienstmädchenuniform eigens für ihre kurzen Arme und Beine geschneidert.
    »Miss Hilly ist dran«, sagt sie und gibt mir mit nasser Hand den Hörer.
    Ich setze mich an den weißen Eisentisch. Die Küche ist groß, quadratisch und heiß. Die schwarz-weißen Linoleumfliesen sind stellenweise brüchig und vor der Spüle abgetreten. Die neue silberne Geschirrspülmaschine steht mitten im Raum, mit einem Schlauch an den Wasserhahn angeschlossen.
    »Er kommt nächstes Wochenende«, sagt Hilly. »Samstagabend. Bist du da noch frei?«
    »Nun, da muss ich wohl erst mal in meinen ach so übervollen Kalender schauen«, antworte ich. Von

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