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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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gemacht.«
    Aber Miss Leefolt schnaubt und guckt die Kleine grimmig an. Eh ich ihr die Windel wieder ummachen kann, rennt die Kleine los, so schnell wie sie kann. Nackich flitzt sie durchs Haus. Ist schon in der Küche. Kriegt die Hintertür auf, rennt in die Garage, reckt sich nach der Klinke von meinem Klo. Wir rennen ihr nach, und Miss Leefolt zeigt mit dem Finger. Ihre Stimme rutscht mindestens zehn Töne hoch. »Das ist nicht deine Toilette!«
    Die Kleine schüttelt den Kopf. »Meine Lette!«
    Miss Leefolt reißt sie hoch und gibt ihr eins auf die Schenkel.
    »Miss Leefolt, sie weiß nicht, was sie macht …«
    »Gehen Sie ins Haus, Aibileen.«
    Es ist mir arg, aber ich geh in die Küche. Ich bleib mitten in der Küche stehen und lass die Tür hinter mir auf.
    »Ich habe dich nicht dafür erzogen, dass du auf die Farbigentoilette gehst«, hör ich sie zischen, weil sie wohl denkt, ich hör sie nicht. Lady, Sie haben Ihr Kind gar nicht erzogen.
    »Hier ist es dreckig, Mae Mobley. Da holst du dir Krankheiten!
Nein, nein, nein!« Und ich hör sie immer wieder auf die nackten Schenkel klatschen.
    Gleich drauf schleppt Miss Leefolt sie rein wie einen Kartoffelsack. Ich kann nichts tun wie zugucken. Ich hab das Gefühl, mein Herz quetscht sich meine Gurgel rauf. Miss Leefolt schmeißt Mae Mobley vor dem Fernseher ab, marschiert in ihr Zimmer und knallt die Tür zu. Ich geh hin und nehm die Kleine in den Arm. Sie weint immer noch und ist ganz durcheinander.
    »Tut mir so leid, Mae Mobley«, flüster ich. Ich verfluch mich dafür, dass ich sie überhaupt mit dort raus genommen hab. Aber ich weiß nicht, was sonst sagen, also halt ich sie einfach nur im Arm.
    Wir sitzen da und gucken Die kleinen Strolche, bis Miss Leefolt wieder rauskommt und fragt, ob ich nicht längst Feierabend hab. Ich steck meinen Bus-Zehner in die Tasche. Drück Mae Mobley noch mal und flüster: »Du bist ein schlaues Mädel. Du bist ein feines Mädel.«
    Auf der Heimfahrt seh ich gar nicht die großen Weißenhäuser am Busfenster vorbeiziehen. Ich red nicht mit den andren Dienstmädchen. Ich seh nur, wie die Kleine wegen mir geschlagen wird. Ich seh, wie sie Miss Leefolt sagen hört, ich bin dreckig und voll mit Krankheiten.
    Der Bus gibt auf der State Street Gas. Wir fahren über die Woodrow-Wilson-Brücke, und ich press die Zähne so fest zusammen, dass ich Gefahr lauf, mir welche abzubrechen. Ich fühl, wie der bittre Sämling wächst, den ich in mir drin hab, seit Treelore gestorben ist. Ich will schreien, so laut, dass es die Kleine hört, dass Dreck keine Hautfarbe ist und Krankheit nicht der Negerteil von der Stadt. Ich will nicht, dass der Moment kommt, der bei jedem weißen Kind kommt – wenn sie anfangen zu denken, dass Farbige weniger wert sind wie Weiße.
    Wir biegen in die Farish, und ich steh auf, weil wir gleich bei
meiner Haltestelle sind. Ich bet, dass es für sie nicht der Moment war. Ich bet, dass ich noch Zeit hab.
     
    Die nächsten paar Wochen läuft alles ganz friedlich. Mae Mobley hat jetzt Große-Mädchen-Unterhosen an. Ihr passiert fast nie ein Missgeschick. Nach der Sache in der Garage intressiert sich Miss Leefolt jetzt richtig für Mae Mobleys Klogeschäfte. Sie lässt sie sogar zugucken, wie sie aufs Klo geht, damit sie ein weißes Vorbild hat. Aber paarmal, wenn ihre Mama weg ist, erwisch ich die Kleine doch, wie sie auf mein Klo will. Manchmal schafft sie’s, eh ich sie dran hindern kann.
    »Hey, Miss Clark.« Robert Brown, der Junge, der Miss Leefolts Garten macht, kommt die Hintertreppe rauf. Draußen ist es schön kühl. Ich mach die Fliegentür auf.
    »Hey, Junge, geht’s gut?«, sag ich und tätschel ihm den Arm. »Hab gehört, du machst jetzt alle Gärten hier in der Straße.«
    »Yep, Ma’am. Hab zwei Mann, die für mich mähen.« Er grinst. Er ist ein hübscher Bursche, groß mit kurzem Haar. War mit Treelore auf der Highschool. Sie waren gute Freunde, haben zusammen Basketball gespielt. Ich berühr ihn wieder am Arm, weil ich das einfach noch mal fühlen muss.
    »Wie geht’s deiner Granmama?«, frag ich. Ich mag Louvenia, sie ist der sanftmütigste Mensch auf der Welt. Sie und Robert waren auf der Beerdigung. Das erinnert mich dran, was nächste Woche ist. Der schlimmste Tag vom Jahr.
    »Sie ist stärker wie ich.« Er lacht. »Am Samstag komm ich bei Ihnen mähen.«
    Treelore hat immer mein Gras gemäht. Jetzt macht es Robert, ohne dass ich ihn frag, will nie Geld dafür nehmen. »Danke, Robert. Das

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