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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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»Schießen Sie los.«
    »Eigentlich nicht. Ich wollte nur … ich wollte Sie fragen … wegen neulich …«
    Ich nehm einen Klecks Pine-Ola-Silberputzmittel und reib es auf die Silberkanne, nehm mir das Rosenmuster vor, die Tülle, den Griff. Gott, bitte lass es bald morgen werden. Ich war nicht am Grab. Ich kann nicht, es ist zu schwer …
    »Aibileen? Alles in Ordnung?«
    Ich hör auf zu reiben, schau Miss Skeeter an. Merk, dass sie die ganze Zeit mit mir geredet hat.
    »’tschuldigung, ich … hab nur an was gedacht.«
    »Sie sehen so traurig aus.«
    »Miss Skeeter.« Ich fühl, wie mir Tränen in die Augen schießen, weil drei Jahre einfach nicht lang genug sind. Hundert Jahre werden nicht lang genug sein. »Kann ich Ihnen vielleicht morgen mit den Fragen helfen?«
    Miss Skeeter will was sagen, lässt es dann aber bleiben. »Natürlich. Hoffentlich geht es Ihnen bald wieder besser.«
    Ich putz das Silberservice fertig und wasch die Handtücher und sag dann Miss Leefolt, ich muss heim, obwohl es noch eine halbe Stunde zu früh ist und sie mir das Geld kürzen wird. Sie macht den Mund auf, wie wenn sie protestieren will, und ich lüg leise: Ich hab mich übergeben müssen, und sie sagt: Gehen Sie. Außer ihrer Mutter gibt’s nämlich nichts, was Miss Leefolt mehr fürchtet wie Negerkrankheiten.

    »Also dann. Ich bin in einer halben Stunde wieder da. Ich halte genau hier, um neun Uhr fünfundvierzig«, sagt Miss Leefolt durchs Beifahrerfenster. Miss Leefolt hat mich am Jitney 14 abgesetzt, damit ich kauf, was wir morgen noch für Thanksgiving brauchen.
    »Und bringen Sie ihr den Kassenbon mit«, ruft Miss Fredericks, ihre böse alte Mama. Sie sitzen alle drei vorn, Mae Mobley in der Mitte eingequetscht. Sie guckt so unglücklich, dass man meinen könnt, sie sollt gleich eine Tetanusspritze kriegen. Arme Kleine. Diesmal ist Miss Fredericks zwei Wochen da.
    »Und vergessen Sie mir den Truthahn nicht«, sagt Miss Leefolt. »Und zwei Dosen Cranberrysoße.«
    Ich lächel. Ich koch ja auch erst Thanksgivingessen, seit Calvin Coolidge Präsident war.
    »Hör auf zu zappeln, Mae Mobley«, faucht Miss Fredericks, »oder ich zwicke dich.«
    »Miss Leefolt, sie kann doch mit mir in den Laden gehen. Mir einkaufen helfen.«
    Miss Fredericks will meckern, aber Miss Leefolt sagt: »Nehmen Sie sie.« Und eh ich mich’s verseh, ist die Kleine über Miss Fredericks’ Schoß gekrochen und klettert aus dem Fenster in meine Arme, wie wenn ich der leibhaftige Erlöser wär. Ich nehm sie auf die Hüfte, und sie fahren los, Richtung Fortification Street, und die Kleine und ich, wir giggeln wie zwei Schulmädchen.
    Ich drück die Metalltür auf, nehm einen Einkaufswagen, setz Mae Mobley vorn rein und steck ihre Beine durch die Löcher. Solang wie ich meine weiße Dienstmädchenuniform anhab, darf ich in diesem Jitney einkaufen. Ich vermiss die alten Zeiten, wo man einfach in die Fortification Street gehen konnte und da die Farmer mit ihren Karren waren und gerufen haben: »Süßkartoffeln, Butterbohnen, grüne Bohnen, Okra. Frischer Rahm, Buttermilch, Gelbkäse, Eier.« Aber der Jitney ist gar nicht so übel. Wenigstens haben sie eine gute Klimaanlage.
    »Ooo-kay, Baby Girl. Gucken wir mal, was wir brauchen.«
    Beim Gemüse such ich sechs Süßkartoffeln raus und drei Handvoll grüne Bohnen. Beim Fleisch hol ich eine geräucherte Schweinshaxe. Der Laden ist hell erleuchtet, alles ordentlich aufgebaut. Nicht wie der Farbigen-Piggly-Wiggly mit Sägemehl auf dem Boden. Hier sind hauptsächlich weiße Ladys, die lächelnd rumgehen, schon fertig frisiert und gesprayt für morgen. Vier, fünf Dienstmädchen kaufen ein, alle in ihrer Uniform.
    »Rotes Hamham!«, sagt Mae Mobley, und ich lass sie die Cranberrydose halten. Sie lächelt sie an wie eine alte Freundin. Sie liebt das rote Hamham. Bei den Trockenwaren hiev ich den Kilobeutel Salz in den Einkaufswagen, zum Einlegen von dem Truthahn. Ich zähl die Stunden an den Fingern ab, zehn, elf, zwölf. Wenn der Vogel vierzehn Stunden in der Salzlake ziehen soll, tu ich ihn heut Nachmittag um drei rein. Dann komm ich morgen früh um fünf zu Miss Leefolt und brat den Truthahn die nächsten sechs Stunden. Ich hab schon zwei Maismehlbrote gebacken und auf der Arbeitsplatte liegen lassen, damit sie bisschen kross werden. Einen Apfelkuchen hab ich schon backfertig, und meine Maisbrötchen mach ich morgen früh.
    »Alles fertig für morgen, Aibileen?« Ich dreh mich um und seh hinter mir Franny

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