Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
ist nett von dir.«
»Wenn Sie irgendwas brauchen, rufen Sie mich einfach an, okay, Miss Clark?«
»Danke, Junge.«
Ich hör die Türklingel und seh Miss Skeeters Wagen vor
dem Haus stehen. Miss Skeeter ist diesen Monat jede Woche zu Miss Leefolt gekommen, um mich Miss-Myrna-Sachen zu fragen. Sie fragt, wie man Kalkflecken wegkriegt, und ich sag, Weinsteinbackpulver. Sie fragt, wie man eine abgebrochene Glühbirne rausschraubt, und ich sag, rohe Kartoffel. Sie fragt, was zwischen ihrem vorigen Dienstmädchen Constantine und ihrer Mama war, und ich gefrier. Vor paar Wochen hab ich gedacht, wenn ich ihr bisschen was sag, über Constantines Tochter, lässt sie mich danach in Frieden. Aber Miss Skeeter fragt einfach weiter. Inzwischen ist mir klar, dass sie nicht kapiert, warum eine farbige Frau in Mississippi unmöglich ein weißhäutiges Baby aufziehen kann. Wär ein hartes, einsames Leben, wenn man weder da noch da hingehört.
Wenn Miss Skeeter mich fertig gefragt hat, wie man das sauberkriegt oder das in Ordnung bringt und wo Constantine ist, reden wir auch von anderen Sachen. Das ist mir mit meinen Ladys oder ihren Freundinnen nicht grad oft passiert. Ich hör mich erzählen, dass Treelore in der Schule nie was Schlechteres wie B-plus gekriegt hat oder dass mich der neue Diakon in der Kirche nervös macht, weil er so lispelt. Kleinigkeiten, aber Sachen, die ich normal nie einer Weißen erzählen würd.
Heute versuch ich ihr zu erklären, was der Unterschied zwischen Silberbad und Silberputzpaste ist und dass man in einem ordentlichen Haus das Silber nicht ins Tauchbad tunkt, weil das zwar schneller geht, die Sachen aber hinterher nicht so schön aussehen. Miss Skeeter legt den Kopf schief und runzelt die Stirn. »Aibileen, diese … Idee, die Treelore hatte?«
Ich nick, fühl ein Prickeln im Nacken. Ich hätt das nie einer Weißen erzählen dürfen.
Miss Skeeter kneift die Augen zusammen, wie damals, wo sie von der Klosache angefangen hat. »Ich habe darüber nachgedacht. Ich wollte mit Ihnen reden …«
Aber in dem Augenblick kommt Miss Leefolt in die Küche, erwischt die Kleine dabei, wie sie mit dem Kamm in meiner
Handtasche spielt, und meint, dass Mae Mobley heut schon früher baden soll. Ich sag Miss Skeeter Wiedersehen und geh Wasser einlassen.
Nachdem ich mich ein Jahr davor gefürchtet hab, ist der achte November jetzt da. Ich glaub, in der Nacht hab ich vielleicht zwei Stunden geschlafen. Ich wach im Morgengrauen auf und setz eine Kanne Community-Kaffee auf. Wie ich mich bück, um meine Strümpfe anzuziehen, tut mir der Rücken weh. Grad will ich zur Tür raus, da klingelt das Telefon.
»Wollt nur mal hören. Hast du schlafen können?«
»Ging so.«
»Ich bring dir heut Abend eine Karamelltorte rum. Und du wirst nichts weiter machen, wie in deiner Küche sitzen und das ganze Ding zum Abendessen verputzen.« Ich versuch zu lächeln, aber es wird nichts. Ich bedank mich bei Minny.
Heut vor drei Jahren ist Treelore gestorben. Aber in Miss Leefolts Kalender ist heut trotzdem Bödenschrubbtag. Es sind noch zwei Wochen bis Thanksgiving, und ich hab mit den Vorbereitungen jede Menge zu tun. Ich schrubb mich durch den Vormittag, über die Elf-Uhr-Nachrichten weg. Ich verpass meine Geschichten, weil die Ladys im Esszimmer eine Besprechung wegen dem Wohltätigkeitsball haben und ich den Fernseher nicht anmachen darf, wenn Besuch da ist. Und das ist gut so. Meine Muskeln sind so müd, dass sie zittern. Aber ich will in Bewegung bleiben.
So um vier kommt Miss Skeeter in die Küche. Eh sie auch nur hallo sagen kann, kommt schon Miss Leefolt hinter ihr hergestürzt. »Aibileen, ich habe gerade erfahren, dass Missus Fredericks morgen aus Greenwood kommt und bis nach Thanksgiving bleibt. Ich will das Silberservice geputzt und sämtliche Gästehandtücher gewaschen haben. Morgen gebe ich Ihnen die Liste, was sonst noch zu tun ist.«
Miss Leefolt guckt Miss Skeeter an und schüttelt den Kopf,
wie wenn sie sagen will, dass sie das schwerste Leben von der ganzen Stadt hat. Dann verschwindet sie wieder. Ich geh ins Esszimmer und hol das Silberservice. Herrgott, ich bin jetzt schon müd und muss ja auch noch am Samstagabend beim Wohltätigkeitsball arbeiten. Minny kommt nicht. Sie hat zu viel Angst, Miss Hilly über den Weg zu laufen.
Wie ich wieder in die Küche geh, wartet Miss Skeeter immer noch auf mich. Sie hat einen Miss-Myrna-Brief in der Hand.
»Sie wollen mich eine Putzfrage fragen?« Ich seufz.
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