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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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der Küche liegt.«
    »Ist Ihnen schlecht, Miss Celia?«
    Aber sie antwortet nicht, also hol ich das Adressbuch, zieh das Telefon an der Schnur bis zur Badtür und klopf wieder.
    »Lassen Sie es einfach da stehen.« Jetzt klingt Miss Celia, wie wenn sie weint. »Gehen Sie nun bitte nach Hause.«
    »Aber ich bin doch grad erst …«
    »Ich sagte, Sie sollen gehen, Minny!«
    Ich tret einen Schritt von der geschlossenen Tür zurück. Hitze steigt mir ins Gesicht. Es fühlt sich an wie eine Ohrfeige. Nicht weil ich noch nie angeschrien worden wär. Ich bin nur noch nie von Miss Celia angeschrien worden.

    Am nächsten Morgen wedelt Woody Asap auf Channel Twelve mit seinen schuppigen weißen Händen über die Karte von ganz Mississippi. Jackson ist gefroren wie ein Eislutscher. Zuerst hat’s geregnet, dann gab’s Frost, und dann ist bis heut Morgen alles, was mehr wie einen Zentimeter raussteht, abgeknackst. Äste, Stromleitungen, Verandadächer, alles, zack, runtergekracht. Die ganze Welt draußen sieht aus wie in einen Eimer Schellack getunkt.
    Meine Kinder kleben verschlafen am Radio, und wie der Kasten sagt, die Straßen sind vereist und die Schule fällt aus, springen sie rum und johlen und pfeifen und rennen raus, das Eis angucken, mit nichts an wie ihren langen Unterhosen.
    »Kommt sofort rein und zieht euch Schuh an!«, brüll ich aus der Tür. Keins tut’s. Ich ruf Miss Celia an, um zu sagen, dass ich bei dem Eis nicht fahren kann, und um rauszufinden, ob sie da draußen noch Strom hat. Dabei sollt man meinen, nachdem sie mich gestern angebrüllt hat wie einen Straßennigger, würd’s mich einen Dreck kümmern, was mit ihr ist.
    Wie das Telefon abgenommen wird, hör ich: »Jaahallooo?«
    Mein Herz tut, wie wenn es Schluckauf hätt.
    »Wer ist da? Wer ist denn dran?«
    Ganz vorsichtig häng ich ein. Mir geht auf, dass Mister Johnny heut wohl auch nicht zur Arbeit kann. Wie er bei dem Wetter heimgekommen ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, sogar an einem freien Tag werd ich die Angst vor dem Mann nicht los. Aber in elf Tagen ist das alles vorbei.
     
    Das meiste ist an einem Tag wieder weggetaut. Wie ich zur Arbeit komm, ist Miss Celia nicht im Bett. Sie sitzt am Küchentisch und starrt aus dem Fenster, mit einem Gesicht, wie wenn ihr elendes reiches Leben zu grässlich wär, um’s auszuhalten. Was sie da draußen anglotzt, ist der Mimosenbaum. Dem hat das Eis ganz schön zugesetzt. Die Hälfte Äste sind abgebrochen, und die feinen Blätter sind alle braun und aufgeweicht.

    »Morgen, Minny«, sagt sie, ohne herzugucken.
    Aber ich nick nur. Ich hab ihr nichts zu sagen, nicht, nachdem sie vorgestern so zu mir war.
    »Jetzt können wir das hässliche, alte Ding endlich zu Kleinholz machen«, sagt Miss Celia.
    »Nur zu. Machen Sie alles zu Kleinholz.« So wie sie mich zu Kleinholz gemacht hat, ohne jeden Grund.
    Miss Celia steht auf und kommt rüber zur Spüle, wo ich steh. Sie fasst meinen Arm. »Tut mir leid, dass ich Sie so angebrüllt habe.« Wie sie das sagt, schießen ihr Tränen in die Augen.
    »Mm-hmmm.«
    »Mir war nicht gut, ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber ich habe mich wirklich elend gefühlt und …« Und jetzt fängt sie an zu schluchzen, wie wenn ihr Dienstmädchen anzubrüllen das Schlimmste wär, was sie in ihrem ganzen Leben getan hat.
    »Okay«, sag ich. »Kein Grund zum Heulen.«
    Und da wirft sie sich mir an den Hals und umklammert mich, bis ich so was Ähnliches tu, wie ihr den Rücken tätscheln, und sie von mir lospflück. »Setzen Sie sich hin«, sag ich. »Ich mach Ihnen Kaffee.«
    Ich denk mal, wir werden alle bisschen unleidlich, wenn’s uns nicht gutgeht.
     
    Am nächsten Montag sind die Blätter von dem Mimosenbaum schwarz, wie wenn er verbrannt wär statt erfroren. Ich komm in die Küche und will ihr sagen, wie viele Tage es noch sind, aber Miss Celia starrt raus auf den Baum, und ihre Augen sagen, dass sie ihn hasst, haargenau so, wie sie den Kochherd hasst. Sie ist bleich und will nichts von dem essen, was ich ihr vorsetz.
    Statt im Bett zu liegen, ist sie den ganzen Tag dran, den drei Meter hohen Weihnachtsbaum in der Diele zu schmücken, und macht mir das Leben zu einer Staubsaughölle, weil überall
Nadeln rumfliegen. Dann geht sie in den Garten, fängt an, die Rosensträucher zu schneiden und Tulpenzwiebeln zu stecken. So viel bewegt hat sie sich noch nie. Danach kommt sie mit Dreck untern Fingernägeln zu ihrem Kochunterricht, aber lächeln tut sie immer noch

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