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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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aber kommen Sie mit.«
    Die Küche ist etwa halb so groß wie das Wohnzimmer und wärmer. Sie riecht nach Tee und Zitrone. Das schwarz-weiße Linoleum ist dünngeschrubbt. Da ist gerade genug Abstellfläche für das Porzellan-Teeservice.
    Ich stelle die Schreibmaschine auf einen zerkratzten roten Tisch am Fenster. Aibileen will das heiße Wasser in die Teekanne gießen.
    »Oh, für mich nicht, danke«, sage ich und greife in meine Tasche. »Ich habe uns Co-Cola mitgebracht, wenn Sie möchten. « Ich habe mir überlegt, was ich tun könnte, um die Situation für Aibileen aufzulockern. Erstens: ihr nicht das Gefühl geben, sie müsste mich bedienen.
    »Das ist aber nett. Normal trink ich meinen Tee sowieso später. « Sie bringt einen Öffner und zwei Gläser. Ich trinke meine Cola direkt aus der Flasche, und als sie das sieht, schiebt sie die Gläser weg und macht es ebenso.
    Nachdem mir Elizabeth den Zettel gegeben hatte, habe ich Aibileen angerufen und hoffnungsfroh zugehört, als sie mir erklärte, was sie sich ausgedacht hatte — dass sie in ihren eigenen
Worten aufschreiben wolle, was sie zu sagen habe, und es mir dann zeigen werde. Ich versuchte mich erfreut zu geben. Aber mir ist klar, dass ich alles, was sie geschrieben hat, umschreiben muss und wir noch mehr Zeit vergeuden werden. Ich dachte, es würde die Sache erleichtern, wenn sie es in Maschinenschrift vor sich sieht, statt dass ich es durchlese und ihr erkläre, dass es so nicht gehen kann.
    Wir lächeln uns an. Ich trinke einen Schluck von meiner Cola, streiche meine Bluse glatt. »Also …«, sage ich.
    Aibileen hat ein Spiralheft vor sich liegen. »Soll ich . . . einfach vorlesen?«
    »Klar«, sage ich.
    Wir holen beide tief Luft, und sie fängt langsam und mit fester Stimme an zu lesen.
    »Das erste weiße Baby, das ich je versorgt hab, hat Alton Carrington Speers geheißen. Das war 1924, da war ich grade fünfzehn geworden. Alton war ein langes, dünnes Baby mit Haar, so fein wie Maisfäden …«
    Ich tippe, während sie liest, rhythmisch und deutlicher artikuliert, als es ihre Sprache sonst ist. »Alle Fenster in dem verdreckten Haus waren innen zugestrichen, obwohl es ein großes Haus war mit einem großen grünen Rasen. Ich hab gewusst, dass die Luft schlecht war, hab mich selbst krank gefühlt …«
    »Moment«, sage ich. Ich habe großen grümen getippt. Ich puste auf die Korrekturflüssigkeit, übertippe es. »Okay, kann weitergehen.«
    »Als die Mama ein halbes Jahr später starb«, liest sie, »an der Lungenkrankheit, haben sie mich behalten, um Alton aufzuziehen, bis sie dann nach Memphis gezogen sind. Ich hatte den Kleinen lieb und er mich, und da hab ich gemerkt, dass ich gut darin war, Kinder stolz auf sich selbst zu machen …«
    Ich wollte Aibileen nicht beleidigen, als sie mir ihre Idee auseinandersetzte. Ich versuchte, sie ihr am Telefon auszureden.
»Schreiben ist nicht so leicht. Und Sie werden sowieso nicht die Zeit dazu haben, Aibileen, nicht mit einem Ganztagsjob.«
    »Kann nicht viel schwerer sein, wie jeden Abend meine Gebete aufzuschreiben.«
    Das war das erste Mal, seit wir mit dem Projekt begonnen hatten, dass sie mir etwas Interessantes über sich erzählte, also griff ich mir den Einkaufsblock in der Speisekammer. »Dann sprechen Sie also Ihre Gebete nicht?«
    »Das hab ich noch keinem erzählt. Nicht mal Minny. Hab festgestellt, dass ich viel besser rüberbring, was ich sagen will, wenn ich’s hinschreib.«
    »Das machen Sie also am Wochenende?«, fragte ich. »In Ihrer Freizeit?« Mir gefiel der Gedanke einzufangen, wie ihr Leben außerhalb der Arbeit aussieht, wenn sie nicht unter Elizabeth Leefolts Fuchtel steht.
    »Oh, nein, ich schreib immer eine Stunde am Tag, manchmal auch zwei. Gibt so viele Leute hier in der Stadt, die krank sind oder sonst irgendwas haben.«
    Ich war beeindruckt. Das war mehr, als ich an manchen Tagen schreibe. Einfach nur, um das Projekt wieder in Gang zu kriegen, sagte ich, wir würden es versuchen.
    Aibileen atmet durch, trinkt einen Schluck Cola und liest weiter.
    Sie geht zurück zu ihrem ersten Job mit dreizehn, der darin bestand, das Francis-the-First-Silber im alten Herrenhaus des Gouverneurs zu putzen. Sie liest vor, wie sie an ihrem ersten Morgen dort einen Fehler beim Ausfüllen der Tabelle machte, wo man die Stückzahl eintragen musste, damit sichergestellt war, dass man nichts gestohlen hatte.
    »An dem Vormittag, an dem sie mich gefeuert hatten, bin ich heimgekommen und vor

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