Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
… sie ist weg.
Hilly legt den Kopf schief, mustert mich mit verengten Augen. »Weißt du, ich musste gerade daran denken, wie Stuarts Daddy direkt neben Ross Barnett stand, als sie diesem farbigen Burschen den Zutritt zur Ole Miss verwehrt haben. Sie sind ziemlich gut befreundet, Senator Whitworth und Gouverneur Barnett.«
Ich öffne den Mund, um irgendetwas zu sagen, aber in dem Moment tapst der zweijährige William junior herein.
»Da bist du ja.« Hilly nimmt ihn hoch, stupst ihn mit der Nase am Hals. »Mein süßer Kleiner!«, sagt sie. William sieht mich an und schreit.
»Also dann, viel Spaß im Kino«, murmle ich und gehe zur Haustür.
»Okay«, sagt sie. Ich gehe die Stufen hinunter. Hilly winkt in der Haustür, wedelt mit Williams Hand. Sie knallt die Tür zu, noch ehe ich bei meinem Wagen bin.
Aibileen
KAPITEL 14
Ich hab ja schon paar heikle Situationen erlebt, aber Minny auf der einen Seite von meinem Wohnzimmer und Miss Skeeter auf der anderen, während es noch dazu drum geht, wie sich’s anfühlt, Negerin zu sein und für eine Weiße zu arbeiten — Gott im Himmel, es ist wirklich ein Wunder, dass es da keine Verletzten gegeben hat.
Paarmal war’s allerdings ganz schön knapp.
Letzte Woche zum Beispiel, wie mir Miss Skeeter Miss Hillys Gründe gezeigt hat, warum Farbige ihre eigenen Klos brauchen.
»Könnt grad vom KKK sein«, sag ich zu Miss Skeeter. Wir sind in meinem Wohnzimmer, und langsam ist es nachts ganz schön warm. Minny ist in die Küche gegangen, sich vor den Eisschrank stellen. Minny hört grad mal fünf Minuten im Januar mit Schwitzen auf und vielleicht nicht mal dann.
»Hilly will, dass ich es im League-Newsletter bringe«, sagt Miss Skeeter und schüttelt angeekelt den Kopf. »Tut mir leid, ich hätte es Ihnen wahrscheinlich nicht zeigen sollen. Aber ich kann es sonst niemandem erzählen.«
Kurz drauf kommt Minny aus der Küche wieder. Ich schau Miss Skeeter warnend an, also schiebt sie das Blatt unter ihr Notizheft. Minny sieht nicht grad abgekühlt aus. Sie sieht aus, als wär ihr noch heißer wie vorher.
»Minny, sprechen Sie und Leroy jemals über die Bürgerrechtsbewegung?
«, fragt Miss Skeeter. »Wenn er von der Arbeit nach Hause kommt?«
Minny hat einen großen blauen Fleck am Arm, weil es das ist, was Leroy macht, wenn er heimkommt. Er geht auf sie los.
»Nein«, sagt Minny nur. Minny mag’s gar nicht, wenn Leute die Nase in ihre Angelegenheiten stecken.
»Ach, wirklich? Er spricht nie darüber, wie er über die Märsche und die Rassentrennung denkt? Vielleicht in Zusammenhang mit seiner Arbeit, seinen Vorgesetz…«
»Hören Sie auf mit Leroy.« Minny verschränkt die Arme, damit man den blauen Fleck nicht sieht.
Ich tret Miss Skeeter gegen den Fuß. Aber Miss Skeeter guckt so, wie sie guckt, wenn sie ganz auf irgendeiner Schiene ist.
»Aibileen, meinen Sie nicht, es wäre interessant, wenn wir auch ein wenig die Sicht des Ehemannes darstellen könnten? Minny, vielleicht …«
Minny steht so wütend auf, dass der Lampenschirm wackelt. »Ich mach nimmer weiter. Das ist mir zu persönlich. Ich hab keine Lust, Weißen zu erzählen, wie sich was anfühlt.«
»Minny, okay, tut mir leid«, sagt Miss Skeeter. »Wir brauchen nicht über Ihre Familie zu reden.«
»Nein. Ich hab’s mir anders überlegt. Sie müssen sich jemand anders suchen, der alles ausplappert.« Das haben wir schon paarmal gehabt. Aber diesmal schnappt Minny ihre Handtasche und ihren Beerdigungsfächer, der untern Stuhl gefallen ist, und sagt: »’tschuldigung, Aib. Aber ich kann das nimmer.«
Da krieg ich Panik. Sie will wirklich weg. Minny kann nicht aussteigen. Sie ist das einzige Dienstmädchen außer mir, das gesagt hat, es macht mit.
Also beug ich mich hin und zieh Miss Hillys Blatt unter Miss Skeeters Notizbuch vor. Ich schieb es direkt vor Minny hin.
Sie guckt drauf. »Was ist das?«
Ich mach mein leeres Gesicht. Zuck mit den Schultern. Ich kann nicht zeigen, dass ich will, dass sie’s liest, weil sie’s dann garantiert nicht tut.
Minny nimmt das Blatt und fängt an, drüber zu lesen. Nicht lang, und ich seh ihre Vorderzähne. Aber nicht, weil sie lächelt.
Dann guckt sie Miss Skeeter an, lang und ernst. Sagt: »Vielleicht machen wir doch weiter. Aber Sie halten sich aus meinen Privatsachen raus, verstanden?«
Miss Skeeter nickt. Sie lernt.
Ich mach einen Eiersalat für Miss Leefolt und die Kleine zu Mittag, leg so winzige Gürkchen an den Rand, damit’s netter
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