Gute liegt so nah...
dir und Joe Schluss ist. Er war in Ordnung“, meinte Danny mitfühlend.
„Danke, mein Lieber.“
„Erinnerst du dich noch an dein Angebot, mir bei meinem Projekt zu helfen?“, fragte er leise.
„Deine Bewerbung für eine ganz bestimmte Uni im Mittelwesten?“, flüsterte ich zurück.
„Genau. Hast du diese Woche Zeit?“
„Klar. Möchtest du nach der Schule einfach mal vorbeikommen? Wie wär’s Donnerstag gegen vier? Du könntest zum Abendessen bleiben.“
„Klasse. Danke.“
Sam beobachtete uns belustigt, und es schnürte mir das Herz ab. Gewöhn dich lieber dran, sagte ich mir.
Das Essen war ausgezeichnet, und ich berichtete allen Anwesenden von meiner Abmachung mit Dr. Whitaker. Sie freuten sich mit mir. Dann sprachen wir über Dannys Schuljahr, Dad erzählte von der Arbeit, und Mom redete von den bevorstehenden Kommunalwahlen. Ich benahm mich die ganze Zeit normal, was mir gar nicht so schwerfiel. Nur konnte ich Sam nicht länger als eine Sekunde ansehen, ohne dass dieses heftige Gefühl der Sehnsucht wieder erwachte, meine Kehle wie zugeschnürt war und meine Hände anfingen zu zittern. Ansonsten – gar kein Problem!
„Tja, ich muss los“, verkündete ich, sobald ich glaubte, dass es halbwegs in Ordnung sei.
„Warte, ich mache dir noch einen Teller zum Mitnehmen fertig“, sagte meine Mom und lief los, um eine Tupperdose zu holen.
„Das ist wirklich nicht nötig, Mom. Das Essen war fantastisch, aber gib lieber Sam und Danny etwas mit.“ Ich gab meinen Eltern einen Kuss und winkte Danny zum Abschied. „Wiedersehen, Sam“, rief ich und schnappte meine Handtasche.
„Ich bringe dich hinaus“, sagte Sam und stand auf.
„Nein, nein, das brauchst du nicht.“ Meine Wangen glühten, während ich an meinem Mantel herumnestelte.
„Sei nicht albern.“ Sam holte mich im Flur ein und legte mir den Arm um die Schultern, nur war mir seine vertraute Nähe diesmal so unerträglich, dass ich fast angefangen hätte zu weinen. Schweigend ließ ich mich hinaus zu meinem Wagen begleiten. Mein Puls raste, das Atmen fiel mir schwer.
Sam lehnte sich gegen die Wagentür und blockierte damit meinen Fluchtweg. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, fabelhaft!“, versicherte ich ihm und richtete den Blick zum Himmel.
Er musterte mich, ganz der misstrauische Polizist. „Du benimmst dich aber seltsam.“
„Tatsächlich?“
„Hat es mit dem Ende der Beziehung zwischen dir und Joe zu tun? Ihr wart in diesem Sommer schließlich ziemlich fest zusammen. Das muss hart sein.“
„Du hast keine Ahnung“, sagte ich. „Buchstäblich keine Ahnung.“
„Warum gehen wir nicht mal zusammen essen, und du erzählst mir alles?“, schlug er vor.
„Ah, ja, warum nicht. Das wäre schön. So, jetzt muss ich aber wirklich los, denn ich muss um neun noch einen Patienten anrufen …“
„Verzeih mir, Millie. Ich lass dich jetzt gehen.“ Er hielt mir die Wagentür auf. „Ich rufe dich diese Woche an, ja?“
„Bis dann!“ Ich zwang mich zu einem Lächeln und wäre beim Einsteigen bei nah über seinen Fuß gestolpert.
29. KAPITEL
E in neues Kapitel in meinem Leben begann. Unglücklicherweise war es nicht viel besser als die vorangegangenen. Noch mehr So-tun-als-ob. Noch mehr Schauspielerei. Und die Tatsache, dass ich Sam aus dem Weg ging, der stets so nett und freundlich zu mir gewesen war, machte mich fertig. Ich erfand eine Ausrede, als er mich im Lauf der Woche anrief, um mich zum Essen einzuladen. Ein gemeinsames Abendessen? Wie wäre es, wenn wir mich stattdessen ertränken?
Danny war mein Lichtblick. Er kam mit seiner Bewerbung für die University of Notre Dame zu mir, und wir nahmen sie uns vor, als wäre sie ein verschollenes Buch des Neuen Testaments oder der neueste Harry Potter.
„‚Was ist das beste Buch, das Sie je gelesen haben, und warum?‘ Das ist hart“, sagte ich. „Ich nehme an, wir können schlecht ‚Gute Nacht, Mond‘ schreiben.“
„Warum nicht?“ Danny lachte. „Das hast du mir seit mindestens sechs Monaten nicht mehr vorgelesen.“
„Bring mich nicht auf die Palme. Mein kleiner Neffe geht zum College, ich werde Tränen vergießen. Also, was war das beste Buch, das du je gelesen hast, und warum?“, fragte ich und stand auf, um ihm noch mehr Hackbraten zu geben.
„Hm, ich würde sagen, das war die ‚Ilias‘.“
„Oh Gott! Meins ist ‚Bridget Jones‘. Irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass deine Antwort besser ist.“
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