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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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pochte, während ich stur geradeaus starrte. Meine Güte, waren diese Scheinwerfer heiß. War noch jemandem außer mir so warm? Die übrigen Diskussionsteilnehmer auf der Bühne machten einen entspannten Eindruck. Im Publikum entdeckte ich Danny, der neben Bobby Canton saß. Ich sah auch Kyle und einen anderen Jungen von der Lighthouse Party.
    „Dein Dad ist großartig“, flüsterte Sam mir zu. Ich drehte den Kopf nicht, sondern nickte nur stumm und starrte auf die glänzende Stelle am Hinterkopf meines Vaters, an der sich die Haare lichteten. Mein Magen brannte, und ich fing an zu schwitzen. Neben mir kicherte Dr. Whitaker über etwas, das mein Vater gesagt hatte. Die Kids applaudierten.
    Joe kam als Nächster an die Reihe. Während er ein wenig schüchtern von seiner Lehrzeit berichtete, betrachtete ich seinen Rücken in dem Flanellhemd. Mein Verstand weigerte sich, die Worte zu formen, die mir wie ein Schwarm Moskitos im Kopf herumschwirrten. Nein. Auf keinen Fall. Stop. Sam wandte sich erneut an mich, und sah schnell zu Dr. Whitaker.
    „Sprechen Sie … haben Sie ein bestimmtes Thema?“, fragte ich ihn leise, während die Kids Joe applaudierten.
    „Im Grunde genommen nicht. Sie schaffen das schon.“ Dr. Whitaker lächelte mich beruhigend an.
    Ich würde es schaffen? Was meinte er damit?
    Jetzt war Sam an der Reihe. Mein Herz schlug noch schneller, das Blut rauschte mir in den Ohren, und ich musste für einen Moment die Augen schließen, weil mir schwindelig wurde. Das hier war der reinste Albtraum, nur leider war ich wach und befand mich mitten in der Realität. Sam sagte gerade etwas, was die Kids zum Lachen brachte, und drehte sich zu uns Erwachsenen um, denn seine Bemerkung musste irgendetwas mit uns zu tun gehabt haben. Sein Blick fiel kurz auf mich, höchstens eine Sekunde lang.
    Oh verdammt!
    Es hatte keinen Zweck mehr, es noch länger zu leugnen; mein innerer Widerstand brach.
    Ich war in Sam Nickerson verliebt.
    Sam. Mein Schwager!
    Nein! rief mein Verstand. Das ist praktisch Inzest! Absolut falsch! Was ist mit Trish? Und Danny? Du kannst nicht in ihn verliebt sein!
    Aber das war ich.
    Meine Zunge klebte am Gaumen, mein Magen rumorte, mein Gesicht glühte. Ich öffnete meinen völlig ausgetrockneten Mund mit einem hörbaren Klack und atmete zitternd ein, was mir einen leicht besorgten Blick von Dr. Whitaker einbrachte. Nur mit Mühe brachte ich ein Lächeln zustande.
    „… und nun werden wir Dr. Barnes hören.“
    Dr. Barnes. Das war ich. Sam kam auf mich zu. Merkte er es? Konnte er es mir ansehen? Wusste er Bescheid? Warum schaute er mich so an? Oh Gott, er wusste es …
    „Du bist dran, Mädchen“, flüsterte er. „Zeig’s ihnen.“
    Wieso war ich an der Reihe? Was sollte das? „Soll ich etwa …?“, wandte ich mich an Dr. Whitaker.
    „Wenn es Ihnen recht ist“, meinte er, und seine buschigen grauen Brauen zogen sich besorgt zusammen.
    „Selbstverständlich, klar.“
    Ich kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an und wankte zum Rednerpult. Dann sah ich Joe an, der den Blick gesenkt hielt. Armer Kerl. Sieh nicht zu Sam , ermahnte ich mich und tat es natürlich doch. Er zwinkerte mir zu, und ein sinnlicher Schauer überlief mich.
    „Hallo.“ Meine Stimme klang leise und atemlos. Ich blinzelte wegen der grellen Scheinwerfer ins Publikum. „Ich … äh … also ich … ich bin Millie. Millie Barnes, eine Ärztin.“ Eine Ärztin mit zitternden Knie, die sich gleich vor aller Augen übergeben wird . Um ein Haar hätte ich hysterisch losgekichert. „Verzeihung, ich fürchte ich leide an einem Anfall von Lampenfieber.“ Ich hielt mich mit schweißnassen Händen am Rednerpult fest und schluckte. Lampenfieber. Immer noch besser, als Danny anzusehen und mit der Wahrheit herauszuplatzen: Ich liebe deinen Vater!
    Ich rief mir wieder ins Gedächtnis, dass Dr. Whitaker hinter mir saß, und riss mich zusammen. „Kommen wir zur Sache.“ Ich räusperte mich. „Ich bin wie gesagt Ärztin und arbeite in der Klinik in Wellfleet. Schon bald aber werde ich in der Praxis von Dr. Whitaker tätig sein.“
    Was sollte ich sonst noch sagen? Die Jugendlichen wussten doch schließlich alle, was ein Arzt machte! Wo war das große Geheimnis? Warum wollten sie unbedingt einen Arzt für ihren blöden Informationstag? Und wo waren bloß meine Karteikarten mit den Notizen? In meiner Handtasche, unter meinem Platz, neben Sam …
    „Nun, in der Medizin gibt es viele Felder, zum Beispiel … äh … die … äh

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