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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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ihnen gute Laune vorspielte. An den meisten Tagen brachte ich Digger mit, damit er (und ich) nicht so viel alleine war.
    Ich wartete. Darauf, dass die Arbeit bei Dr. Whitaker begann und ich ein neues Kapitel in meinem Leben aufschlagen konnte. Und darauf, dass der Schmerz wegen Sam nachließ.

30. KAPITEL
    A m allerletzten Abend, an dem die Klinik geöffnet hatte, saß ich in meinem Büro, packte Unterlagen zusammen und löschte einige Dateien aus dem Computer. Jill hatte längst Feierabend gemacht, und es war still in dem leeren Gebäude. Nur das Ticken der Uhr war deutlich zu hören. Digger und ich gingen sein Repertoire an Kunststücken durch, bis sein Blick um Gnade flehte, deshalb gab ich ihm einfach einen Kauknochen und rieb seinen Kopf mit dem Fuß, während ich mich meiner Melancholie überließ.
    Ich würde die Klinik vermissen, sie war ein angenehmer Arbeitsplatz gewesen, mit dem großen Cape Cod Hospital im Rücken. Eine Privatpraxis war sicher einträglicher, aber es würde auch beängstigender sein. Es würde mir fehlen, mit Jill und Sienna zusammenzuarbeiten und im Pausenraum Frauengespräche mit ihnen zu führen.
    Morgen würde jemand aus dem Krankenhaus kommen, um den Herzfrequenzmonitor und das Röntgengerät abzuholen, außerdem die Medikamente und Untersuchungsgeräte, die Computer und die Akten. Bis zum nächsten April, wenn ein neuer Arzt da war, würde die Klinik leer stehen. Mein Arbeitsplatz war sie nun nicht mehr.
    Gegen neun war ich immer noch im Büro, wo ich einen Artikel über eine neue Herzklappenprothese zu beenden versuchte. Ein halb leer gegessener Becher Joghurt stand verlassen auf meinen Schreibtisch, und Digger lag träumend auf dem Boden. In der Ferne hörte ich eine Sirene, nahm sie aber nicht weiter zur Kenntnis, bis sie näher kam. Digger sprang auf, ich ebenfalls. Als ich das Blaulicht vor der Klinik auftauchen sah, rannte ich nach draußen.
    Ein Streifenwagen der Polizei von Eastham fuhr mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz, und Ethel stieß die Fahrertür auf.
    „Es ist Sam! Er ist verwundet!“, schrie sie und rollte sich kunstvoll über die Motorhaube wie Starsky oder Hutch. Benommen lief ich zum Wagen, in dem Sam auf dem Beifahrersitz saß.
    Ethel riss die Tür auf, und Sam stieg aus. Er hielt seinen rechten Arm vor dem Bauch und schien nicht aufrecht stehen zu können.
    „Krieg dich wieder ein“, wandte er sich an seine Kollegin, dann sagte er zu mir: „Mir fehlt nichts weiter.“
    „Von wegen, ich krieg mich ein, mein verdammter Partner ist verletzt!“
    „Was ist passiert?“, erkundigte ich mich angespannt.
    „Mit mir ist alles in Ordnung, klar? Macht keine Panik.“ Es war offensichtlich, dass er Schmerzen hatte.
    „Irgend so ein Arschloch ist mit einem Kreuzschlüssel auf ihn losgegangen“, berichtete Ethel, die vorauslief, um die Kliniktür zu öffnen. „Heiliger Strohsack, fast hätte er ihn am Kopf erwischt!“
    Ich hatte Ethel noch nie so aufgewühlt erlebt. Ihr Gesicht war starr vor Anspannung, ihre Hände zitterten.
    „Na schön, bringen wir dich erst mal rein“, sagte ich und nahm Sams unverletzten Arm. Ethel schnappte sich Digger, der bei Sams Anblick begeistert herumsprang, und sperrte ihn ins Büro, während ich Sam in ein Untersuchungszimmer führte. „Kannst du dich darauf setzen?“, fragte ich Sam, der sich unbeholfen auf die Untersuchungsliege hievte. Mir traten schon wieder Tränen in die Augen.
    „Um Himmels willen, fang nicht an zu weinen“, knurrte er.
    „Wir haben eine Verkehrskontrolle am Kreisel durchgeführt“, berichtete Ethel mit ihrer Reibeisenstimme, nachdem sie das Behandlungszimmer betreten hatte. „Einer der Jungen war stoned, und Sam forderte ihn auf, den Kofferraum zu öffnen. Ehe wir uns versahen, schwang dieser Schwachkopf den Kreuzschlüssel und zielte auf Sams Kopf damit! Sam drehte sich gerade noch rechtzeitig um, und bam! Der kleine Scheißer erwischte ihn an der Schulter.“
    „Jetzt beruhige dich endlich“, forderte Sam seine Kollegin auf und verdrehte die Augen. „Millie, mir fehlt wirklich nichts. Kannst du es einfach schnell röntgen, und dann ist die Sache erledigt? Und du, Ethel, gehst am besten schon mal nach draußen zum Streifenwagen und meldest dich über Funk in der Zentrale.“
    Seine Partnerin zögerte. „Meinetwegen. Kümmern Sie sich gut um ihn“, knurrte sie mir zu.
    „Mach ich.“ Ich schloss die Tür hinter ihr und sah mir Sam an. Sein Gesicht war blass, und er hielt sich die

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