Gute liegt so nah...
Sitzen, deshalb standen Digger und ich auf und gingen heim. Mein Anrufbeantworter blinkte. Natürlich war die Nachricht von Sam.
„Hallo, Mädchen, ich wollte nur hören, ob es dir gut geht. Du warst ein bisschen komisch heute in der Highschool. Komm einfach irgendwann diese Woche abends zum Essen vorbei, ja? Mach’s gut.“
Keine Frage, ich liebte ihn.
Mist.
28. KAPITEL
Z uerst tat ich nichts, abgesehen da von, zur Arbeit zu gehen und mich um Digger zu kümmern. Eine ganze Woche verging, und alles, was ich tun konnte, war, über meine neuen Gefühle zu staunen. Doch nachdem ich den ersten Schock verdaut hatte, wandte ich mich an meine engsten Freunde.
Katie und ich fuhren eines Abends zum Essen ins Pink Peacock. Curtis und Mitch hatten den zweiten Stock in ein elegantes, geräumiges Apartment verwandelt, mit Blick auf die langen Wellenbrecher aus Stein und den kleinen Leuchtturm an Provincetowns höchster Landspitze. Bei gegrilltem Barsch teilte ich ihnen behutsam die Neuigkeit mit.
„Ich glaube, ich bin in Sam verliebt.“ Ich wartete auf ihre Reaktion, auf ihre Warnungen, ihr Mitgefühl, ihre Ratschläge.
Curtis und Mitch tauschten einen Blick, Katie schwieg erst einen Moment, dann nickte sie. „Ja, ich weiß.“
„Du weißt?“
„Na ja, Millie, es war irgendwie offensichtlich.“
„Wie bitte?“ Ich war fassungslos und wandte mich an Curtis und Mitch. „Wusstet ihr zwei es etwa auch?“
„Nicht so richtig“, meinte Curtis ausweichend. „Aber es ergibt Sinn. Sam ist ein guter, treuer Kerl, definitiv eher dein Typ als Joe.“
„Aber er ist mein Schwager!“
„Technisch gesehen nicht mehr“, gab Mitch zu bedenken.
„Und was soll ich eurer Meinung nach jetzt tun?“
„Du könntest es ihm sagen“, schlug Katie vor und steckte sich eine Gabel Essen in den Mund.
„Klar doch“, sagte ich. „Er hält mich für seine kleine Schwester. Nein, ich werde es ihm auf keinen Fall sagen.“ Beleidigt lehnte ich mich zurück, woraufhin die drei davon absahen, mir weitere Ratschläge zu erteilen.
Der Betrieb in der Klinik ließ langsam nach, und sobald wir zugemacht hatten, wollte Dr. Whitaker mir zwei Wochen freigeben, bevor ich bei ihm anfangen sollte. Wir hatten die Einzelheiten besprochen – im ersten Jahr würde er für meine Berufsversicherung aufkommen und sämtliche neuen Patienten mir überlassen. Obwohl ich anfangs weniger verdienen würde als in der Klinik, handelte es sich um ein gutes, solides Angebot, genau das, was ich schon immer gewollt hatte. Beruflich war alles geregelt. Privat kämpfte ich noch.
Zwar fand ich es inzwischen sehr leicht nachvollziehbar, dass ich Joe nie wirklich geliebt hatte, trotzdem fehlte mir mein altes Bild von ihm. Unbewusst hatte meine Obsession mich dazu motiviert, viele Dinge zu tun, die ich sonst nicht getan hätte – auch wenn diese Tatsache peinlich und ein bisschen demütigend war, kam ich um das Eingeständnis dieser Wahrheit nicht herum. Viele Jahre hindurch hatte ich von einem Leben mit Joe geträumt.
Von Sam hatte ich nie geträumt. Meine Freundschaft zu ihm gehörte zu den besten Dingen in meinem Leben, und deshalb wollte ich sie nicht mit einer Liebeserklärung kaputt machen, die er nie mehr würde vergessen können.
Die Sache war nämlich die, dass er nicht nur die Liebe meines Lebens war, sondern auch Teil meiner Familie. Ich würde ihm nicht aus dem Weg gehen können. Außerdem fehlte er mir, auch wenn ich genau wusste, wie verlegen ich bei unserer nächsten Begegnung sein würde. Deshalb sagte ich zu, als meine Mom anrief, um mich zusammen mit Sam und Danny zum Abendessen einzuladen.
Mit Herzklopfen bog ich in die Auffahrt meiner Eltern ein. Sams Pick-up stand schon dort. Ich wischte mir die Hände an meiner Jeans ab und ging ins Haus.
„Hallo Liebes“, rief meine Mutter und ging vor dem Ofen in die Hocke, um nach dem Braten zu sehen.
„Hallo Leute“, begrüßte ich alle. Sam lehnte am Kühlschrank und trank ein Bier.
„Hallo Mädchen.“ Er legte den Arm um mich und drückte mich kurz. „Wie geht’s?“
„Bestens“, sagte ich und befreite mich schnell wieder.
Wie oft hatte er mich schon umarmt? Und nie war etwas dabei gewesen. Aber plötzlich hatte ich Schmetterlinge im Bauch und errötete. Ich lief zu meinem Neffen und umarmte ihn.
„Wie geht es dir, Großer?“, erkundigte ich mich und war froh darüber, dass meine Gefühle für ihn wenigstens rein platonisch waren.
„Gut, Tante Millie. Tut mir leid, dass mit
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