Gute liegt so nah...
großartig“, beruhigte ich ihn. „Und du hast recht, es wird Zeit für ein bisschen Flair.“
„Seht ihr?“, zischte Lucien. „So, hier wären wir fertig. Zurück zum Spülbecken.“ Er entfernte die Folien aus meinem Haar und spülte es aus. Leider war das Wasser für meine gequälte Kopfhaut zu heiß, und ich schrie.
„Verzeihung!“, flötete Lucien fröhlich und drehte an den Armaturen, bis eiskaltes Wasser herauskam. Sobald die Temperatur stimmte, bürstete und föhnte er meine Haare so gekonnt, wie ich es niemals hinbekommen würde.
„Bereit?“, säuselte er. Mitch und Curtis tauschten erneut besorgte Blicke. Mit einer schwungvollen Geste zog Lucien das Tuch vom Spiegel.
Das Erste, was ich bemerkte, waren meine Augenbrauen, oder besser gesagt, dass ich keine mehr hatte. Gut, sie waren vorher ein bisschen widerspenstig gewesen, jetzt aber konnte man sie als menschliche Brauen nicht mehr identifizieren. Sie waren so dünn, dass sie aussahen wie aufgemalt. Die Haut drum herum war gerötet von der Wachsbehandlung, was selbst die groteske Menge an Schminke nicht kaschieren konnte, die Lucien aufgetragen hatte.
Apropos Schminke … meine Haut war jetzt kränklich blass, bis auf die Stellen, an denen Lucien aggressiv Braun aufgetragen hatte („Wangenknochen“). Mein dunkelroter Lippenstift sah aus, als hätte ich gerade am zarten Hals einer Jungfrau gesaugt. Meine Lider spannten, die Augen wirkten klein und waren schwarz gerändert. Erschrocken drehte ich mich zu Curtis um, der wenigstens so viel Anstand besaß, aus Scham über seinen Beitrag zu diesem Fiasko den Blick zu senken.
„Wie gefällt es dir?“, wollte der Mistkerl Lucien wissen.
„Ich … ich …“ Mir fehlten die Worte, mein Kopf war leer.
„Deine Frisur ist hübsch geworden“, sagte Mitch freundlich, offenbar um Schadensbegrenzung bemüht.
Ich zwang mich, von meinen Brauen weiter nach oben zu schauen und … ah! Die Frisur sah klasse aus, voll und ein wenig verrückt. Mein Haar war gut fünfzehn Zentimeter kürzer und heller und glänzte jetzt mahagonifarben. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
„Wundervoll“, lobte ich Lucien. Curtis grinste erleichtert, obwohl er wusste, dass seine Hinrichtung damit nur aufgeschoben war. Das Make-up konnte man glücklicherweise wieder abwaschen. Was die Augenbrauen betraf, so waren Augenbrauenstifte nicht umsonst erfunden worden. Die Frisur war allerdings entscheidend, denn ohne tolle Haare konnte man einfach nicht klasse aussehen. Und jetzt hatte ich eine fantastische Frisur.
Kurze Zeit später ging ich die Straße entlang, eine gewaltige Geldsumme für meine demütigende Gesichtsbehandlung ärmer, und fragte mich, wie ich meine Augenbrauen wohl wiederbekam, ohne hässliche Stoppeln in Kauf zu nehmen. Als ich in meinem Wagen saß, betrachtete ich mich im Rückspiegel. Die Augenbrauen waren weg, meine Haut sah nach wie vor erschreckend blass aus, die Lippen wie blutgetränkt. Der salzige Wind in Provincetown hatte meine wundervolle Frisur durcheinandergebracht, sodass der lässig-elegante Look Vergangenheit war. Den würde ich nie mehr so hinbekommen. Jetzt sah ich aus wie ein Viertklässler, der im Bus eingeschlafen war.
Auf der Heimfahrt war mir nicht mehr nach Mitsingen zu irgendwelchen Songs aus dem Radio zumute.
5. KAPITEL
U m meine nackten Augenbrauen vor Blicken Dritter zu schützen, blieb ich in der darauffolgenden Woche so viel wie möglich zu Hause und schliff meine Veranda ab. Mein süßer (leider nicht sehr kluger) Hund folgte mir schwanzwedelnd überallhin. Es hatte ihm in meinem Haus und meinem Garten auf Anhieb gefallen, er streunte aber noch nicht allein herum und kam sofort, wenn man ihn rief. Sein einziger Makel schien eine nervöse Verdauung zu sein, denn er verrichtete fünfmal am Tag sein Geschäft, manchmal auch im Haus. Zum Glück war ich mit verschiedenen Reinigungsprodukten eingedeckt.
Mir gefiel es in meinem neuen Haus mit dem komischen kleinen Digger. Das Problem war nur, dass es niemanden gab, der mein frisch renoviertes Haus bewunderte und fragte, wie ich den Sessel dort fand und was ich denn wohl zu Abend essen wollte. Es gab niemanden, den es interessierte, wie mein Tag gewesen war, niemanden, für den ich an erster Stelle stand. Ich wollte geliebt und in den Arm genommen werden. Und ich wollte Sex.
Gelegentlich hatte ich Dates gehabt, obwohl man die auf dem College nicht so nennen konnte. Statt eines echten Dates ging man auf eine Party, flirtete
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