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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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weiteres Mal zugewinkt, und er rief „Hallo Millie!“ vom Dach wie irgendein Halbgott vom Himmel. Meine Gedanken drifteten dahin …
    Ich betrete das Pflegeheim, bekleidet mit einer klassisch geschnittenen schicken Hose und einer ärmellosen, nichtgrünen Bluse, die meine konturierten, aber femininen Arme zeigt. Dazu tolle Schuhe, eine elegante Handtasche (obwohl ich mir weder das eine noch das andere vorstellen kann) . Joe springt von der Leiter, während ich den Parkplatz überquere.
    „Wow, Millie!“, ruft er und mustert mich von Kopf bis Fuß.
    „Hallo“, erwidere ich.
    „Hast du an diesem Wochenende schon etwas vor?“, fragt er, während er mich weiter eingehend betrachtet und man seine Grübchen sehen kann. 
    „An diesem Wochenende?“, wiederhole ich. „Na ja, Freitag schon, aber … was schwebt dir denn vor?“ (Man soll ihnen klarmachen, dass man nicht so leicht zu haben ist, und daran halte ich mich.)
    „Wir könnten zusammen ausgehen.“ Er lächelt.
    Meine Träumereien von Joe waren nicht besonders fantasievoll, dafür war ich viel zu realistisch. Ich machte mir keine Illusionen, außerdem liebte ich ihn genau dafür, was er war – ein hart arbeitender, ehrlicher Mann mit einem Herz aus Gold. Ich gab mich nie irgendwelchen romantischen Fantasien hin, in denen er mich etwa vor Gangstern oder so rettete. Mir genügte es vollauf, wenn er mich überhaupt wahrnahm.
    „Komm, Kind.“ Curtis unterbrach meine Gedanken, indem er mich mit seinen manikürten Fingern zu sich winkte. „Probier das hier mal an.“ Er hatte sich einen ganzen Stapel Sachen über den Arm geworfen. Mitch war genauso beladen, und sämtliche Kleidungsstücke waren beige, schwarz, elfenbeinfarben, rot oder königsblau.
    Ich nahm ihnen die schweren Stapel ab. Die Stoffe fühlten sich seidig und kühl an. „Sind das meine Farben?“, fragte ich.
    „Ja, Teuerste. Du bist ein Wintertyp“, erklärte Mitchell und marschierte geradewegs auf die Damenumkleidekabinen zu. Zum Glück war in einem Kaufhaus nie ein Angestellter in der Nähe.
    Die Jungs warteten vor der Kabine, während ich anprobierte, und gaben mir durch die Lamellentür Anweisungen.
    „Alles ist mit allem kombinierbar“, informierte Curtis mich. „Also brauchst du dir nicht zu überlegen, was womit zusammenpasst.“
    „Ich weiß, was das bedeutet“, entgegnete ich. „Ich bin nicht blöd.“
    „Nur in Modefragen“, konterte Mitchell.
    Ich steckte meinen Kopf aus der Umkleidekabine. „Seid nett!“, befahl ich. „Sonst lade ich euch nicht zum Essen ein.“ Aber es war unmöglich, diesen beiden böse zu sein. Außerdem war ich ihnen dankbar, dass sie mich neu erfanden wie Henry Higgins seine Eliza in „My Fair Lady“. Und die beiden wussten, was sie taten. Meine Güte, dachte ich, während ich mich betrachtete. Ich sah toll aus!
    Die Jungs hatten reizende, unspektakuläre Sachen ausgesucht, die man alle miteinander kombinieren konnte. Drei Blusen, zwei kurzärmelige Pullover, vier Hosen sowie einen langen Rock, alles klassisch geschnitten, zeitlos schick. Ich konnte es nicht fassen, wie ich darin aussah. Natürlich musste meine Frisur nachgebessert werden, und ich war auch nicht geschminkt, dennoch sah ich schon nach der selbstbewussten, klugen, gut gekleideten Ärztin aus, die ich gern gewesen wäre.
    „Leute“, sagte sich, als ich in dem langen schwarzen Rock und dem roten Pullover aus der Kabine trat. „Ach Leute …“ Vor lauter Rührung bekam ich kein Wort mehr heraus.
    „Oh! Schätzchen, du siehst wunderschön aus!“, verkündete Curtis und zupfte an einem Schulterpolster herum.
    „Ich wusste schon immer, dass eine Schönheit in dir schlummert“, meinte Mitch und gab mir einen Kuss auf die Wange. Aber noch waren sie nicht fertig. „Das ist nur das Fundament“, erklärte er und dirigierte mich in die Schuhabteilung. Um Zeit zu sparen, machte Curtis sich auf den Weg zum Schmuck. Eine Stunde und siebenhundertfünfundsiebzig Komma neununddreißig Dollar später waren wir fertig. Ich war jetzt eine gut gekleidete Frau, wog knapp über sechzig Kilo und hatte Kleidergröße achtunddreißig, außerdem eine anständige Frisur, und ich besaß Make-up.
    Halali!

8. KAPITEL
    E s war leicht, einen Eroberungsplan zu entwerfen, aber es war etwas völlig anderes, diesen Plan auch wirklich in die Tat umzusetzen. Was genau sollte ich tun? Wie sah der erste Schritt aus? Ich brauchte Ideen, also rief ich Katie an. Im Hintergrund hörte ich Krachen und Geschrei,

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