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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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meinem Körper tat und ich mit seinem, sondern musste die ganze Zeit daran denken. Es gelang mir nicht, den Kopf auszuschalten, weil ich dafür einfach zu nervös war. Stattdessen erzählte mein Verstand mir dauernd, was gerade passierte: „Joe zieht sein Hemd aus. Sein Hals ist sehr glatt. Er trägt Boxershorts.“
    Na ja, es war das erste Mal und irgendwie zu erwarten gewesen. Außerdem schien Joe nichts davon bemerkt zu haben.
    Ich drehte mich, damit ich sein Gesicht sehen konnte. Wach war er der schönste Mann auf dieser Erde. Schlafend war er ein Engel. Der Mond war aufgegangen und erzeugte ein weißes Licht, das seine Haut in Marmor verwandelte. Seine Wimpern waren so lang, seine Lippen voll und sinnlich, seine Wangenknochen … ach, alles an ihm war wunderschön. Sanft strich ich ihm die Haare aus der Stirn.
    Ja, versprach ich mir selbst, es würde vollkommen sein zwischen uns und die anfängliche Unbeholfenheit bald verschwinden.
    Ich musste morgens arbeiten, also kroch ich aus dem Bett, schnappte mir meine Sachen und schlich auf Zehenspitzen ins Bad. Nach dem Duschen ging ich mit Digger Gassi, kochte Kaffee und spähte noch einmal ins Schlafzimmer. Joe lag auf dem Rücken, halb bedeckt vom weißen Laken, und sah aus wie in einer Werbeanzeige für ein Eau de Toilette von Calvin Klein.
    Ich setzte mich auf die Bettkante und legte meine Hand auf seine warme Brust. Er rührte sich nicht. „Joe?“, sagte ich leise, und da schlug er die Augen auf.
    „Oh, hallo“, sagte er heiser und zog mich für einen Kuss zu sich herunter. Ich war froh, mir schon die Zähne geputzt zu ha ben.
    „Ich muss zur Arbeit“, erklärte ich bedauernd und ließ meine Hand über seine glatte Schulter gleiten.
    „Okay“, murmelte er und machte die Augen wieder zu. Okay? Was sollte das bedeuten? Als könnte er meine Gedanken lesen, machte er die Augen wieder auf. „Also bis später?“
    „Ja, bis später. Ich habe Kaffee gekocht.“ Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging.
    Es läuft toll, dachte ich auf der Fahrt zur Arbeit. Ich war nicht zu ungeduldig gewesen, indem ich ihn auf ein nächstes Date festzunageln versuchte. Meine Behauptung, den Tag unserer Verabredung verwechselt zu haben, hatte ganz gut funktioniert, weil es den Anschein erweckte, als sei ich nicht auf Joe fixiert – wo wir doch alle die Wahrheit kannten. Nur er nicht, und ich hatte es geschafft, ganz gut vor ihm dazustehen.
    Ja, ich konnte ihn wohl ab jetzt guten Gewissens meinen Freund nennen.
    Samstag herrschte nie viel Betrieb in der Klinik, und auch an diesem Tag hatten wir nur wenige Patienten. Jeff, unser Praktikant, begrüßte mich freundlich und vertiefte sich wieder in seine Bücher, sodass ich mich meinen Telefonaten widmen konnte. Zuerst rief ich Curtis an, weil er es verdient hatte. Nachdem ich ihm von der Verwechslung und unserer anschließenden gemeinsamen Nacht berichtet hatte, kicherten wir zusammen wie Neuntklässler.
    „Und wann können wir deinen neuen Freund nun offiziell kennenlernen, Prinzessin?“
    „Ich werde euch Bescheid sagen“, versprach ich. „Bald, hoffe ich. Wir könnten uns hier auf ein paar Drinks treffen.“
    „Na, ich weiß nicht. Ein Ausflug ins Hetero-Land? Hm, könnte natürlich auch mal ganz lustig sein, außerdem würden wir endlich dein Haus sehen. Was hast du zuletzt daran verändert?“
    Wir plauderten noch eine Weile über Belanglosigkeiten wie die neue Laterne, die Curtis bei einem maritimen Lagerverkauf gefunden hatte, oder über den Schreibtisch-Terminplaner aus Teakholz, den ich von Target bestellt hatte. Dann bedankte ich mich noch einmal für seine moralische Unterstützung, seine ewige Freundschaft und Modetipps, was alles mindestens genauso wichtig war, erinnerte ihn daran, dass seine Tetanus-Impfung fällig war, und verabschiedete mich mit einem Küsschen.
    Nach dem Gespräch mit Curtis ging ich zum Empfangstresen und unterhielt mich fünf Minuten mit Jeff, der mir einige Versicherungsformulare gab, die ich mit in mein Büro nahm, um sie dort auszufüllen. Dafür benötigte ich volle zehn Minuten. Dann rief ich Katie an.
    „Hallo?“
    „Hallo Katie, hier ist …“
    „Michael, geh sofort aus dem Schrank! Und hör auf herumzuquengeln, ich telefoniere gerade. Hallo?“, hörte ich sie in dem typischen Ton von Müttern mit kleinen Kindern, der verriet, dass es mal wieder drunter und drüber ging.
    „Hast du einen anstrengenden Tag?“, erkundigte ich mich.
    „Oh, hallo, Millie.“
    „Soll ich

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