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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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später noch mal anrufen?“
    „Ich weiß auch nicht, in letzter Zeit drehen die beiden jedes Mal durch, wenn ich telefoniere“, sagte sie. Im Hintergrund hörte ich eine Spielzeugsirene heulen, gefolgt von einem Krachen und Geheule. „Ich will nichts davon hören!“, erklärte Katie … mir? Nein, ihren beiden Söhnen. „So, jetzt sind sie ausgesperrt. Wie läuft es bei dir?“
    „Oh, bestens“, antwortete ich.
    „Höre ich da ein zufriedenes Schnurren?“ Katie lachte, aber gleich änderte sich ihr Ton schon wieder. „Hör mit dem Bumsen auf!“
    „Ich hoffe, das gilt nicht mir.“ Ich kicherte.
    „Nein, du kannst bumsen, so viel du willst“, sagte sie. „Pass auf, du hörst ja, dass es gerade schlecht ist. Wollen wir das mit der Übernachtung machen, von der wir gesprochen haben? Ich habe in dieser Woche nämlich zwei Tage frei.“
    „Unbedingt! Dann erzähle ich dir von den neuesten Entwicklungen.“ Wir schauten in unsere Kalender und vereinbarten einen Termin.
    „Mil, ich muss Schluss machen“, sagte Katie. „Aber ich freue mich auf unseren Abend. Corey, hör auf mit diesem Ding gegen die Tür zu hämmern! Das gibt Dellen! Ich rufe dich morgen an, Millie. Leg das hin, aber sofort! Mach’s gut.“
    Joe war gegangen, als ich nach Hause kam, sein Kaffeebecher stand neben meinem in der Spüle. Ich kraulte Digger ausgiebig den Bauch, beseitigte die Sauerei auf dem Küchenfußboden (hoffentlich hatte er sein Geschäft nicht erledigt, solange Joe noch da gewesen war) und ging durchs Haus. Ich warf einen Blick ins Schlafzimmer, wo die zerwühlten Laken und die Kondompackungen im Mülleimer davon zeugten, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Und hurra, auf dem Kopfkissen lag eine Nachricht für mich.
    Millie – bis bald.
    Joe
    Kein Mann großer Worte. Das Smiley war süß. Ein bisschen albern, aber ganz süß. Ich küsste die Nachricht, warf mich aufs Bett und lag grinsend auf dem Rücken, vollkommen zufrieden mit mir und der Welt. Joe hatte die Nacht bei mir verbracht. Ich schnappte mir das Kissen, auf dem sein wunderschöner Kopf geruht hatte, und atmete tief ein. Nach einigen Minuten verträumten Nachsinnens und Selbstbeglückwünschung stand ich auf, goss mir ein Glas Wasser ein und ging hinaus auf die Veranda. Kaum saß ich, klingelte das Telefon.
    „Hallo Tante Mil. Ich bin’s, Danny“, bellte mein Neffe ins Telefon wie der Irish Setter, der vermutlich irgendwo in ihm steckte.
    „Hallo Danny“, erwiderte ich belustigt.
    „Hast du Lust, mit mir und meinem Dad ins Kino zu gehen?“, fragte er. Die meisten Siebzehnjährigen würden sich lieber nicht dabei erwischen lassen, wie sie mit ihrem Dad und ihrer Tante ins Kino gehen. Aber Danny war anders. Wahrscheinlich würde er einen neuen Trend unter Teenagern lostreten, indem er mit seinen erwachsenen Verwandten loszog.
    „Gern“, sagte ich und verspürte eine plötzlich aufkommende Wehmut. In einem Jahr würde Danny aufs College gehen, dann würden Abende wie dieser der Vergangenheit angehören. Im Hintergrund konnte ich Sams leise Stimme hören.
    „Dad will wissen, ob du lieber den neuen Barbie-Film ‚Sisters Forever‘ sehen willst oder den neuesten Jackie-Chan-Film oder … was war der Letzte, Dad? ‚Guerilla-Politik – eine wichtige Dokumentation von einem der besten Filmemacher Amerikas‘?“
    „Jackie Chan“, antwortete ich sofort.
    „Yeah, sie will Jackie Chan, Dad! Wir holen dich in einer halben Stunde ab, ja?“
    Sie kamen kurz darauf, und ich quetschte mich wie ein zu groß geratenes Kleinkind zwischen die beiden auf die vordere Sitzbank des Pick-ups. Im Kino ging Danny zum Erfrischungsstand, während Sam alle drei Karten bezahlte.
    „Du brauchst mir meine Kinokarte nicht mehr zu bezahlen“, protestierte ich.
    „Jahre der Gewohnheit“, entgegnete er nur.
    Danny kam mit einem riesigen Eimer Popcorn und einem Liter Cola zurück. Im Kinosaal saß ich erneut zwischen den beiden.
    „Was hat euch Jungs dazu veranlasst, an eure alte klapprige Tante Millie zu denken?“, fragte ich, während Danny drei Mädchen ein paar Reihen vor uns zuwinkte, worauf diese anfingen zu kichern und miteinander zu flüstern. Sie warfen Danny flirtige Blicke zu, der das Popcorn mit einer beängstigenden Geschwindigkeit verschlang.
    „Ach, ich dachte, du bist wegen Freitag noch ein bisschen deprimiert“, meinte Sam verlegen. Offenbar entnahm er meiner Miene, dass ich keine Ahnung hatte, wovon er sprach, deshalb erklärte er: „Du weißt schon, als

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