Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen
Blattläuse verschwunden waren. Schließlich war er viel größer als das Apfelbäumchen und die Läuse hatten dadurch mehr Platz, sich auszubreiten. Aber letztendlich hatten die Käfer es geschafft. Die Hagebutte konnte wieder richtig durchatmen.
„Danke, dass du Punkta und Punkto gleich zu mir geschickt hast“, sprach der Strauch den kleinen Apfelbaum an. „Es war höchste Zeit!“
„Es tut mir sehr leid, dass ich dich angesteckt habe. Da war es doch meine Pflicht, dir auch wieder aus der Patsche zu helfen“, erwiderte schuldbewusst der Apfelbaum.
Doch die Hagebutte lächelte und sagte:
„Du hast Recht, dass man seinen Freunden helfen soll. Aber du kannst nichts dafür, dass die Blattläuse mich befallen haben. Selbst wenn du sofort erkannt hättest, was sich da auf dir nieder lässt, wärst du die Laus wohl nicht mehr los geworden. Diese Biester halten sich einfach zu fest.“
Der kleine Apfelbaum, der sich immer noch Vorwürfe machte, ließ nicht locker.
„Aber wenn ich hier nicht gewachsen wäre, hätte sich die Laus nicht auf mich setzen können. Und dann hättest du sie auch nicht bekommen.“
„Nun ist aber gut“, sprach leicht erheitert der Strauch. „Dann wäre sie vielleicht gleich zu mir gekommen! Und jetzt hörst du auf, dir darüber Gedanken zu machen.“
Es entstand eine längere Pause. Man merkte, dass der kleine Apfelbaum nachdachte. Plötzlich gab er sich einen Ruck und sprach:
„Wie komme ich eigentlich hier her?“
Auf diese Frage hatten seine beiden Freunde schon lange gewartet. Der Ahornbaum, der sehr groß war und deshalb weit sehen konnte, antwortete.
„Eines schönen Tages kam hier ein Junge den Weg entlang. Er warf einen Apfel weg. Ein einziger Kern fiel heraus und landete bei uns im Feldrain. Tja, kleiner Apfelbaum, und daraus bist du entstanden.“
Das Bäumchen war jetzt richtig aufgeregt.
„Sag schnell. Was ist mit den anderen Kernen aus dem Apfel geworden. Wo sind sie geblieben? Gibt es da jetzt noch mehr kleine Apfelbäume? Kannst du sie sehen?“
Der Ahorn lachte schallend.
„Jetzt aber erst einmal langsam. So viele Fragen auf einmal kann ich nicht beantworten. Also, der Apfel ist mit den anderen Kernen weiter gerollt und landete auf der Weide nebenan. Und dann.“
Plötzlich stockte der große Baum in seiner Rede. Sollte er zu dem kleinen Bäumchen wirklich ehrlich sein? Er überlegte kurz und entschied sich, ihm die Wahrheit zu erzählen.
„Und dann wurde der Apfel von einer Kuh gefressen. Tut mir leid, Kleiner, aber ich kann weit und breit keinen anderen Apfelbaum sehen. Du hast wirklich großes Glück gehabt!“
Traurig schwieg der kleine Baum und trauerte um seine Geschwister.
„Weine nicht“, tröstete ihn der Hagebuttenstrauch. „Das ist immer so. Deshalb haben wir Pflanzen jedes Jahr auch so viele Samen. Nur wenige davon schaffen es, irgendwo zu keimen und zu wachsen. Viele werden von Tieren gefressen. So wie es dir auch beinah mit der Schnecke ergangen wäre. Andere landen an Stellen, wo sie nicht keimen können. Und noch andere schaffen es zwar zu keimen, können aber an der Stelle nicht wachsen oder sterben aus anderen Gründen.“
Doch der kleine Apfelbaum war immer noch traurig. Da hatte die Hagebutte eine Idee.
„Sag einmal, Ahorn, kannst du eigentlich die ganze Wiese überblicken?“
„Nein“, antwortete der große Baum. „Die Wiese geht um einen Hügel herum und hinter den Hügel kann ich natürlich nicht sehen.“
„Dann“, sprach die Hagebutte verschmitzt, „könnte es auch sein, dass dahinter ein Apfelbaum wächst!“
„Aber so weit ist der Apfel doch gar nicht gerollt“, wandte der kleine Apfelbaum ein. „Wieso sollte dann dort hinten eines meiner Geschwister gekeimt haben?“
„Ganz einfach“, belehrte ihn der Strauch. „Weil die Kuh wahrscheinlich nicht alle Kerne zerkaut hat. Irgendwann einmal lässt sie dann einen Kuhfladen fallen und die Samen darin, die nicht zerkaut wurden, können keimen. Tja, und wenn die Kuh gerade hinter dem Hügel war, wächst dort vielleicht ein Bruder von dir.“
Grinsend fügte er hinzu:
„Nicht umsonst haben viele Pflanzen so wohlschmeckende Früchte. Das hilft bei ihrer Verbreitung ganz enorm.“
Der Ahorn fühlte sich an der Ehre gepackt, denn seine Früchte schmecken nicht. Deshalb ergänzte er:
„Bei anderen Pflanzen schmecken die Früchte zwar nicht. Dafür können die Samen aber besonders weit fliegen oder sie halten sich am Fell der Tiere fest. So
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