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Gute Nacht Jakob

Gute Nacht Jakob

Titel: Gute Nacht Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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direkt in der großen Schüssel mit der Hummermayonnaise. In diesem Augenblick erschien die Mama wieder in der Tür und schrie:
    »Ja, paßt denn niemand hier auf?«
    Ich bekam Jakob zu packen und trug ihn wieder ins Bauer. Meine Jacke erhielt eine interessante Dekoration aus Mayonnaise.
    »Ich mache die Tür mit Draht fest, er hat sie sich selbst aufgehakt. Es interessiert ihn doch alles so!« haspelte ich schnell herunter.
    »Was machen wir nun mit der Mayonnaise?« fragte Valeska. »Er hat doch den ganzen Dreck aus dem Bauer hereingeschleppt?«
    Mama besichtigte seufzend die Schüssel. Dann richtete sie sich entschlossen auf: »Geben Sie mir einen Löffel!« Sie rührte ein paarmal um: »In der Mayonnaise merkt man es Gott sei Dank nicht, es löst sich auf!« sagte sie dann.
    Ich kam eilfertig mit Draht und Zange angerückt und begann zu basteln. Jakob kratzte sich die Schlagsahne von Kopf und Hals und begann sie, vermischt mit Mayonnaise, von seinen Krallen zu frühstücken. Die beiden Kempinskianer waren ganz ernst und sachlich und stellten nun die alten Rotweine hin, deren Flaschen ganz staubig waren und jede für sich in einem kleinen Henkelkörbchen ruhten. Schließlich packten sie noch die Schnäpse aus und empfahlen sich dann eilig unter den strengen Blicken der Mama. Jakob hatte seine Reinigung beendet, trank einen Schluck Wasser nach, sprang dann auf den Boden des Käfigs und betrachtete nachdenklich die neu angebrachte Drahtschlinge.
    Sodann erschien der angemietete Koch, der in der Küche eine hohe weiße Mütze aufsetzte und Valeska an den Po faßte, um gleich von vornherein eine gewisse Atmosphäre von Zusammenarbeit und kollegialer Vertraulichkeit herzustellen. Valeska sagte dazu kein Wort. Offenbar schüchterte seine Autorität sie ein. Sodann erschien Frau Müller, die immer ein aufgedunsenes Gesicht bekam, wenn sie Erdbeeren aß, und schließlich ein Lohndiener, der seine ungeheuren und sehr roten Hände in weiße Handschuhe zwängte und seinerseits Frau Müller in den Po zwickte, die beim Abwaschen helfen und die Garderobe abnehmen sollte.
    Jakob hatte eine Zeitlang vergeblich versucht, den Draht aufzubiegen. Schließlich bekam er es mit der Wut und hackte wild darauflos. Er schielte direkt vor Gift und Galle, fauchte und knurrte, bis er völlig erschöpft mit herunterhängenden und zitternden Flügeln auf dem Boden sitzen blieb. Als aber dann der Koch seine Mütze aufsetzte, begann er vor Schreck zu toben, daß ich ihn herausholte und an meiner Brust barg.
    Ich verdrückte mich nach vorn, wo man die Bibliothek ausräumte. Der Schreibtisch wurde endlich einmal benutzt, indem man ihn an die Seite schob und Schnapsflaschen und Gläser daraufstellte. Opapa hatte eine nach langer Überlegung ausgewählte Zigarrenkiste dort aufgebaut; aber gerade, als ich nach vorn kam, wurde diese Kiste von der Omama heftig beanstandet. Sie sah nach dem Preisschild und erklärte, das sei lächerlich! Außerdem hätten die Zigarren keine Bauchbinde. Opapa setzte sich den Kneifer auf und starrte auf die Zigarren, als bemerke er das erst jetzt. Er murmelte etwas von »sehr guten leichten Fehlfarben«, wurde aber im der Jacke genommen und vor seinen Schrank geführt. Omama schloß auf, was Opapa offensichtlich durch Mark und Bein ging, und begann, in dem durch Jahre aufgestapelten Vorrat zu wühlen. Hinter ihrem Rücken vollführte Opapa halb abwehrende, halb hilfeleistende, jedenfalls völlig unwirksame Handbewegungen.
    »Aber laß mich doch, Paulchen«, sagte er, »du bringst ja alles durcheinander!«
    »Ja, das hilft doch nichts, Mäcke«, erklärte sie, »du kannst Herrn Busch und Leo (Omamas Kusin, genannt der Eiszapfen, Mützenfabrikant, vielfacher Häuserbesitzer und Mann von Erbtante« Lola) doch nicht solchen Mist vorsetzen! Was sollen denn die Leute denken!« Währenddessen studierte sie unentwegt Preisschilder und zog schließlich mit vier Kisten unter dem Arm zum Schreibtisch: »Hier, mach die auf!«
    Opapa kramte in’ einem letzten stillen Sabotageversuch seine Taschen um und brummelte etwas von dem Messer, das er nicht fände.
    »Brauchen wir nicht!« sagte Omama, griff auf den Schreibtisch und nahm einen Kistenöffner in Form eines versilberten Hammers, ein Lieblingsspielzeug von Jakob übrigens. Sie öffnete damit die Kisten, stellte Bauchbinden fest und sagte befriedigt: »Na, also!« Dann rauschte sie ab, während Opapa eine Weile trübselig paffend vor den Kisten stand, schließlich aus dem Schrank

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