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Gute Nacht Jakob

Gute Nacht Jakob

Titel: Gute Nacht Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Hahahaha!«
    Schließlich steckte Tante Frieda das Taschentuch weg und entriß mich den Männern, die mich zwischen sich hin und her zerrten: »Jetzt laßt ihr mir den Jungen in Ruhe! Und du bleibst sitzen, Ferdl, und machst hier keine Familienszene, verstanden? Und du, Fritz, brüllst nicht wie ein Schimpanse! Hänschen, was sind denn Alimente, wir verstehen das nicht.«
    Sie hatte eine tiefe Stimme voll mütterlichen Verständnisses. Sie war überhaupt eine großartige Frau, fand ich immer.
    »Na, das sind doch die Pferde, die man für das Militär aufkauft!«
    »Remonten!« schrie Onkel Fritz und haute sich wieder aufs Bein.
    »Aber ich habe doch gar keine gekauft!« stotterte Onkel Ferdl und sah ganz dumm von einem zum andern. »Dagegen habe ich tatsächlich... Es war doch dieser verflixte Gustl!«
    Er wollte wieder hoch, aber Tante Frieda hielt ihn abermals zurück: »Sei nicht albern, Ferdl. Komm, erzähl mir, das ist ja furchtbar... Fritz, bring den Jungen weg. Mach den Mund zu, Hänschen, und geh mit Onkel Fritz. Ich werde diesen Löwen derweilen bändigen.«
    »Wenn er heute abend aufs Hotelzimmer kommt«, sagte Onkel Ferdl, »haue ich ihm die Jacke voll!«
    »Da will ich dabeisein... da will ich dabeisein!« schrie ich, aber Onkel Fritz packte mich wie einen jungen Hund am Genick und schleppte mich zu Opapa.
    Der plauderte gerade mit Tante Emmy und ihrem Mann, Onkel Paul. Tante Emmy war auch, was man damals >statiös< nannte, blond, hatte blaue Augen, eine lange Nase und einen großen Muff auf dem Schoß, aus dem der Kopf ihres Rehpinschers Max schaute. Sie nahm ihn überallhin mit, weil er aus Rache alles vollmachte, wenn man ihn zu Hause ließ. Sonst, wenn man ihn auf der Straße hinsetzte und er laufen sollte, schlotterte er immer mit seinen dünnen Streichholzbeinen und tat mir sehr leid, weil ich doch auch so dünne Beine hatte und meist fror. Jetzt aber hatte er sein kleines Maul offen, die Zunge hing ihm heraus, und die Augen hatte er noch mehr vor dem Kopf als sonst. Offenbar war selbst ihm zu heiß.
    Onkel Paul war viel kleiner als Tante Emmy, hatte kein einziges Eiaar auf. dem Kopf, war meist auf Geschäftsreisen unterwegs und spielte, wenn er zu Haus war, Cello. Opapa und Omama hatten die beiden vor vielen Jahren auf einer Badereise kennengelernt. Sie wohnten in >der Provinz< und kamen immer nur für ein paar Wochen in die Stadt.
    Onkel Fritz also schleppte mich zu den dreien, schlug Opapa auf die Schulter (was ich sehr despektierlich fand) und sagte: »Du erteilst deinem Ableger ja eine sonderbare Art von Naturunterricht. Er hat den Ferdl gefragt, ob er auf seinen Alimenten reitet... Er hatte es von dir und du von Gustl...«
    »Remonten...«, sagte ich. »Remonten, Opapa, ich hab’s nur wieder verwechselt! Du hast doch selbst erst >Alimente< gesagt, und du hättest sie nicht geritten...«
    Tante Emmy prustete los, Onkel Paul errötete wie ein junges Mädchen, zog mich an seinen kleinen, runden Bauch und streichelte mir den Kopf. Onkel Fritz erzählte alles noch einmal und wieherte dazu.
    »Ferdl will dem Gustl die Jacke vollhauen, wenn sie im Hotel sind. Hans, das sehen wir uns an, was?«
    »Ja... vielleicht...«, stotterte ich und sah ängstlich auf Opapa. Der war ganz blaß und sagte:
    »Laß diese dummen Witze, Fritz! Und du gehst jetzt ‘raus!« befahl er mir.
    »Und nimm meinen >Max< mit, sagte Tante Emmy, »es ist ihm zu heiß!« Ich nahm Max auf den Arm. Er hatte ein Geschirr um wie ein Pferd, mit Glöckchen dran.
    »Aber wo soll ich denn hingehen?« maulte ich. »In meinem Zimmer liegen lauter Mäntel, und in eurem Schlafzimmer liegen lauter Mäntel, und in der Küche haben sie sowieso keinen Platz.«
    »Dann geh ins Badezimmer!« sagte Opapa verzweifelt.
    »Das darf ich ja auch nicht, da sind dauernd die Tanten, und Omama hat gesagt, wenn ich mal muß, soll ich ‘ne Treppe höher zu Heiseckes gehen, das mach’ ich aber nich, ich kann doch nich klingeln, und dann macht womöglich Mimi, die dämliche Ziege, auf (gleichaltrige Tochter des Hauses), und der kann ich doch nich sag’n: >Gut’n Abend, ich muß mal!< Da halt’ ich mir’s lieber ein, bis ihr eßt.«
    Onkel Fritz wieherte wieder. Er hatte große Zähne wie ein Pferd. Opapa schob mich an der Schulter weg: »Na ja, na ja, das wollen wir gar nicht so genau wissen. Dann spiel mit Jakob und Max.«
    Jakob! Wo war Jakob? Ich hatte ihn völlig aus den Augen verloren, seit ich ihn im Eßzimmer abgesetzt hatte. Auf dem Wege dorthin

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