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Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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war sie verreist. Tor hatte sie mit den Tickets zu einer Weltreise überrascht.
    »Konntest du nicht warten, bis ich fünfzig werde!«, rief sie aus, fast bestürzt über seine plötzliche Großzügigkeit.
    Er hatte sie umarmt, schnell und unbeholfen.
    »Wer weiß, ob wir noch so lange leben.«
    Sie reisten und blieben fast zwei Monate fort. Das machte acht Wochen und dementsprechend achtmal, die sie nicht hier in der Halle gegessen hatte. Sie wühlte in ihrer Handtasche nach ihrem Taschenrechner, konnte ihn aber nicht finden.
    Stattdessen war sie gezwungen, einen Kugelschreiber hervorzuholen und es schriftlich auszurechnen, genau wie Fräulein Messer es ihnen damals vor sehr langer Zeit in der Schule beigebracht hatte.
    Sie kam auf weit über sechshundert Mal.
    Also, weit über sechshundert Mal hatte sie hier unten in diesem kleinen Restaurant unterhalb der Rolltreppe gegessen.
    Das ist dein Leben, Berit!
    Immer öfter hatte sie ihr Leben satt. Immer öfter überkam sie das Gefühl, dass ihr Leben seinen Zenit überschritten hatte, als hätte es das bereits vor langer Zeit getan, und als wäre jetzt alles zu spät.
    Alles, was denn alles?
    Berit redete manchmal mit Annie darüber, die ihr Büro nebenan hatte. Sie hatten ungefähr gleichzeitig im Verlag angefangen, waren beide vorher länger mit den Kindern zu Hause gewesen, hatten beide Söhne.
    Ja, alles … Worauf man gewartet hatte, etwas, das noch kommen sollte.
    Annie gab ihr Recht. Sie war vier Jahre jünger und gab ihr trotzdem Recht.
    Ich frage mich, wann es aufgehört hat, dachte sie. Ich frage mich, wann man sich aus einem aktiven und jungen Menschen voller Erwartungen in eine roboterähnliche Maschine verwandelt hat.
    Sie war wirklich noch nicht alt. Es kam vor, dass die Männer sie mit diesem besonderen Ausdruck im Blick betrachteten, aber in der Regel erst, wenn sie ihr vorgestellt worden waren. Ansonsten fiel sie kaum noch auf. Sie pflegte ihren Körper, pflegte ihr Gesicht, zeigte sich nie ungeschminkt, nicht einmal auf dem Land. Alle fünf Wochen ging sie zum Friseur, einem schwarzen und schönen Mann, der genau wusste, wie sie die Haare haben wollte.
    Schade, dass er »andersrum« ist, fuhr es ihr plötzlich durch den Kopf, ich habe noch nie mit einem Neger gebumst. Sie wurde rot, als würde sie sich schämen.
    Sie ließ den Blick über die Verkaufsstände schweifen. Fast immer traf sie irgendeinen Bekannten hier unten, so war es auch heute, da drüben glitt soeben Elisabet über den Boden der Markthalle, sie hatte eine ganz eigene Art, gleichsam vorwärts zu fließen, alles beiseite zu wischen, was sich ihr in den Weg stellte.
    Jetzt entdeckte sie Berit, ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln.
    »Liebste, kleine Berit, sitzt du hier ganz solo? Darf ich mich einen Moment zu dir setzen und einen … was trinkst du, café latte? Ich nehme auch so einen.«
    »Eigentlich hatte ich gerade vor zu gehen. Aber setz dich ruhig, einen Moment kann ich ruhig noch bleiben.«
    Elisabet war auch in der Verlagsbranche tätig, arbeitete aber in dem großen, weißen Haus am Sveaväg, dem Albert Bonniers Verlag.
    »Wie geht es dir, Schätzchen, siehst du nicht ein bisschen blass aus?«
    »Wirklich?«
    »Ach was, das ist vielleicht nur das Licht hier. Ja, ganz bestimmt ist es das.«
    »Um ehrlich zu sein, ich fühle mich ein wenig müde.«
    »Tatsächlich? Wir haben doch über Weihnachten ein paar Wochen frei gehabt, oder hast du etwa Weihnachten gearbeitet?«
    »Nein, das nicht. Aber … nicht auf diese Art müde.«
    »Ich weiß, was du meinst, es ist dieses ewige graue Wetter. Wenn es wenigstens etwas kälter würde, ich sehne mich nach Eis. Wir sind noch kein einziges Mal mit den Schlittschuhen unterwegs gewesen. Und dabei ist es Mitte Januar. Ob das wohl an El Niño liegt, was meinst du? Ist er es, der uns alles verdirbt, kommt der so hoch in den Norden?«
    »Keine Ahnung.«
    »So oder so, es ist ein Trauerspiel. Und, gibt es was Neues?«
    »Nicht dass ich wüsste. Und bei euch, wie läuft es bei euch?«
    »Bestens, viel zu tun.«
    »Bei uns auch. The same procedure … Alles wiederholt sich. Ich glaube, ich verliere allmählich die Lust.«
    »Aber Kleines … Habt ihr denn gar keinen Spaß?«
    »Wie man’s nimmt.«
    Elisabet lehnte sich über den runden, weißen Eisentisch.
    »Ist denn was dran an der Sache, dass … Curt Lüding verkaufen will?«
    Curt Lüding war Berits Chef. Er hatte den Verlag Mitte der siebziger Jahre gegründet, gehörte damals zu den

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