Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
South Lexington kennen …« Er hielt inne. Sie wartete seltsam atemlos. Begierig. »Ich wollte Sie um Hilfe bitten«, schloß er.
    »Um Hilfe?«
    »Ich möchte Maeve finden.«
    Er möchte also meine Hilfe,
dachte sie.
Nicht mich im besonderen, nur meine Hilfe.
Sie begriff nicht recht, warum sie plötzlich so enttäuscht war. »Lou Beamis ist ein guter Cop. Wenn er sie nicht finden konnte …«
    »Das ist genau der Punkt. Er ist ein Cop. Niemand dort traut einem Cop. Maeve jedenfalls bestimmt nicht. Sie würde automatisch annehmen, daß er sie verhaften will. Oder sie für mich nach Hause bringen soll.«
    »Ist das denn nicht genau das, was Sie wollen?«
    »Ich will nur wissen, ob sie lebt und alles in Ordnung ist.«
    »Sie ist eine erwachsene Frau, Adam. Sie kann ihre eigenen Entscheidungen treffen.«
    »Was, wenn diese Entscheidungen verrückt sind?«
    »Dann muß
sie
damit leben.«
    »Sie verstehen das nicht. Ich habe ihrer Mutter ein Versprechen gegeben. Ich habe geschworen, für Maeve zu sorgen. Komme, was wolle. Bis jetzt bin ich meiner Aufgabe alles andere als gerecht geworden.« Er seufzte. »Das mindeste, was ich tun kann, ist, sie zu suchen.«
    »Was ist, wenn sie nicht gefunden werden will?«
    »Dann sollte sie mir das sagen … und zwar von Angesicht zu Angesicht. Aber zuerst muß ich sie finden. Und Sie sind die einzige Person, die ich kenne, die sich in South Lexington auskennt.«
    M. J. lachte. »Yeah … schätze, das ist kaum die Wohngegend, aus der Sie Ihre Dinnergäste rekrutieren.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar. Wirklich. Zeigen Sie mir einfach die Gegend. Machen Sie mich mit einigen Leuten dort bekannt. Ich bezahle Ihnen selbstverständlich Ihre Ausfallstunden, Sie brauchen mir nur den Preis zu nennen …«
    »Moment mal!« Sie trat dicht an ihn heran, das Kinn erstaunt in die Höhe gereckt. »Sie wollen mich
bezahlen?
«
    »Ich meine, es ist doch nur legitim …«
    »Vergessen Sie’s!
Vergessen Sie’s!
Ich bin Medizinerin, Quantrell! Klar? Ich bin nicht der Butler. Ich bin nicht die Köchin. Ich bin Gerichtsmedizinerin in dieser Stadt und werde für meine Arbeit bereits ausreichend entlohnt, kapiert?«
    »Und?«
    »Das bedeutet, daß ich Schwarzarbeit nicht nötig habe. Wenn ich einem Freund einen Gefallen tue … und Sie gehören nicht unbedingt in diese Kategorie …, dann ist das ein Freundschaftsdienst. Und so was ist bekanntlich gratis. Ich tu’s für einen warmen Händedruck.«
    »Sie sind also nur auf einen warmen Händedruck aus?«
    Sie wandte sich ab. »Sie kapieren das nicht.«
    »O doch, ich hab’s kapiert. Sie möchten es aus purer Menschenfreundlichkeit tun. Sie möchten, daß ich dankbar bin. Und das bin ich.« Er verstummte und fügte dann leise hinzu: »Außerdem brauche ich Ihre Hilfe wirklich.«
    M. J. war prinzipiell nicht abgeneigt, ihren Mitmenschen zu helfen. Und ein treusorgender Vater auf der Suche nach seiner Tochter, nun, das war eine Bitte, die sie kaum abschlagen konnte. Aber dieser spezielle Vater war kein Fall für die Wohlfahrt. Und ihr Instinkt sagte ihr, daß der Blick aus diesen blaugrauen Augen – dieses strahlende Lächeln – sich als süchtigmachend … als gefährlich erweisen könnte.
    Und doch …
    Sie ging zu ihrem Wagen und riß die Tür auf. »Steigen Sie ein, Quantrell.«
    »Wie bitte?«
    »Wir nehmen meinen Wagen. Ihr hübscher neuer Volvo wäre für jeden Autoknacker eine Einladung. Also fahren wir mit meinem Subaru.«
    »Nach South Lexington?«
    »Sie wollen eine Einführungslektion, oder? Ich kenne ein paar Leute, mit denen Sie reden können. Leute, die wissen, was in der Gegend so los ist.«
    »Aber … es ist schon dunkel.«
    »Hören Sie«, sagte sie. »Wollen Sie gefährlich leben, oder wollen Sie’s nicht?«
    Er betrachtete ihren verbeulten Subaru. Dann zuckte er mit den Achseln. »Warum nicht?« sagte er und stieg ein.
    Nachts war in South Lexington alles anders. Was am Tag nur trostlos und deprimierend verkommen ausgesehen hatte, nahm im Dunkeln eine neue Steigerung von Bedrohlichkeit an. Schmale Gassen schienen sich im Nichts zu verlieren, und in der Dunkelheit lauerte all das Furchtbare und Unbekannte das sich die Phantasie nur ausmalen konnte.
    M. J. parkte unter einer Straßenlaterne und beobachtete einen Moment den Bürgersteig, die Gebäude. Einen Block weiter hatte sich ungefähr ein Dutzend Teenager versammelt. Sie sahen verhältnismäßig harmlos aus, wie eine Gruppe von Kindern, die mit den Frühlingsriten der Erwachsenen

Weitere Kostenlose Bücher