Gute Nacht, Peggy Sue
sie so etwas tun würde«, sagte Adam. »Ich meine, natürlich hatten wir Auseinandersetzungen. Aber daß Maeve ihre Freunde auf uns hetzt …«
»Sie hat die Jungs nicht auf Sie gehetzt … nicht, weil Sie ihr Vater sind. Ich nehme an, sie hatte keine Ahnung, wer sich nach ihr erkundigt hatte. Wir hätten die Schlägerei vermeiden können, wenn wir Anthony von vornherein gesagt hätten, daß Sie Maeves Vater sind.«
»Soll das heißen, das
Anthony
Maeve gewarnt hat?«
»Er hat die Wohnung verlassen, als wir noch in der Küche gesessen haben. Erinnern Sie sich? Bevor Sie auch nur erwähnt hatten, daß Maeve Ihre Tochter ist. Vermutlich ist er schnurstracks zu ihr gegangen.«
»Und sie hat uns ihre Freunde auf den Hals gehetzt.«
»Jesusmaria!« seufzte der Doktor und machte einen Knoten nach dem ersten Stich. »Sie beide führen ein aufregendes Leben!«
Adam und M. J. achteten nicht auf ihn. »Maeve muß vor irgendwas … irgend jemand … Angst haben«, fuhr M. J. fort.
»Warum sonst hätte sie die Truppen losschicken sollen, kaum daß ein paar Fremde in der Gegend auftauchen?« Sie schaute Adam an und sah seinen bekümmerten Blick. »Wovor hat sie Angst? Was haben Sie noch vergessen, mir zu sagen?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie steckt in Schwierigkeiten.«
»In was für Schwierigkeiten?«
Er sank auf den nächstbesten Stuhl und fuhr sich mit der Hand müde über sein zerschundenes Gesicht.
»Hat es etwas mit unserer unbekannten Frauenleiche zu tun?« wollte M. J. wissen. »Mit Xenia Vargas und Nicos?«
»Vielleicht.« Die Antwort klang gepreßt, ein zögerliches Zugeständnis.
»Oder hat es etwas mit Cygnus zu tun? Mit irgendeiner Wunderdroge, die Sie gerade entwickeln?«
Er sah wütend auf. »Warum schieben Sie Cygnus die Schuld zu? Keine Ihrer Proben ist bisher ausgewertet worden. Sie haben noch keine Ahnung, was sich diese Junkies gespritzt haben.«
»Wissen
Sie’s
denn?«
Er wollte etwas sagen, aber dann bemerkte er, daß sowohl die Schwester als auch der Arzt sich wie gelähmt vor Faszination anstarrten.
»Was ist los? Kriegen Sie die Naht heute noch fertig, oder was?« fuhr Adam den Arzt an.
»Hatte eigentlich auf das Ende der Story gehofft«, gestand dieser. Er verknotete den Faden nach dem letzten Stich und schnitt ihn ab. »Alles paletti. Kommen Sie in fünf Tagen wieder. Dann ziehen wir die Fäden.«
»Die kann ich mir selbst ziehen, danke«, sagte M. J. Sie richtete sich auf. Das Zimmer schien sich um sie herum zu drehen. Es schwankte wie auf einem Ruderboot. Sie wartete einen Moment, bis sich alles wieder beruhigt hatte.
»Wann hatten Sie die letzte Tetanusimpfung?« erkundigte sich Dr. Volcker.
»Vor zwei Jahren. Ist noch gültig.«
»Halten Sie die Wunde vierundzwanzig Stunden trocken. Säubern Sie sie zweimal täglich mit Peroxyd. Und melden Sie sich, falls sie rot und heiß wird.« Er reichte ihr das Patientenformular zur Unterschrift. »Kommen Sie jederzeit wieder«, sagte er über die Schulter. »Sie sind immer willkommen. Kann es kaum erwarten, die Fortsetzung der Story zu erfahren.«
In der Eingangshalle des Krankenhauses wartete M. J., bis Adam zu Hause angerufen hatte. Die Punks hatten beim Leeren ihrer Taschen gründliche Arbeit geleistet. Ohne einen Penny fühlte man sich unglaublich hilflos. Als M. J. an der Kasse der Notaufnahme gesagt hatte, sie wolle ihre Rechnung überweisen, hatte sie ein vernichtender Blick getroffen. Es gab keinen Respekt mehr unter den Menschen.
»Thomas ist schon unterwegs«, verkündete Adam und legte den Hörer auf. »Wir bringen Sie dann nach Hause.«
»Wer ist Thomas?«
»Mein guter ›Freitag‹, wenn Sie so wollen.« Adam sah an seiner verschmutzten Hemdbrust herunter. »Und er ist sicher nicht begeistert, wenn er sieht, wie fahrlässig ich mit seinem Bügelwerk umgegangen bin.«
M. J. versuchte ihre zerknitterte Bluse glattzustreichen.
»Vielleicht sollte ich ihn mir gelegentlich ausleihen«, seufzte sie. »Mitsamt seinem Bügeleisen.«
Sie setzten sich auf eine Couch. Eine Schwester kam mit einem Becher Kaffee aus einem der Automaten vorbei. M. J. hätte viel um eine Tasse Kaffee gegeben, aber sie hatte keinen Penny.
Pleite und im Fegefeuer der Eitelkeiten,
dachte sie.
Eine halbe Stunde verstrich, dann fünfundvierzig Minuten. Es war kurz vor Mitternacht, und im Hancock General herrschte noch immer Hochbetrieb. Die Schwestern der nächsten Schicht strömten vom Parkplatz herein. Ein bewaffneter Sicherheitsbeamter an der
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