Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
passen als Ortiz. Sehe einfach nicht aus wie eine Ortiz.«
    »Inwiefern? Wegen ihrer grünen Augen? Oder wegen der Sommersprossen auf der Nase?«
    M. J. blieb erneut auf einer Stufe stehen und sah ihn an.
    »Merken Sie sich immer die Augenfarbe einer Frau?«
    »Nein.« Er lächelte galant.
Muß eine Menge Übung gekostet haben, dieses Lächeln,
dachte sie.
Kommt wirklich verdammt echt.
»Aber Ihre Augen sind mir gleich aufgefallen.«
    »Ich Glückspilz«, sagte sie und ging die letzten Stufen ins Parterre hinunter.
    »Würden Sie mir bitte etwas erklären?« fragte er. »Wer ist dieser Jonah, von dem sie oben geredet haben? Und was bedeutet ›Big Boss‹?«
    »Big Boss ist der, der hier das Sagen hat«, erwiderte M. J.
    »Er ist der Typ, der die Gegend kontrolliert. Jahrelang ist es Berto gewesen. Aber ihn gibt es offenbar nicht mehr. Also hat jetzt ein Bursche namens Jonah seine Stelle eingenommen. Er überwacht alles, hält rivalisierende Banden aus der Gegend fern. Falls man was braucht oder eine Frage hat, muß man zum Big Boss gehen.«
    »Aha. So was wie ein inoffizieller Bürgermeister der Gegend, oder?«
    »So ist es.«
    Sie traten hinaus in eine Nacht, die nach Wind und Regen roch. M. J. sah zum Himmel hinauf, sah, wie die Wolken über die Scheibe des Mondes jagten. »Es wird spät«, murmelte sie.
    »Hauen wir ab.«
    Sie eilten die Eingangsstufen hinunter. Sie hatten gerade zwei Schritte gemacht, als sie beide stehenblieben und geschockt auf das leere Geviert unter der Straßenlaterne starrten. M. J. ließ einen Fluch los, der einen Matrosen vor Scham hätte erröten lassen.
    Ihr Wagen war verschwunden.

5
    L achen wehte die dunkle Straße hinunter, getragen vom Wind. M. J. wirbelte herum. Ihr Blick fiel auf die Teenager. Sie standen noch immer an der Ecke. Sie sahen in ihre Richtung und grinsten.
Verdammte Punks,
schoß es ihr durch den Kopf.
Die finden das wahnsinnig lustig.
»Hey!« schrie sie. »Hey!«
    Adam packte sie am Arm und riß sie zurück. »Ich finde das keine gute Idee«, flüsterte er.
    »Lassen Sie mich los!«
    »Wenn ich’s mir recht überlege, ist es sogar eine beschissene Idee!«
    »Ich will meinen Wagen wiederhaben!« brüllte sie und riß sich los. Von blinder Wut getrieben, rannte sie zur Ecke. Die Kids standen nur da und beobachteten sie. Sie rührten sich nicht. »Okay!« rief sie. »Wo ist er?«
    »Wo ist wer, Lady?«
    »Mein Wagen, Arschloch!«
    »Sie hatten einen Wagen?« fragte ein Junge unschuldig.
    »Du weißt genau, daß ich einen hatte. Der Wagen ist nicht viel wert. Und er ist es sicher nicht wert, dafür in den Knast zu wandern. Also gebt ihn mir lieber zurück. Vielleicht sage ich den Bullen dann nichts.«
    Einige der Kids zogen sich zurück und tauchten einfach in die Dunkelheit ab. Der Rest – ungefähr ein halbes Dutzend von ihnen – bildete unauffällig einen Halbkreis. Plötzlich merkte sie, daß Adam dicht neben ihr stand. Schulter an Schulter.
Erstaunlich. Warum verließ er nicht mit wehenden Fahnen das Schlachtfeld?
Vielleicht hatte sie ihn unterschätzt.
    Die Kids beobachteten sie, warteten auf Zeichen von Furcht. Sie wußte, wie sie tickten. Sie war mit solchen Kindern aufgewachsen. Dreh ihnen den Rücken zu, zeig nur eine Spur von Angst, und du hast verloren.
    Langsam und aufreizend deutlich sagte sie: »Ich will meinen Wagen!«
    »Oder was?« sagte einer der Jungen.
    »Oder mein Freund hier …«, sie nickte in Richtung Adam, »… wird verdammt böse.«
    Alle Blicke wandten sich Adam zu.
Einfach bluffen, Quantrell,
dachte sie.
Laß mich nicht im Stich.
    Er wich keinen Zentimeter von ihrer Seite, war wie ein Fels in der Brandung.
    »Keine Chance, daß Sie die Räder wiederkriegen«, sagte einer von ihnen.
    »Warum nicht?«
    »Die Karre ist längst über alle Berge. Wir waren’s nicht.«
    »Wer war es dann?«
    »So’n Schwarzer … ’n Händler. Taucht hier gelegentlich auf. Ihr Wagen, Lady, ist längst in handliche Ersatzteilpäckchen zerlegt.«
    Verdammt.
Vermutlich war das die Wahrheit.
    »Das ist sinnlos«, murmelte sie Adam zu. »Gehen wir.«
    »Dachte schon, Sie würden es nie sagen«, zischte er zwischen den Zähnen hindurch.
    Vorsichtig traten sie den Rückzug an und liefen hastig zum Gebäude Nummer 5 zurück. M. J. hatte vor, von Papa Earl aus die Polizei anzurufen. Was ihren Subaru betraf … Schließlich war sie versichert.
    M. J. achtete so genau darauf, daß die Jungen ihnen nicht folgten, daß sie die Schritte in der Dunkelheit vor ihnen

Weitere Kostenlose Bücher