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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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hilfreicher Vorschläge machen könnte.«
    M. J. lachte und stand auf. »Führen Sie sie rein. Irgendwas muß ich schließlich zum Anziehen haben.«
    »Wenn Sie Ihre Wahl getroffen haben, Dr. Novak«, fuhr Thomas fort, »geben Sie den Bademantel bitte mir. Ich sorge dafür, daß er dorthin kommt, wo er hingehört.«
    »Wie Sie meinen«, sagte M. J.
    »Ausgezeichnet«, erklärte Thomas und wandte sich zum Gehen. Während er aus dem Zimmer ging, murmelte er unverhohlen triumphierend: »Nämlich ins Feuer.«
    Personenschutz war das, was sie in South Lexington brauchten. Und Beschützer sucht man am besten unter den Bewohnern der Gegend selbst, entschied M. J. Aus diesem Grund war ihr erstes Ziel Papa Earls Wohnung. Dort wollten sie mit seinem Enkel Anthony sprechen. Der Junge hatte wahrscheinlich keinerlei Macht in den Projects, aber er wußte vermutlich, wie man an diejenigen herankam, die Macht hatten.
    Sie trafen Anthony im Unterhemd vor dem Fernsehapparat im Wohnzimmer an.
    »Anthony«, sagte Papa Earl. »Mariana will mit dir reden.«
    Anthony hob die Fernbedienung und wechselte zu einem anderen Kanal.
    »Hast du gehört, Junge?« fuhr Papa Earl ihn an.
    »
Was?
«
    »Mariana und ihr Freund sind zu dir gekommen.«
    M. J. trat vor den Fernseher und versperrte Anthony absichtlich die Sicht. Er sah mit trotzigen dunklen Augen zu ihr auf. Es brach ihr das Herz, als sie erkannte, wie wenig von dem Kind geblieben war, auf das sie einst aufgepaßt hatte. Er war ein lebendes Pulverfaß voller Wut.
    »Wir möchten den Big Boss um einen Gefallen bitten«, erklärte M. J.
    »Welchen Big Boss meinst du?«
    »Wir sind bereit, im voraus zu bezahlen. Geleitschutz ist alles, was wir wollen. Und vielleicht einen oder zwei Freunde, die uns Rückendeckung geben. Keine Bullen. Das schwöre ich.«
    »Wofür braucht ihr Geleitschutz?«
    »Nur um mit ein paar Leuten zu reden. Über Nicos und Xenia.« Sie machte eine Pause und fügte hinzu: »Außerdem kannst du Maeve sagen, daß wir nicht hinter ihr her sind.«
    Anthonys Lider zuckten. Er wandte den Blick ab.
Er ist also derjenige gewesen, der sie gewarnt hat,
entschied sie.
    Anthony versuchte vergeblich, an ihr vorbei einen Blick auf das Fernsehbild zu erhaschen. »Wieviel?« wollte er wissen.
    »Hundert.«
    »Und wieviel für den Big Boss?«
    Der Junge war schlau. »Noch mal hundert.«
    Anthony dachte kurz nach. Dann sagte er: »Geh aus dem Weg.« M. J. trat zur Seite. Er zielte mit der Fernbedienung auf das Gerät und schaltete es aus. »Wartet hier«, sagte er. Er stand auf und verließ die Wohnung.
    »Was meinst du?« fragte Adam.
    »Entweder er kommt mit unseren Bodyguards … oder mit dem Überfallkommando zurück«, antwortete M. J.
    »Ich weiß nicht, was ich mit dem Jungen machen soll«, sagte Papa Earl. »Ich bin ratlos.«
    Zehn Minuten vergingen. Sie saßen in der Küche, wo Bella lautstark mit Töpfen und Pfannen am Herd hantierte. Der Geruch von altem Bratfett, gebratenen Würstchen und gekochten Bohnen hätte sie normalerweise in die Flucht geschlagen. Es weckte in M. J. zu viele Erinnerungen. Erinnerungen an heiße Sommerabende, wenn die Gerüche vom Herd der Mutter ihr jeden Appetit genommen hatten, während die heiße Abluft aus der Küche auch den letzten Rest an Sauerstoff zu verbrauchen schien. Jetzt stand hier Bella, wie einst M. J.s Mutter, am Herd und blinzelte in den Dunst heißen Öls.
    Eine Tür fiel ins Schloß. Adam und M. J. drehten sich um. Anthony kam in die Küche. Hinter ihm tauchten zwei andere Jungen auf, beide ungefähr sechzehn, beide mit dem teilnahmslos unbeweglichen Ausdruck von Fußsoldaten.
    »Der Deal gilt«, verkündete Anthony »Aber nur für diesen einen Tag. Jede Wiederholung kostet neu. Sie geben euch Rückendeckung.« Er kassierte von Adam seine zweihundert Dollar. »Also, wo wollt ihr zuerst hin?«
    »In die Wohnung der Biagis«, erklärte M. J.
    Anthony sah die Jungen an. »Okay. Bringt sie hin.«

10
    N icos war ein guter Junge gewesen, darauf bestanden Mr. und Mrs. Biagi unbeirrt. Die Floskel vom »guten Jungen« war Allgemeingut der Eltern in South Lexington. Sie wurde selbst dann noch heruntergebetet, wenn dieser »gute Junge« mit einer Waffe Amok gelaufen war und ein Blutbad angerichtet hatte.
    Die Biagis konnten sich natürlich überhaupt nicht vorstellen, was ein Junge wie Nicos mit einer Injektionsnadel und einer Aderpresse gemacht haben könnte. Er war selbstverständlich kein Junkie gewesen. Er hatte tagsüber am Louis French

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