Gute Nacht, Peggy Sue
schnellte vor und hielt sie auf.
»Die wollen was über Xenia wissen. Ich hab sie hergebracht.«
»Warum?«
»Weil sie hier gewohnt hat.«
»Nein, Hirnie! Warum wollen die was wissen?«
»Sie ist an einer Überdosis gestorben«, warf M. J. ein. »Haben Sie das gewußt?«
Sie warf Leland einen nervösen Blick zu. »Yeah«, antwortete sie schließlich. »Kann schon sein, daß ich’s gewußt hab.«
»War Ihnen klar, daß sie an der Nadel hing?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
Adam trat vor, um sich in das Gespräch einzumischen.
»Könnten wir vielleicht einen Moment reinkommen?« bat er. »Nur um zu reden?« Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und entblößte dabei seine schönen, ebenmäßigen Zähne. M. J. wurde mittlerweile den Verdacht nicht los, daß nur wenige Frauen diesem Lächeln widerstehen konnten.
Das Mädchen jedenfalls schien beeindruckt zu sein. Sie erfaßte mit einem Blick seine Kleidung … weißes Hemd ohne Krawatte, Jeans … und die umwerfende Figur.
»Kommen Sie auch vom Gesundheitsamt?« fragte sie.
»Nicht unbedingt …«
»Sind Sie ein Bulle?«
»Nein.«
Damit gab sie sich zufrieden. Mit einer koketten Kopfbewegung, die ihr Ohrgehänge erklirren ließ, gestattete sie ihnen hereinzukommen.
Im Zimmer sah es aus wie in einem Beduinenzelt. Schwere Portieren hingen vor den Fenstern und verliehen dem Raum ein rötlich schummriges Licht. Statt Stühlen gab es Kissen auf dem Fußboden und auf einer einzelnen langen Couch, deren Polster mit Seidenapplikationen von Elefanten und kleinen Spiegeln bestickt waren. Ein vertrauter Geruch hing in der Luft …
Hasch,
dachte M. J.,
mit einer Prise Patschuli.
Sie setzte sich neben Adam auf die Couch. Leland und sein Kumpel nahmen am Couchende Aufstellung, als versuchten sie, sich harmonisch in den orientalischen Wandteppich einzufügen.
Das Mädchen – sie nannte sich Fran – ließ sich auf ein Kissen fallen und sagte: »Xenia und ich, wir haben nicht viel geredet, müssen Sie wissen. Also denken Sie ja nicht, daß ich viele Fragen beantworten kann.«
»Haben Sie gewußt, daß sie ein Junkie war?« fragte M. J.
»Schätze, sie mochte ihren Stoff.«
»Woher bekam sie ihn?«
»Von überall her.« Frans Blick flackerte seitwärts in Richtung Leland. Sie leckte sich die Lippen. »Meistens aus der Nachbarschaft.«
»Woher denn da?«
»Keine Ahnung. Schätze, sie hatte Typen in den anderen Wohnvierteln. Zu denen ist sie wohl gegangen. Ich wollte damit nichts zu tun haben. Stehe auf Stoffe aus der Natur. Auf pflanzliches Zeug.«
»Kannte sie Nicos Biagi?«
Fran lachte. »Oh Mann! Nicos war jedermanns Freund.«
M. J. holte das Foto aus dem Leichenschauhaus hervor, das die unbekannte Tote zeigte. »Was ist mit diesem Mädchen? Kennen Sie sie?«
Fran wurde bleich, als ihr klar wurde, daß es sich um eine Leiche handelte, die sie da betrachtete. Sie schluckte. »Yeah. Eine von Nicos Freundinnen. Eliza.«
»Sie ist ebenfalls tot«, sagte M. J. »Hat sich dasselbe Zeug gespritzt wie Nicos und Xenia. Es hat sie alle drei umgebracht.«
Fran gab das Foto zurück und wandte den Blick ab.
»Sie hat sich die Wohnung mit Ihnen geteilt, Fran«, warf Adam ein. »Sie muß Ihnen doch was erzählt haben.«
»Hören Sie! Sie hat einfach nur hier gewohnt, okay? Wir sind keine Busenfreundinnen gewesen oder so. Sie hatte ihr Zimmer. Ich hatte meins.«
»Was ist mit dem Zimmer? Sind ihre Sachen noch da?«
»Nee. Die haben längst alles gefilzt.«
»Wer hat das getan?«
»Die Bullen natürlich. Wer sonst?«
M. J. sah sie stirnrunzelnd an. »Was?«
»Na, Sie wissen schon! Die fiesen Kerle mit den blanken Abzeichen und den Gummiknüppeln. Sie waren da und haben alles auseinandergenommen … haben Beweise gesucht.«
»Erinnern Sie sich an einen Namen? An das zuständige Revier?«
»Lady … glauben Sie, ich fange Diskussionen an, wenn mir so ein Typ seine Marke unter die Nase hält?«
M. J. warf Adam einen Blick zu, sah seinen verwirrten Ausdruck. Weshalb war die Polizei hier gewesen, und wonach hatten sie gesucht?
Diese Frage beschäftigte sie auf dem ganzen Weg, die sechs Stockwerke hinunter. Dann traten sie und Adam in den Sonnenschein hinaus und sahen blinzelnd zu den Wohntürmen der Projects hinauf.
Wieder diese Gefängnistürme,
dachte M. J. Sie waren eine ständige Erinnerung daran, daß dieser Welt niemand so leicht entkam.
Allein sich in ihr zurechtzufinden war schwierig. Sie hatten den halben Tag in South Lexington
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