Gute Nacht, Peggy Sue
um sich mit »Herbert Esterhaus« anzufreunden. Er liebte seinen Job. Bei Cygnus wurde seine Arbeit geschätzt und respektiert – und was noch wichtiger war,
er
wurde geschätzt und respektiert. Sogar von Mr. Q. persönlich.
Würden sie ihn respektieren, wenn sie erfuhren, was er getan hatte?
Er ging zum Fenster und starrte auf die Straße hinunter. Es war ein böiger Tag, und Abfallpapier wirbelte durch den Wind. Die City von Albion. Okay, sie war nicht die Stadt seiner Träume, aber sie war ihm ein Zuhause geworden. Er hatte ein Haus, ein gutes Gehalt, einen Job, mit dem er dicht am puls der neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen bleiben konnte. Samstag abends hatte er seinen Volkstanzclub, Sonntag abends seine Aquarellklasse. Er hatte zwar nicht die Frau, die er liebte, aber noch machte er sich Hoffnungen. Maeve würde zu ihm zurückkommen. »Das ist jetzt mein Zuhause«, murmelte er. Der Klang seiner Stimme erschreckte ihn. »Ich lebe hier. Und ich werde nicht gehen.«
Damit kam er zu seiner zweiten Möglichkeit: dem Geständnis.
Das hatte natürlich Konsequenzen. Er würde vermutlich seinen Job verlieren. Aber wenn sie erst einmal die Umstände begriffen und verstanden, daß er zu allem gezwungen worden war, würde man nicht so hart mit ihm ins Gericht gehen. Nicht, wenn er Namen nennen, Verbindungen aufzeigen konnte.
Bei Gott, diesmal werde ich nicht davonlaufen!
Er griff nach dem Telefonhörer und wählte Adam Quantrells Privatnummer. Geständnisse seien Balsam für die Seele, sagte man.
Quantrell sei nicht zu Hause, erklärte der Mann am anderen Ende der Leitung. Ob er eine Nachricht hinterlassen wolle?
»Sagen Sie ihm … sagen Sie ihm, ich muß mit ihm sprechen«, erwiderte Esterhaus. »Aber nicht am Telefon.«
»Darf ich fragen, worum es geht?«
»Das ist … privat.«
»Ich richte es aus. Wo kann er Sie erreichen, Dr. Esterhaus?«
»Ich bin …« Er hielt inne. In diesem etwas schmierigen Hotel, das den Beweis für seine Flucht, für sein schlechtes Gewissen darstellte? Nein, entschied er. »… zu Hause«, vollendete er den Satz. Dann legte er auf und fühlte sich schlagartig besser. Jetzt, da er sich zum Handeln entschieden hatte, konnte er all die Energie, die ihn die sinnlosen Aktivitäten aufgrund seiner Unsicherheit gekostet hatten, in Entschlossenheit umwandeln. Er packte die wenigen Sachen ein, die er mitgenommen hatte … Zahnbürste, Rasierapparat, Unterwäsche zum Wechseln. Dann bezahlte er sein Zimmer und fuhr nach Hause.
Er parkte in seinem Carport und ging durch den Seiteneingang in die Küche. Vertraute Gerüche umgaben ihn, der Duft des mit Chlor gereinigten Spülbeckens, die frische Farbe des kürzlich gestrichenen Flurs. Hier, in seinem Haus, fühlte er sich sicher.
Das Telefon im Wohnzimmer klingelte. Quantrell? Der Gedanke ließ sein Herz schneller schlagen. Bereit, die Wahrheit los zu werden, griff er nach dem Hörer und hörte eine Kinderstimme fragen: »Ist Debbie da?« Dabei entgingen ihm sowohl die Schritte auf der Veranda als auch das Knirschen des Türknaufs.
Aber er hörte das Klopfen.
Er legte den Hörer einfach auf und ging zur Haustür, um zu öffnen. »Oh«, sagte er. »Du bist das.«
»Es ist alles geregelt.«
»Wirklich?«
»Ich habe doch gesagt, daß ich mich um alles kümmern würde.« Der Gast trat ein und machte die Tür hinter sich zu.
»Paß auf, die Sache gefällt mir nicht. Ich hätte nie gedacht, daß es soweit gehen würde …«
»Aber Herb, ich sage dir doch, du brauchst dir nicht die geringsten Sorgen zu machen.«
»Quantrell kriegt es raus! Es ist nur eine Frage …« Esterhaus verstummte, starrte auf seinen Besucher … und auf die Waffe. Er schüttelte ungläubig den Kopf.
Im nächsten Moment wurde die Waffe zweimal abgefeuert.
Esterhaus wurde von der Wucht des Einschlags von den Beinen gerissen. Er krachte rücklings gegen die Couch, und sein Blut rann in kleinen Bächen über den Karostoff. Mit schwindendem Sehvermögen starrte er zu seinem Mörder auf.
»Warum?« flüsterte er.
»Hab ich dir doch gesagt, Herb. Du brauchst dir um nichts Sorgen zu machen. Und ich jetzt auch nicht mehr.«
Thomas erwartete sie wie üblich an der Haustür. Mittlerweile kam er M. J. fast wie ein Teil des Hauses vor, so wie der Kamin oder die Wandtäfelung. Außerdem war er ebenso allgegenwärtig. Und das aus freien Stücken. Er wollte es nicht anders. M. J. erkannte das jetzt an seinem Lächeln, an der väterlich liebevollen Art, mit der er Adam
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