Gute Nacht, Peggy Sue
gestützt von Adams Arm und seiner Stärke, in ihrer Erschöpfung einfach treiben ließ.
Erst als eine vertraute Stimme ihren Namen rief, wurde sie jäh in die Wirklichkeit zurückgerissen. Sie sah Lieutenant Beamis, der auf sie und Adam zukam.
»Was zum Teufel ist passiert?«
»Es ist Esterhaus«, antwortete Adam. »Er hat mich heute nachmittag angerufen. Hat gesagt, er wolle mich sprechen. Wir sind vorbeigekommen und …«
Beamis starrte auf den Toten, der auf der Couch lag. »Wann?«
»Wir waren gegen fünf Uhr hier.«
»Er ist schon eine Weile tot«, murmelte M. J. »Vermutlich seit dem frühen Nachmittag.«
»Woher wissen Sie das?« fragte Beamis.
Sie wandte den Blick ab. »Erfahrung«, murmelte sie.
Der Inspektor von der Polizei in Rockbrook kam näher und begrüßte Beamis. »Tut mir leid, daß ich dich soweit rausjagen mußte, Lou. Ich weiß, daß es eigentlich unser Fall ist, aber sie haben darauf bestanden, dich anzurufen.«
»Also, was hast du?«
»Zwei Schüsse direkt ins Herz. Muß sofort tot gewesen sein. Keine Spuren gewaltsamen Eindringens. Keine Zeugen. Der Gerichtsmediziner muß sich die Leiche noch ansehen … die ungefähre Tatzeit abschätzen.«
»Dr. Novak tippt auf den frühen Nachmittag.«
»Ja, also …« Der Detective trat unruhig von einem Bein aufs andere. »Sie schicken Davis Wheelock rüber.«
Weil sie mir in diesem Fall nicht trauen,
dachte M. J. Der Detective aus Rockbrook war ein vorsichtiger Mann. Er konnte sich M. J.s Rolle in diesem Spiel nicht sicher sein. Ihr Status hatte sich von der amtierenden Gerichtsmedizinerin gewandelt zu … ja, wozu? Zur Zeugin? Zur Verdächtigen? Sie erkannte es an der Art, wie er sie musterte, jede ihrer Aussagen auf die Waagschale legte.
Jetzt begann Beamis Fragen zu stellen; dieselben Fragen, die sie bereits beantwortet hatte. Nein, sie hatten nichts berührt … bis auf das Telefon. Und – kurz – die Leiche, um noch etwaige Lebenszeichen festzustellen. Einzelne Geschehnisse wurden immer wieder bis ins kleinste Detail durchgekaut. Als Beamis fertig war, hatte M. J. Konzentrationsschwächen. Zu viele Stimmen im Zimmer redeten durcheinander. Dazu kam die Geräuschkulisse der Schaulustigen draußen, der Nachbarn, die sich alle hinter der gelben Absperrung der Polizei drängten.
Esterhaus wurde in einem schwarzen Leichensack aus dem Haus und durch das Blitzlichtgewitter der Fotografen den Gartenweg entlang geschoben.
Adam und M. J. folgten der Bahre ins Freie. Draußen herrschte Chaos. Polizisten trieben die Leute zurück, Funkgeräte knackten in einem halben Dutzend Streifenwagen. Zwei Übertragungswagen des Fernsehens parkten in der Nähe. Ein Reporter hielt M. J. ein Mikrofon unter die Nase und fragte: »Haben Sie die Leiche gefunden?«
»Lassen Sie uns in Ruhe«, sagte Adam und schob das Mikrofon beiseite.
»Sir, können Sie uns sagen, in welcher Verfassung …«
»Ich sagte doch, Sie sollen uns in Ruhe lassen!«
»Hey!« schrie ein anderer Reporter. »Sind Sie nicht Adam Quantrell? Mr. Quantrell?« plötzlich richteten sich die Scheinwerfer erneut auf sie. Adam packte M. J. bei der Hand und zog sie in blinder Hast zum Wagen.
In dem Moment, da sie im Auto saßen, schlugen sie die Türen zu und verriegelten sie. Zahllose Hände klopften gegen die Fenster.
Adam ließ den Motor an. »Machen wir, daß wir wegkommen«, brummte er heiser und drückte aufs Gaspedal.
Noch im Davonfahren hörten sie die Fragen, die man ihnen zuschrie.
M. J. sank erschöpft in die Polster zurück. »Ich dachte, die behalten uns die ganze Nacht da.«
Er warf ihr einen besorgten Blick zu. »Alles in Ordnung?«
Sie fröstelte. »Mir ist nur kalt. Und ich habe Angst. Hauptsächlich Angst …« Sie sah ihn an. »Warum haben sie Esterhaus umgebracht? Was ist eigentlich los, Adam?«
Er starrte geradeaus, hielt den Blick unverwandt auf die Straße gerichtet, sein Profil angespannt und bleich in der Dunkelheit. »Bei Gott, ich wünschte, ich wüßte es.«
Sie kamen nach Hause, und Thomas erwartete sie bereits.
»Mr. Q.! Gott sei Dank, daß Sie da sind! Die Reporter rufen dauernd an …«
»Sagen Sie ihnen, sie sollen sich zum Teufel scheren«, brummte Adam und führte M. J. zur Treppe.
»Aber …«
»Sie haben gehört, was ich gesagt habe.«
»Darf ich die Bitte … wörtlich nehmen?«
»Wort für Wort. Sagen Sie einfach:
Fahren Sie zur Hölle!
«
»Du meine Güte!« Thomas schien sich sehr unwohl zu fühlen. Er beobachtete, wie sie die Treppe
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